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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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hatte, war es sowieso unmöglich, genau die Stelle auszumachen, von wo die Rakete abgefeuert worden war.
    Tina ließ das Fenster herunter und schaute sich nach etwas um, das ihr hätte weiterhelfen können. Von überall her waren nun Sirenen zu hören, deren Lautstärke, je näher sie kamen, ohrenbetäubende Ausmaße annahm. Im Funkverkehr herrschte eine vielstimmige Kakophonie. Niemand schien glauben zu können, was gerade passiert war. Auch Tina stand noch immer unter Schock, wenn auch nicht so stark wie Bolt, der sich erst langsam wieder beruhigte.
    »Sie muss von einem der drei oder vier Häuser hier abgefeuert worden sein«, stellte sie fest und deutete mit heftig klopfendem Herzen aus dem Fenster.
    Bolt übermittelte der Zentrale ihren Standort und hielt an. In diesem Moment ging die Tür eines der verdächtigen Häuser auf. Eine vielleicht vierzigjährige Frau in einem Jogginganzug kam heraus und sah sich etwas verwirrt um. Ihr Blick fiel auf Bolts zerschrammten Ford, den sie misstrauisch beäugte.
    Bolt ließ sein Fenster herunter und zeigte kurz seine Dienstmarke. »Polizei!«, zischte er leise, um nicht mögliche Verdächtige zu warnen. »Zurück ins Haus.«
    Die Frau verzog das Gesicht und schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Überlass sie mir«, sagte Tina und stieg aus.
    Sie war kaum halb über die Straße, als sich das elektrische Garagentor des Nachbarhauses hob. »Sofort zurück ins Haus«, ermahnte sie die Frau, ging aber bereits auf das andere Haus zu, weil sie sehen wollte, wer aus der Garage kam.
    Plötzlich wurde sie von den aufblitzenden Scheinwerfern eines Pajero geblendet.
    Tina reagierte rein instinktiv. Sie rannte hinüber und hechtete nach dem Türgriff.
    Auf dem Fahrersitz saß eine dunkle Gestalt, die ihr einen kurzen, überraschten Blick zuwarf. Für einen Augenblick sahen sie einander direkt in die Augen.
    Tina packte den Türgriff, und der Fahrer trat aufs Gas. Sie wurde mitgerissen und versuchte, die Tür zu öffnen, doch die war verriegelt. Sie sah, wie Bolt dem Pajero den Weg abschnitt, und ließ los. Sie wurde hart auf den Asphalt geschleudert und überschlug sich mehrfach, während der Pajero ungebremst in die Seite des Ford raste. Metall knirschte, der Ford wurde um neunzig Grad gedreht, der Pajero dagegen beschleunigte rückwärts und zwang Tina, auf allen vieren auf dem Gehweg Schutz zu suchen, um nicht überrollt zu werden. Tina glaubte, der Fahrer wolle sie töten, doch er verschaffte sich nur genügend Raum, um den Focus ein zweites Mal zu rammen und von der Straße zu befördern. Gerade als Tina wieder auf die Beine kam, knirschte es erneut. Der Focus wurde auf den Gehweg geschoben, während der Pajero nach rechts auswich und um ihn herumkurvte. Tina ignorierte den Schmerz, der ihren ganzen Körper durchzuckte, und rannte hinterher, aber es war zwecklos, weil der Pajero bereits die Kreuzung erreicht hatte und mit quietschenden Reifen nach rechts abbog.
    Hinter ihr kamen zwei Streifenwagen mit Blaulicht und Sirene heran. Wild gestikulierend hielt sie ihren Dienstausweis in die Höhe und schrie den Fahrer des vorderen Wagens an, die Verfolgung aufzunehmen. Nachdem die Fahrer ihre beiden Streifenwagen um den beschädigten Focus herummanövriert hatten und beschleunigten, lief sie zu Bolt, der immer noch auf dem Fahrersitz saß und etwas benommen dreinschaute.
    »Mike, bist du okay?«, fragte sie. Auch wenn sie vorhin kurz davor gewesen waren, ernsthaft aneinanderzugeraten, sorgte sie sich mehr um ihn, als sie bereit war zuzugeben.
    »Mir geht’s bestens«, ächzte er und schaffte es gerade so, die zerbeulte Fahrertür aufzudrücken und sich herauszuzwängen.
    »Die Streifenwagen sind an ihm dran, aber ich schätze, er hat einigen Vorsprung.«
    »Scheiße«, sagte er trocken, lehnte sich gegen den Wagen und rieb sich den Hinterkopf. Immer noch wirkte er etwas wacklig auf den Beinen. »Er darf uns nicht entkommen. Nicht nach dem, was er getan hat. Ich habe gerade noch über Funk gehört, dass sie bereits begonnen hatten, die Plattform zu evakuieren, trotzdem hat es eine Menge Opfer gegeben.«
    Er schaute sie an.
    »Ich dachte, ich hätte dir gesagt, keine Dummheiten zu machen.«
    »Hab ich auch nicht. Und eins noch, bevor du wieder anfängst, mir Vorträge zu halten: Ich konnte ihn genau sehen.«
    Bolts Miene hellte sich ein wenig auf.
    »Würdest du ihn wiedererkennen, wenn er dir noch mal begegnet?«
    »Hundertprozentig«, erwiderte Tina. Ihre Stimme klang kalt und fest

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