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Bedrohung

Bedrohung

Titel: Bedrohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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hörte er schon die nächste Sirene herannahen – er würde sich beeilen müssen. Er steckte die Pistole wieder ein, rannte zum Heck des Wagens, öffnete den Kofferraum und warf die Tasche mit seiner Ausrüstung hinein. Er sah sich kurz um, ob er beobachtet wurde, zog dann den Fahrer aus dem Sitz und bugsierte ihn ebenfalls in den Kofferraum, wo er ihn, so gut es ging, hineinquetschte. Bevor er den Deckel zuschlug, nahm er dem Mann noch die Mütze ab.
    Der nächste Streifenwagen näherte sich jetzt schnell, er war kaum mehr hundert Meter entfernt. Voorhess benötigte all seine Selbstkontrolle, um sich ruhig die Mütze aufzusetzen, sie zurechtzurücken und sich hinters Steuer zu klemmen. Er fuhr an und zog schnell wieder auf die richtige Straßenseite.
    Gerade als der entgegenkommende Wagen langsamer wurde, bis er fast auf gleicher Höhe war, hörte Voorhess ein Stöhnen vom Beifahrersitz. Aus dem Augenwinkel sah er, dass der totenbleiche, blutüberströmte zweite Polizist sich nach vorn beugte und dabei Blut von seiner Stirn tropfte. Er gab ein krächzendes Geräusch von sich, versuchte den Arm zu heben und war jedenfalls alles andere als tot.
    Voorhess schlug dem Verletzten die Faust auf den Brustkorb, was zur Folge hatte, dass dieser wieder in den Sitz zurücksank. Dann nickte er den vorbeifahrenden Polizisten zu und blockierte den Blick auf ihren verwundeten Kollegen. Gleichzeitig gab er Gas und jagte die Straße hinunter.
    Erst nachdem er einige hundert Meter zwischen sich und den anderen Wagen gelegt hatte, ließ er den Cop los, der in seinem Sitz zuckte wie ein Zombie in einem billigen Horrorfilm. Voorhess bremste, zog die 22er, presste sie dem Cop an die Schläfe und drückte erneut ab.
    In diesem Augenblick meldete sich das Funkgerät mit einem Rauschen. Jemand wollte den genauen Standort des Wagens wissen.
    »Bravo Vier, hören Sie?«, fragte eine nervöse Stimme. »Wir haben Schüsse gehört. Bravo Vier? Antworten Sie. Over .«
    Mit einem Seufzer riss Voorhess das Funkgerät aus seiner Verankerung und warf es aus dem Fenster. Er fragte sich, ob er jemals lebend aus dieser gottverdammten Stadt herauskommen würde.

58
    20:06
    Inzwischen tauchten mehr und mehr Streifenwagen auf und riegelten die Straße an beiden Enden ab. Das Problem ist nur, dachte Tina verärgert, dass sie viel zu spät eintreffen. Es war mindestens zehn Minuten her, seit der schwarze Pajero in die Nacht verschwunden war, und bislang war er nicht wieder aufgetaucht. Und das, obwohl sich Dutzende von Polizeifahrzeugen und inzwischen auch ein Hubschrauber an der Suche beteiligten. Und jede Minute, die verstrich, bedeutete, dass der Terrorist sich weiter und weiter absetzen konnte.
    Erste Berichte deuteten an, dass die Raketenattacke auf The Shard mehr als fünfzig Opfer gefordert hatte, darunter mindestens zwei Abgeordnete sowie eine bekannte Fernsehreporterin. Es gab noch keine Auskünfte, wie viele davon gestorben waren.
    Tina und Bolt koordinierten die Evakuierung aller Häuser und Grundstücke im Umkreis von fünfzig Metern, falls sich in dem Haus, von dem aus die Rakete abgefeuert worden war, noch weitere Verdächtige aufhielten.
    »Das Haus gehört einem Mr. Azim Butt«, teilte Tina Bolt mit, während sie ein Ehepaar und seine beiden kleinen Kinder hinter das schwarz-gelbe Flatterband geleitete, mit der sie die Evakuierungszone abgesperrt hatten. »Einunddreißig Jahre alt, wenig Kontakt zu den Nachbarn. Denen zufolge lebt er seit etwa anderthalb Jahren in dem Haus. Er hat wohl eine Freundin, die ihn häufig besucht.«
    Bolt nickte. »Das deckt sich mit dem, was die Zentrale über ihn herausgefunden hat. Er besitzt zwei Firmen, die Restaurants und Einzelhändler mit Importprodukten versorgen. Verdient ganz anständig, hat aber eine Hypothek von dreihunderttausend Pfund auf das Haus laufen. Keine Vorstrafen, und sein Name erscheint auch auf keiner Observationsliste, allerdings ist er Moslem.«
    »Er war definitiv nicht derjenige, der in dem Pajero saß. Der Mann, den ich gesehen habe, war weiß, Anfang, Mitte vierzig, wettergegerbtes Gesicht. Hünenhafte Gestalt, wogegen Mr. Butt, wie ich annehme, eher schmächtig sein dürfte.«
    »Wer war es dann, verdammt?« Bolt runzelte die Stirn, wodurch die Falten in seinem Gesicht stärker zur Geltung kamen, als Tina in Erinnerung hatte. Er wirkte immer noch ziemlich mitgenommen, obwohl Tina spürte, wie sehr er sich bemühte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Wer immer es ist, er muss

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