Befehl von oben
diejenigen, die man mochte, na, man wußte halt, daß die nicht echt waren, aber auch manchmal spaßig, beabsichtigt oder nicht. Irgendein Mann mit Talent hatte die Rede geschrieben, mit dem Zweck, genau die richtigen Punkte rüberzubringen.
Die Mountain Men arbeiteten schon Jahre dran, eine Rede zu formulieren, mit der sie Leute für ihren Standpunkt mobilisieren könnten. Mühen und Mühen und kein Erfolg. Natürlich lag's nicht dran, daß ihre Überzeugungen falsch wären. Das war ihnen klar. Das Problem war die Verpackung, und nur die Regierung und das alliierte Hollywood konnten sich die richtigen Leute leisten, die Ideen entwickelten, die den Verstand der armen, dummen Bastarde ansprachen, die im Grunde nichts kapierten – das war der einzig mögliche Schluß.
Doch jetzt herrschte Zwist im feindlichen Lager.
Ernie Brown, der zu seinem Freund gefahren war, um ihn zu wecken, stellte den Ton des Fernsehers ab. »Ich nehme an, in der Stadt da ist nicht genug Platz für beide, Pete.«
»Du denkst, bis zum Sonnenuntergang wird einer verschwunden sein?« fragte Holbrook.
»Wünscht' ich.« Der Rechtskommentar, den sie sich gerade in der Politischen Stunde von CNN angehört hatten, war genauso konfus gewesen wie ein Niggermarsch auf Washington um Erhöhung der Wohlfahrt. »Na ja, äh, die Verfassung sagt nicht, was bei so was zu tun ist.
Schätze, die könnten da mit Vierundvierzigern auf die Pennsylvania bei Sonnenuntergang«, fügte Ernie mit einem Kichern hinzu.
Pete sah ihn an und grinste. »Wär' das kein Anblick?«
»Zu amerikanisch.« Brown hätte noch sagen können, daß Ryan schon mal in so 'ner Lage war, wie's in den Zeitungen und im Fernsehen hieß. Na ja, das stimmte. Vage erinnerten sich beide noch an die Sache in London; um bei der Wahrheit zu bleiben, waren sie beide stolz drauf gewesen, zu sehen, wie ein Amerikaner den Europäern zeigte, wie man mit 'ner Waffe umging – Ausländer hatten ja keinen Schimmer vom Umgang mit Waffen. So schlimm wie in Hollywood. Es war eine Schande, daß Ryan so verfault war. Was der in seiner Rede gesagt hatte, warum er in die Regierung gegangen war – das sagten sie alle. Dieser Kealty-Kotzbrocken konnte wenigstens auf Familie und so zurückfallen. Gauner und Diebe war'n sie alle, und so war er schließlich erzogen worden. Wenigstens heuchelte der nicht damit. Ein Oberklassen-Zigeuner oder … – Kojote? Ja, das stimmte. Kealty war sein Leben lang ein politischer Gauner, der tat das, was er war. Einem Kojoten konnte man ja auch nicht vorwerfen, daß er den Mond anheulte; er war auch einfach nur er selbst. Natürlich waren Kojoten Schädlinge. Und jeder Rancher konnte töten, so viele er wollte … Brown neigte den Kopf. »Pete?«
»Ja, Ernie?« Holbrook griff nach der Fernbedienung und wollte den Ton wieder anstellen.
»Wir haben doch eine Verfassungskrise, stimmt's?«
Jetzt guckte Holbrook. »Ja, das sagen all die Quatschköppe.«
»Und es ist gerade noch schlimmer geworden, richtig?«
»Die Kealty-Geschichte? Sicher, sieht ganz so aus.« Pete legte die Fernbedienung wieder hin. Ernie hatte wieder mal einen Geistesblitz.
»Was, wenn, hm …« Brown setzte an und stoppte und starrte auf den schweigenden Fernseher. Seine Gedanken brauchten Zeit, sich zu formen.
*
Weit nach Mitternacht landete die 707 schließlich auf dem Internationalen Flughafen Teheran-Mehrabad. Die Crew waren wie Zombies, nach sechsunddreißig Stunden fast ununterbrochen Flugs, weit über die Zeitgrenzen der zivilen Luftfahrt, noch erschöpfter durch die Art ihrer Fracht, so daß Mißstimmung aufgekommen war, sogar böse Worte beim Landeanflug gefallen waren. Doch das Flugzeug setzte mit einem heftigen Bums auf, und damit kam Erleichterung. Der Pilot schüttelte den Kopf und rieb sich das Gesicht mit einer müden Hand, während das Flugzeug nach Süden rollte und er zwischen blaue Lichter steuerte. Der Flughafen ist gleichzeitig Hauptquartier des iranischen Militärs und der Luftwaffe. Das Flugzeug wendete, schlug die genau entgegengesetzte Richtung ein und rollte in den militärischen Bereich – obwohl ihre Kennzeichnung zivil war, gehörte die 707 in Wirklichkeit der iranischen Luftwaffe. Die Crew war froh, bereits wartende Lkws zu sehen. Die Maschine blieb stehen, der Bordingenieur schaltete die Triebwerke ab.
Der Pilot zog die Parkbremsen an. Die drei Männer drehten sich zueinander.
»Ein langer Tag, meine Freunde«, sagte der Pilot als Entschuldigung.
»Gottes Wille,
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