Befehl von oben
Luftwaffen-Hangar.« Er war auf Abstand gegangen, um das, was er in Mehrabad gesehen hatte, nachzuvollziehen. »Hühnerställe oder -käfige oder so was, in einem Hangar mit Jagdflugzeugen, weißt du noch?«
»Scheiße!«
»Ein Anzeichen mehr, Mr. C. Diese Zufälle häufen sich, Mensch. Wo geht's jetzt hin?«
»Khartum.«
»Den Film hab' ich gesehen.«
*
Die Berichterstattung in den Medien ging weiter, aber wenig anderes.
Die Regionalsender wurden zunehmend wichtiger, da die Korrespondenten von Rang und Namen in den Network-Zentralen von New York, Washington, Chicago und Los Angeles festsaßen, und die Nachrichten widmeten den Aufnahmen von Soldaten der National Guard, die mit HMMWVs und mittelgroßen Lastern die großen Fernstraßen blockierten, sehr viel Sendezeit. Laster mit Nahrungsmitteln und medizinischen Vorräten durften nach Überprüfung passieren, und nach einigen Tagen wären die Fahrer auf Ebola-Antikörper getestet und erhielten dann Lichtbildausweise, um die Verzögerungen zu mindern. Die Trucker spielten mit.
Für andere Fahrzeuge und andere Straßen gab es einen Unterschied.
Wenn auch der Großteil allen Verkehrs zwischen den Staaten über Fernstraßen lief, so gab es nicht einen Bundesstaat in der Union, der nicht über ein ausgedehntes Netz aus Nebenstraßen mit seinen Nachbarn verbunden war, und dieses mußte ebenfalls blockiert werden. Das erforderte Zeit, und es gab Interviews von Leuten, die durchgeschlüpft waren und es für einen ziemlichen Witz hielten, gefolgt von weisem Kommentar mit dem Inhalt, daß dies beweise, der Befehl des Präsidenten sei unmöglich voll durchsetzbar; außerdem sei er falsch, dumm und verfassungswidrig.
»Es ist einfach nicht möglich«, sagte ein Verkehrsexperte in den Morgennachrichten.
Man hatte aber nicht bedacht, daß die Leute der National Guard ebenfalls in den Gebieten wohnten, die sie bewachten, und eine Landkarte lesen konnten. Die Unterstellung, sie seien Dummköpfe, brachte sie auch auf Touren. Bis Mittwoch mittag gab es auf jeder ländlichen Straße ein Fahrzeug mit Schützen, welche die Schutzmonturen trugen, die sie wie Männer vom Mars aussehen ließen.
Auf den Nebenstraßen, auch auf den Fernstraßen, gab es Zusammenstöße. Manche nur mit Worten – meine Familie ist gleich dort drüben, lassen Sie doch fünf gerade sein, okay? Die Regel wurde mal mit etwas Menschenverstand ausgelegt, mit Prüfung der Personalien und einem Funkruf. In anderen Fällen war die Auslegung streng, und hier und da erhitzten sich die Gemüter. Zweimal kam es zum Schußwechsel, bei einem wurde ein Mann getötet. Das machte schnell die Runde und war nach zwei Stunden in den bundesweiten Nachrichten, und wieder ließen sich Kommentatoren über die Weisheit des Präsidentenbefehls aus. Einer legte die Verantwortung für den Todesfall auf die Vordertreppe des White House.
Im großen und ganzen kamen auch die entschlossensten Grenzgänger beim Anblick der Uniformen und Gewehre zum Schluß, daß es das Risiko nicht wert war.
Das galt auch für die internationalen Grenzen. Das Militär und die Polizei Kanadas schlossen alle Grenzübergänge. US-Bürger in Kanada wurden gebeten, sich zum Test im nächsten Krankenhaus zu melden, und wurden dort festgesetzt, auf zivilisierte Art. Ähnliches spielte sich in Europa ab. Zum erstenmal war es die mexikanische Armee, die Amerikas südliche Grenze unter Mitwirkung von US-Behörden sperrte, diesmal aber gegen Verkehr mit Hauptrichtung Süden.
Es gab einigen Ortsverkehr. Supermärkte und Convenience Stores ließen die Kunden ein, meist in kleiner Anzahl, um das Wichtigste zu kaufen. Apotheken gingen die chirurgischen Masken aus. Viele suchten Baumärkte und Farbengeschäfte auf, um sich Schutzmasken für andere Zwecke zu holen, angeregt von Fernsehnachrichten, nach denen solche Masken, mit einfachen Desinfektionsmitteln aus dem Haushalt besprüht, besser gegen ein Virus schützten als die Schutzmontur der Army. Es war aber unausweichlich, daß einige beim Sprühen übertrieben, und das ergab allergische Reaktionen, Atembeschwerden und einige Tote.
Ärzte im ganzen Land waren wahnsinnig beschäftigt. Schnell wurde bekannt, daß zu Beginn die Erscheinungen von Ebola denen der Grippe ähnelten, und jeder Doktor konnte ein Lied davon singen, daß man sich diese durch bloße Einbildung zuziehen konnte. Die Unterscheidung zwischen Hyperchondern und den tatsächlich Kranken wurde rasch zur anspruchsvollsten medizinischen
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