Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Befehl von oben

Befehl von oben

Titel: Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
AARs, in denen die OC-Offiziere das Geschehen analysierten, akribisch genau wie Pathologen.
    »Ich kann Ihnen sagen«, nahm Bondarenko das Gespräch wieder auf, »in meiner Armee Faustkämpfe würden beginnen, während der …«
    »Ach, am Anfang wäre das bei uns auch fast passiert«, versicherte Diggs ihm. »Als es mit der Anlage hier losging, wurden Kommandeure abgelöst, wenn sie Gefechte verloren, bis jeder mal tief durchgeatmet hatte und klar wurde, daß es hier schwierig sein sollte. Pete Taylor war derjenige, der das NTC erst richtig zum Laufen gebracht hat. Die OC-Offiziere mußten Diplomatie lernen, die Leute von Streitmacht Blau mußten lernen, daß sie hier waren, um zu lernen. Ich kann Ihnen sagen, Gennadi, es gibt keine andere Armee in der Welt, die ihre Kommandeure derart demütigt, wie wir es tun.«
    »Das ist tatsächlich so, Sir. Neulich sprach ich mit Sean Connolly – er ist CO des lath ACR in der Negevwüste«, erklärte Hamm dem Russen. »Die Israelis haben es noch nicht so ganz begriffen. Sie meckern noch an allem herum, was die Beobachter-Kontrolleure ihnen sagen.«
    »Wir installieren dort ständig mehr Kameras.« Diggs lachte und fing an, Burger vom Grill auf einen Teller zu schaufeln. »Und manchmal glauben die Israelis nicht einmal, nachdem wir ihnen die Videoaufnahmen gezeigt haben, was sich abgespielt hat.«
    »Immer noch zuviel Trara da drüben«, stimmte Hamm zu. »He, ich bin als Squadron Commander hergekommen, und man hat mir mehr als einmal meinen Arsch aufm Tablett serviert.«
    »Gennadi, nach dem Golfkrieg ist das 3rd ACR routinemäßig hier gewesen. Nun, erinnern Sie sich, es hat Barry McCaffreys 24th Mech angeführt …«
    »Haben in vier Tagen, zweihundertzwanzig Meilen weit, Ärsche getreten und Namen registriert«, bestätigte Hamm. Bondarenko nickte. Er hatte den Golfkrieg in allen Einzelheiten studiert.
    »Ein paar Monate später sind sie hierher gekommen und mußten in der eigenen Scheiße baden. Das ist der Punkt, General. Das Training hier ist härter als echter Kampf. Es gibt keine Einheit in der Welt, die so gut und so schnell ist, wie Als Blackhorse Cav …«
    »Außer Ihre alten Buffalo Soldiers, General«, warf Hamm ein.
    Über den Hinweis auf die lath mußte Diggs lächeln. Er war Hamms Unterbrechungen gewohnt. »Tatsache, Al. Wie auch immer, wer's mit OpFor aufnehmen kann, kann's mit jedem in der Welt, auf der falschen Seite von drei-zu-eins, und ihm trotzdem den Hintern in die nächste Zeitzone treten.«
    Bondarenko lächelte und nickte. Er lernte schnell. Der kleine Stab, den er mithatte, durchstreifte weiter den Stützpunkt, sprach mit ihren Gegenstücken und lernte, lernte, lernte. Zahlenmäßige Unterlegenheit war nicht Tradition der russischen Armee, aber das könnte sich bald ändern.
    Die Bedrohung seines Landes war China, und wenn die Schlacht je geschlagen würde, dann am falschen Ende einer langen Versorgungslinie gegen eine riesige Wehrpflichtigenarmee. Diese Bedrohung abwehren hieß das kopieren, was die Amerikaner gemacht hatten. Bondarenkos Aufgabe war, die gesamte Militärpolitik seines Landes zu ändern. Nun, dachte er, er war an den richtigen Ort gekommen, um das zu lernen.
    Scheißlüge, dachte der Präsident hinter einem verständnisvollen Lächeln. Es fiel schwer, Indien zu mögen. Die bezeichneten sich als die größte Demokratie der Welt, doch das war nicht sonderlich wahr. Sie redeten von hehren Prinzipien, bedrohten aber, wenn es ihnen paßte, die Nachbarn, entwickelten Atomwaffen und, mit der Bitte an Amerika, sich aus dem Indischen Ozean zurückzuziehen – »Immerhin heißt er ja der Indische Ozean«, hatte ein ehemaliger Premierminister einem ehemaligen US-Botschafter gesagt –, beschlossen sie, die Doktrin von der Freiheit der Meere beliebig auszulegen. Und verdammt, sie hatten vorgehabt, Hand an Sri Lanka zu legen. Nur jetzt, da der Schritt vereitelt war, sagten sie, daß sie einen solchen Schritt nie vorgehabt hätten. Einem Regierungschef respektive einer Regierungschefin konnte man aber nicht lächelnd in die Augen schauen und sagen: »Scheißlüge.«
    Das tat man einfach nicht.
    Jack hörte geduldig zu und trank noch ein Glas Perrier, das ihm ein namenloser Diener gebracht hatte. Die Situation in Sri Lanka war kompliziert, konnte unglücklicherweise zu Mißverständnissen führen, und Indien bedauere das; sonst bestanden sicherlich keine Differenzen, da wäre es doch besser, beide Seiten zögen sich etwas zurück. Die

Weitere Kostenlose Bücher