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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Schreckenslaut sank sie in ihrem Sessel zusammen. Ihr Ma gen verkrampfte sich und aschfahl im Gesicht würgte sie hervor: „Mich?“
    Peters bestätigte mit einem stummen Augenaufschlag ihre Vermutung.
    Clausing erhob sich hastig. Über seine Züge blitzte ein solcher Hass, dass Suse betroffen zusammenfuhr. Sie streckte ihre Hand begütigend nach ihm aus, aber er entzog sich ihrer Berührung und trat mit geballten Fäusten einen weiteren Schritt auf Peters zu.
    „Und was ist mit den Problemen, die sich nicht derart unkompliziert lösen lassen? Was, wenn einer dieser Unglücklichen Ihre perversen Spielchen durchschaut und seine Fragen ausspricht oder sich gar zur Wehr setzt? Wie Ossi! Werden sie dann mit Gewalt unschädlich gemacht?“
    Die Worte explodierten mit solcher Heftigkeit auf seinen Lippen, dass sich Suse die Faust auf den Mund presste, um nicht aufzuschreien. Matt ’n hatte Recht, sie besaßen die Macht, andere zu zerstören. Und Adrian …
    „Soll das heißen, Adrian befindet sich in ernster Gefahr?“, stieß sie atemlos hervor.
    Clausing fuhr zu ihr herum. Seine Augen verengten sich zu blauen Schlitzen, als suchte er in ihrem Gesicht angestrengt nach etwas. Dann warf er den Kopf in den Nacken. Sein wieherndes Gelächter erfüllte den Raum und erschreckte sie fast zu Tode. Hatte er jetzt ganz und gar den Verstand verloren?
    Als er sich endlich wieder beruhigt hatte, musterte er sie verächtlich von Kopf bis Fuß. Er hatte die Kiefer dermaßen fest aufeinandergebissen, dass seine Wangenmuskeln zuckten. Noch mehr allerdings als Clausings arrogante Reaktion angesichts ihrer naiven Frage fürchtete Susanne die Antwort des Fremden, an dessen Lippen ihr Blick hing.
    Frithjof Peters nickte bedächtig. „Die Tabletten und der Alkohol stellen in der Tat die geringste Gefahr dar, die Adrian derzeit droht“, bestätigte er leise.
    „Also, was schlagen Sie vor?“, bellte der Kapitän ungeduldig. „ Worauf warten Sie noch? Wenn Sie Ossi wirklich helfen wollen, holen Sie ihn so schnell wie möglich von dort weg.“
    „ Dafür sind umfangreiche Vorbereitungen zu treffen. Wir dürfen nichts überstürzen, denn wir haben lediglich einen Versuch, um ihn ohne Aufsehen herauszuschaffen. Solange ich mich um die Formalitäten kümmere, sollten Sie unbedingt Kontakt zu Adrian halten. Besuchen Sie ihn. Am besten jeden Tag. Es ist wichtig, dass er Sie so oft wie möglich sieht. Reden Sie mit ihm. Ich weiß, wie schwer es ist, diese einseitige Konversation zu führen, doch einzig und allein auf diese Weise können wir verhindern, den Faden zu ihm völlig zu verlieren.“
    „Warum betonen Sie das so?“
    „Sie werden versuchen … sie sind dabei …“ Frithjof Peters atmete tief durch, ehe er mit Nachdruck erklärte: „Menschen seiner Art reagieren nach einer Bekanntschaft mit … mit diesen ganz speziellen, modernen Behandlungsmethoden meist mit einer schweren psychischen Übergangskrise. Deswegen ist es von großer Bedeutung für ihn, sich an etwas Vertrautem festhalten und aufrichten zu können.“
    „Menschen seiner Art ? Mann, wovon reden Sie eigentlich? Wir sprechen, verdammt noch mal, von Ossi und nicht von einem … einem Außerirdischen“, ereiferte sich Matthias zornig. „Was sind das für spezielle Behandlungsmethoden?“
    „Wissenschaftliche, unblutige Methoden. Schlaf entzug, schmerzhafte zahnärztliche und sonstige ärztliche Behandlung ohne Betäubung, Elektroschocks, Spritzen, moralische Misshandlung. Er hat nicht unsere zivilisierten Abwehrstoffe in sich, er reagiert … Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich weiß nicht, was er Ihnen erzählt hat, aber Adrian ist unter anderen äußeren Bedingungen aufgewachsen als Sie und ich – und damit meine ich nicht allein die Tatsache, dass er eine Waise ist. Deswegen verhält er sich mitunter noch heute, als erwachsener Mensch, wie ein Kind oder ein Tier, man könnte ebenso sagen wie ein Wilder – körperlich auf Medikamente, psychisch auf alles, was in seinen Augen eine Beleidigung darstellt oder seine Ehre, seinen Stolz verletzt.“
    „ Weiße Folter“, brachte es Matthias Clausing mit beängstigend kalter Stimme auf den Punkt. „Gehirnwäsche.“
    Und Frithjof Peters widersprach nicht. Er wusste, denn er hatte nicht nur mit eigenen Augen gesehen, dass es möglich war, Persönlichkeit, Selbstauffassung und Wertevorstellungen eines Menschen komplett zu verändern. Im schlimmsten Fall – und auf genau den liefen seine Bemühungen hin – war das

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