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Begegnungen (Das Kleeblatt)

Begegnungen (Das Kleeblatt)

Titel: Begegnungen (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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verschwand, das nicht dorthin gehörte.
    Er verschluckte sich fast an der Luft, die er scharf einsog, und hechelte: „Ich befürchte, Ossi trinkt inzwischen regelmäßig.“
    „ Good morning, Captain . Du entpuppst dich ja als wahrer Blitzmerker.“ Sie bedachte ihn mit ihrem Queen-Victoria-Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass sie ganz und gar nicht amüsiert war. Unvermittelt schoss sie aus ihrem Sessel in die Höhe, stiefelte hektisch auf und ab, während sie blaffte: „Stell dich doch nicht dermaßen dämlich! Oder willst du dem Nix-Checker dort oben in meinem Bett Konkurrenz machen? Wegen seiner Sauferei wolltest du Adrian schließlich von Bord deines makellos sauberen Schiffes haben!“
    Als er nichts erwiderte, senkte sie die Stimme und hauchte: „Oder gab es etwa noch einen anderen Grund für diese Entscheidung?“
    „Suse, ich wollte nichts anderes, als dass er sich in ärztliche Behandlung begibt. Das und sonst nichts! Und am allerwenigsten, dass er mir derart überstürzt seine Kündigung präsentiert. So etwas Unüberlegtes passt gar nicht zu ihm! Ich hatte mir eingebildet, Ossi würde alles daran setzen, so schnell wie möglich wieder aufsteigen zu können. Er muss endlich zur Vernunft kommen.“
    „Aber sicher, sag ihm das. Versuch du mal , das in seinen sturen Holzkopf zu hämmern. Möglicherweise hört er ja auf die weisen Ratschläge des großen Käpt’n Clausing. Wir sprechen vermutlich unterschiedliche Sprachen, weil er mich …“
    Ein ohrenbetäubendes Scheppern ließ sie herumfahren. Gleich darauf hörte sie Adrian im oberen Stockwerk grölen.
    Mit einer beruhigenden Geste legte Matthias seine Hand auf ihren Arm und hielt sie zurück. „Nicht, Suse. Ich kümmere mich um ihn. Bleib hier.“
    Ihr Herz trommelte wild gegen die Rippen , während ihr wehmütiger Blick die drahtige Gestalt des Kapitäns verfolgte, der mit schnellen, fließenden Bewegungen den Raum durchquerte und seinen Mantel achtlos über das Treppengeländer warf. In diesem Augenblick sah er ganz so aus, als würde er jemanden suchen, dem er mit aller Wucht in den Hintern treten konnte. Der vor Kraft und Energie strotzende Kapitän nahm mühelos drei Stufen auf einmal in die obere Etage der Wohnung, wo er ebenfalls sein Jackett ablegte.
    Sus anne empfand plötzlich Mitleid mit Adrian, der zweifellos dieser Jemand sein würde und sich vermutlich nicht einmal wehren konnte. Nur um alle Unwägbarkeiten abzudecken, versuchte sie ein winziges bisschen Angst um ihn zu entwickeln, doch was sie zustande brachte, war lediglich der aus tiefstem Herzen aufsteigende Wunsch, ihn zu erwürgen.
    Sie ließ sich in den Sessel zurücksinken und schloss für einen Moment erschöpft die Augen. Hatte sie dem Kapitän womöglich Unrecht getan, als sie ihn verdächtigte, aus purem Eigennutz seinen Freund von Bord haben zu wollen? Er fühlte sich für Adrian verantwortlich und wollte ihm helfen.
    War es ihm nie um etwas anderes gegangen?
     

5. Kapitel
     
    Mit finsterer Miene riss er die Tür zum Schlafzimmer auf. Die Fäuste in die Hüften gestemmt baute er sich breitbeinig in dem geräumigen Zimmer auf, gerade so als würde er auf dem schwankenden Deck seines Schiffes stehen und einem Bataillon Seemänner Befehle erteilen. Selbst ein Blinder hätte in diesem Augenblick erkennen können, dass der Kapitän nicht einfach bloß aufgebracht war, sondern gefährlich zornig und kampfbereit.
    „Verdammt noch mal, Ossi , warum bist du nicht im Bett und schläfst deinen Rausch aus?“
    Der Nämliche stand vollkommen nackt vor der Fensterfront und schien sich an dem faszinierenden Anblick des nächtlichen Gartens zu erfreuen, wobei er sich redlich mühte, das Gleichgewicht zu halten, indem er beide Hände auf die Kommode stützte. Seit einer Minute hoffte er, die Wände und Möbel würden endlich aufhören, sich um ihn zu drehen, damit er aufrecht den Rest des Weges bis ins Bad zurücklegen konnte. Im Zeitlupentempo hob er den Kopf und blickte seinen Freund aus glasigen Augen an. Sein Gesicht war totenblass. Er streckte dem Kapitän unbeholfen eine Hand entgegen und bedachte ihn mit dem einfältigen Grinsen eines Sturzbetrunkenen.
    „Matt ’n, mein liebsss…ter … mein Freund. Wasss … willsss’ …“, lallte er und bewegte mit verwunderter Miene den trägen Klumpen Fleisch in seinem Mund, von dem er annahm, er müsste sich um seine Zunge handeln. „Gott, mir ’sss übel. Wo … warsss’u … so lang?“, fragte er dann mit sorgfältiger

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