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Beginenfeuer

Beginenfeuer

Titel: Beginenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Christen
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Hofstaates. Wären da nicht die scharfen Falten in seinen Mundwinkeln, die düsteren Schatten unter seinen tief liegenden Augen und die ungesunde Blässe seiner Haut gewesen, er hätte den brüderlichen Entschluss, der Kirche zu dienen, gutheißen können.
    »Sieh mich nicht so an. Es muss mir doch erlaubt sein, mich um Ysée zu sorgen.«
    »Sie schweigt«, sagte Mathieu langsam. »Sie ist in eine Art Erstarrung verfallen, die kein Wort zulässt. Sie sitzt in ihrer Kammer, blickt auf den Apfelbaum und tut nichts. Das besorgt mich am meisten. Sie hatte sonst immer etwas in den Händen. Eine Spindel, ein Nähzeug, ein Küchengerät, einen Rosenkranz. Man bringt den Beginen offensichtlich bei, dass es Sünde ist, die Hände in den Schoß zu legen. Es ist ihr Protest gegen das, was geschehen ist.«
    »Die Beginen wollen mit ihrer Arbeit Gott dienen«, erwiderte Simon, die Hände in den Ärmeln seiner Kutte vor dem Leib gefaltet. »Der Fleiß ist die oberste aller beginischen Tugenden.«
    »Ysée ist nicht länger gewillt, fleißig zu sein oder zu tun, was man ihr befiehlt.«
    »Sie hat keine andere Wahl. Kloster oder Ehe. Hast du ihr das nicht erklärt? Sie muss sich in die Regeln eines Frauenlebens fügen und gehorchen lernen.«
    »Du kennst sie.« Mathieu wählte seine Worte bedacht, denn er ahnte, wie sehr ihre Zurückweisung Simon gekränkt hatte. »Weder die Weltabgeschiedenheit eines Klosters noch die Enge einer Ehe verlocken sie. Sie hat den Geschmack des Wissens und der Freiheit im Blut. Vielleicht wäre sie immer noch am glücklichsten als Begine.«
    »Sie kann nicht nach Brügge zurück, ich hab es dir schon einmal erklärt.«
    Simon stieß aufgebracht einen Stein mit dem Fuß aus dem Weg. Mathieu hatte sich umgehört.
    »Es gibt nicht nur in Brügge Beginen. Irgendwo im großen Königreich von Frankreich existiert sicher ein Konvent, der weit genug von allen Machtzentren entfernt liegt, um weder Papst noch König aufzufallen.«
    Simon widersprach. »Wenn Seine Heiligkeit die beginische Lebensweise verbietet, gilt das für das ganze christliche Abendland.«
    »Noch ist es nicht so weit«, hielt Mathieu dagegen. »Und wenn es dazu kommt, kann sie sich immer noch entscheiden, ob sie den Schleier wählt oder in die Welt zurückkehrt. Jetzt braucht sie eine Aufgabe, eine Gemeinschaft und Menschen um sich, die sie nicht an die Vergangenheit erinnern.« Simon stimmte zögernd zu. »Verschaff ihr einen Schutzbrief des Königs. In diesem Fall steht sie auch unter der Obhut Seiner Majestät, wenn die Gemeinschaft aufgelöst wird. Sollte die Kirche sie in ein Kloster schicken, bedarf es dazu seiner Genehmigung.«
    »Dafür musste ich das Geheimnis ihrer Geburt lüften«, sagte Mathieu nach kurzem Nachdenken. »Der König weiß um unsere Rolle bei der Zerstörung von Courtenay. Er wird meinen Wunsch begreifen, die einzige Überlebende dieses Überfalls zu schützen und meine Schuld zu sühnen. Ob er ihr außerdem eine finanzielle Unterstützung zukommen lässt, wage ich nicht vorauszusagen.«
    »Tu, was du vermagst«, bat Simon eindringlich. Mathieu nickte stumm. Dass er sich mit einer solchen Bitte dem König auch künftig verpflichtete, obwohl er das nicht wollte, behielt er für sich. Auch er stellte das Glück der jungen Frau über das eigene.
    »Dann geh mit Gott, Bruder.« Simon reichte dem Älteren die Hände. »Achte auf dich. Man weiß, dass du zu den Agenten Nogarets gehörst.«
    Mathieu verzog den Mund. »Erinnere mich nicht daran. Es ist der Wunsch des Königs.«
    »Dann bitte ihn, dir eine andere Aufgabe zuzuweisen. Nogarets Stern wird sinken, sobald die Templer ausgelöscht sind. Es gibt zu viele Marignys auf beiden Seiten…« Die Brüder wechselten einen viel sagenden Blick, und der Ältere akzeptierte die versteckte Warnung mit einem Nicken. »Mach dir keine Sorgen um mich.«
    »Ich vertraue dir Ysée an. Ihr beide seid alles, woran mir in dieser Welt liegt.«
    »Was wirst du tun? Reist du zurück nach Avignon?«
    »Ich breche morgen mit den Boten Seiner Eminenz des Erzbischofs auf. Es gibt nichts mehr zu tun für mich in dieser Stadt.«
    »Hast du eine Botschaft für Ysée?« Simon wich seinen Augen aus.
    »Nein. Sie würde ihr nur Kummer bereiten. Und du? Was hast du vor?«
    »Wer weiß schon, wie die Zukunft aussieht, Bruder?«
    »Liegt sie in Andrieu?«
    »Du bist schon wie Jean, der fragt mich das auch beinahe jeden Tag. Ich diene dem König, solange er meine Dienste benötigt. Werden wir uns

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