Begraben
Psychotherapeut ist wirklich sehr nett. Wir haben über alles gesprochen, was mich im Laufe eines Tages unglücklich macht, und sind jeden einzelnen Punkt durchgegangen, um eine Verbesserung zu erzielen. Und jetzt habe ich es geschafft, wissen Sie, ich habe den Schalter in meinem Kopf umgelegt. Ich werde wieder auf die Beine kommen und genauso glücklich sein wie er!«
Cyrille nickte zustimmend.
»Ich würde Ihnen im Rahmen unserer Studie gerne ein paar Fragen stellen.«
»Bitte.«
»Wie haben Sie sich in den letzten zwei Tagen morgens beim Aufwachen gefühlt?«
»Ruhig, ich schlafe gut.«
»Haben Sie noch Beklemmungen oder Angstgefühle?«
»Nein, überhaupt nicht.«
»Wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrer Umgebung, zu Ihren Kindern? Haben Sie da Veränderungen bemerkt?«
»Ich glaube, ich bin weniger gereizt. Meine Große hat mir angekündigt, dass sie mit ihrem Freund, den ich nicht sonderlich schätze, zusammenziehen will … Das hat mir nicht viel ausgemacht. Ich habe sogar sehr gut reagiert.«
Cyrille sah ihre Patientin eindringlich an.
»Sie waren nicht verärgert?«
»Nein, nichts. Ich war ruhig und entspannt. Seit ich hierherkomme, ist das immer so. Die Dinge gehen mir nicht mehr so nah. Ich glaube, es hat mir auch sehr gutgetan, darüber zu sprechen.«
Cyrille machte sich weiter Notizen.
»Und wenn ich jetzt Ihren Mann erwähne, was empfinden Sie dann?«
Isabelle DeLuza zuckte mit den Schultern und lächelte.
»Nichts, er ist mir egal. Es ist vorbei. Ich möchte ihn nicht mehr wiedersehen, das ist alles. Aber auch dieses Thema berührt mich nicht mehr sonderlich.«
Cyrille hatte alles aufgeschrieben. Noch vor vier Tagen war diese Frau wütend und untröstlich gewesen. War diese Veränderung Meseratrol zu verdanken? Das war für das Ergebnisprotokoll nicht unwichtig.
»Wunderbar. Wir werden die Behandlung noch eine Woche fortsetzen. Anschließend sollten Sie sich einen Termin geben lassen, damit wir alles Weitere besprechen können. Ich werde nicht da sein, aber Doktor Panis, der mit mir zusammenarbeitet, wird sich um Sie kümmern.«
Cyrille stand auf und begleitete Madame DeLuza an Marie-Jeannes Schreibtisch.
»Gibst du bitte Madame DeLuza nächste Woche einen Termin bei Doktor Panis?«
Nino, der das Gemälde im Wartezimmer betrachtet hatte, drehte sich um und sah Cyrille an. Und augenblicklich war ihr klar, dass es ein Problem gab.
24
»Was heißt das, jede Akte ist mit einem Code versehen?«
Nino hatte auf dem Diwan Platz genommen. Er würde seine Information weitergeben und wieder gehen, das stand für ihn fest. Danach war Cyrille am Zug, und er konnte alles vergessen.
»Die vier Akten waren in Maniens Schreibtisch versteckt. Ich habe sie wieder an ihren Platz im Archiv gestellt, allerdings zuvor noch einen Blick hineingeworfen. Alle waren praktisch leer, aber auf jeder Seite stand unten ein Code.«
Cyrille konnte damit nichts anfangen, genauso wenig wie Nino vor ein paar Stunden.
»Hast du diesen Code notiert?«
Nino holte seine Zigarettenschachtel heraus, auf die er »4GR14« geschrieben hatte.
Cyrille schloss einen Moment die Augen.
»Das sagt mir nichts. Und alle vier Akten trugen diesen Code, auch die von Daumas?«
»Genau das habe ich dir gerade gesagt.«
»Hast du eine Idee, worauf sich das bezieht?«
Nino rieb sich die Nase.
»Du weißt so gut wie ich, dass man bestimmte Informationen nicht in den Patientenakten vermerken kann, entweder aus Rücksicht auf die Familie oder wegen medizinrechtlicher Risiken. Vor zehn Jahren beispielsweise gab es für Elektroschockbehandlungen ein bestimmtes Kürzel.«
»Ja, genau, man schrieb 546. Die Ziffern entsprachen den Buchstaben EDF, du weißt schon, Électricité de France, der makabre Scherz eines Medizinstudenten. Die Insulintherapie hatte den Code 6126 und bezog sich auf die Summenformel der Glucose (C6H12O6). Aber 4GR14 sagt mir nichts.«
»Und genau das beunruhigt mich. Warum sollten die Chefs einen Code verwenden, den das Personal nicht kennt?«
Cyrille versank in völliger Ratlosigkeit. Ein weiteres Rätsel.
»Man müsste über diesen Code nachdenken. Könntest du mir heute noch etwas Zeit opfern?«, fragte sie kleinlaut.
Aber Nino war bereits aufgestanden und in zwei Schritten an der Tür.
»Meine Aufgabe ist damit beendet, tut mir leid. Ich arbeite noch immer in Sainte-Félicité und möchte dort nicht in Ungnade fallen.«
»Ich wollte dich ja nur bitten, bei einem Kaffee mit mir darüber nachzudenken.«
Der
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