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Begraben

Begraben

Titel: Begraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Sender
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aus Angst, Benoît in seinem Audi hinter sich zu sehen. Wie hatte er es fertiggebracht, ihr zu folgen? Marie-Jeanne hatte nicht dichtgehalten. Sie schloss kurz die Augen, um nachzudenken. Ihr Handy klingelte erneut.
    Benoît.
    Cyrille warf es in ihre Handtasche, um den Ton zu dämpfen. Ein anderes Signal kündete den Eingang einer Nachricht an.
    Sie hörte die Mailbox ab: »Um Himmels willen, Cyrille, antworte. Du bist in Gefahr, wir müssen reden. Sag dem Chauffeur, er soll langsamer fahren und an der nächsten Tankstelle halten …«
    Cyrille schaltete das Handy noch vor dem Ende der Nachricht aus. Tausend Meter bis zur Total-Tankstelle! Sie nagte an ihrer Lippe, außerstande, die Folgen ihres Handelns vorauszusehen. Der Taxifahrer nahm ihr die Entscheidung ab und nahm die Ausfahrt »Roissy«. Die junge Frau atmete tief durch und wandte sich um. Sie erkannte den Audi, der ebenfalls abbog. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Benoît hatte sicher recht, absolut recht sogar. Sie musste mit ihm gehen und sich behandeln lassen. Auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte – sie war krank.
    Doch jede Faser ihres Körpers weigerte sich, in die Psychiatrie zu gehen. Sie fürchtete sich vor den Ärzten dieser Fachrichtung. Zu lange hatte sie mit ihnen zu tun gehabt. Das Taxi folgte den gelben Schildern »Roissy-Charles-de-Gaulle«. Rechts ging es zu den Parkplätzen, geradeaus zu den Terminals. Ihr Handy klingelte erneut.
    Im Rückspiegel beobachtete der Fahrer, wie die junge Frau es gereizt ausschaltete.
    Benoît Blake war mit hundertachtzig Stundenkilometern über die Autobahn gejagt, um das Taxi einzuholen, und befand sich jetzt genau dahinter. Er erkannte den Nacken seiner Frau und hätte sie gern bei den Haaren gepackt, um sie gewaltsam nach Hause zu holen. Sie ging nicht ans Handy, aber er hatte gesehen, dass sie seine Nachrichten abgehört hatte. Wie störrisch sie sein kann! Wollte sie, dass er sie bis auf die Startbahn verfolgte? Okay, er würde den Flughafen nicht ohne Cyrille verlassen, ob sie nun mitkommen wollte oder nicht. Seine Kämpfernatur gewann die Oberhand. In diesem Augenblick drängte sich ein Lieferwagen zwischen den grauen Mercedes und den Audi A6. Benoît fluchte.
    Das Taxi hatte das Flughafengelände erreicht. Es fuhr am Terminal 2A vorbei und musste das Tempo wegen der Sicherheitsbarrieren drosseln, die bis zur Abflughalle 2C die Straße verengten.
    »Sie müssen nach 2F, ja?«
    »Ja«, antwortete Cyrille, »aber können Sie kurz bei 2C halten?«
    »Ach?«
    »Ja bitte, um den Wagen hinter uns vorbeizulassen.«
    »Wie Sie wollen.«
    Der Fahrer parkte vor den wachsamen Augen dreier bewaffneter Soldaten auf dem einzig freien Parkplatz der Kurzhaltezone.
    »Mal wieder eine Anti-Terror-Maßnahme. Vermutlich hat es heute Morgen einen Alarm gegeben. Gestern war alles noch ganz normal«, meinte der Mann.
    Cyrille interessierten seine Erklärungen herzlich wenig. Alles, was sie sah, war, dass der Audi gezwungen war zu überholen, da es für ihn keine Möglichkeit zum Parken gab und die Fahrzeuge hinter ihm schon zu hupen begannen. Als Benoît auf ihrer Höhe angelangt war, öffnete er das Fenster und rief sie. Sie tat so, als würde sie in ihrer Tasche nach dem Portemonnaie suchen. Nicht besonders mutig ihrerseits. Wenn Benoît nicht die ganze Runde um den Terminal 2 drehen wollte, hatte er nur die Wahl, auf den Parkplatz C oder D zu fahren. Bis er von dort aus die richtige Abflughalle für Bangkok erreicht hätte, blieben ihr fürs Einchecken und die Zollabfertigung zehn Minuten Zeit – nicht mehr.
    »Und jetzt bitte schnell zum Terminal F2«, rief sie.
    »In Ordnung.«
    Der Fahrer lenkte den Wagen aus der Parkbucht und sah Cyrille im Rückspiegel an.
    »Anscheinend nicht gerade umgänglich, der Herr …«
    Ihre Blicke kreuzten sich. Cyrille zog mehrere Geldscheine aus ihrem Portemonnaie.
    »Nein, nicht sehr umgänglich.«
    Das Taxi fuhr zur anderen Seite des Terminals und hielt vor F2. Cyrille bezahlte, stieg aus und bedankte sich. Sie wünschten einander »viel Glück«.
    Sie zog ihr Bordcase hinter sich her und lief zur Abfluganzeige. Der Flug AF8280 nach Bangkok war pünktlich, das Einchecken ging am Schalter 26 zu Ende. Mit ihrem elektronischen Ticket lief sie an der Schlange vorbei zu einem Automaten. Da sie keine Sekunde zu verlieren hatte, tippte sie konzentriert ihren Buchungscode ein. Dennoch verwechselte sie Null und O. Sie fluchte, annullierte und fing mit klopfendem Herzen von

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