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Begrabene Hunde schlafen nicht

Begrabene Hunde schlafen nicht

Titel: Begrabene Hunde schlafen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Staalesen
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würde.
    Anfangs bereitete das auch keine großen Probleme. Er lief,
nach einem Rhythmus suchend, ins Feld und wieder heraus,
Bürgersteige rauf und runter, links oder rechts von geparkten
Autos, durch die Josefines Gate, an der Uranienborg Kirke
vorbei und weiter die Gyldenløves Gate entlang zum Kirkevei.
    Von hier aus und in den Frognerpark hinein begann das Feld
sich zu verteilen. Die typischen kleinen Grüppchen bildeten sich
heraus, Läufer, die bis zum Ziel zusammen laufen würden, aber
immer mit kleinen Veränderungen: Jemand kam von hinten und
schloß sich an, andere blieben zurück und mußten zum Schluß
von der Gruppe ablassen. Ich folgte noch immer Backer-Stehenberg, der allerdings vorn in einer Gruppe war, während ich abwartend ganz hinten blieb. Es war anderthalb Jahre her, daß ich
zuletzt einen ganzen Marathon gelaufen war, und ich war mir
meiner Form nicht ganz sicher.
    Beim Vestre Gravlund schien es, als erhöhte das ganze Feld
unbewußt das Tempo, wie um schnell an dieser Erinnerung an
den allerletzten aller Läufe vorbeizukommen, bei dem es auf der
Siegertribüne besonders eng werden würde. Am 6-km-Schild
sah ich auf die Uhr. 28.31. Das bedeutete ein Tempo von
ungefähr 4.45 pro Kilometer, und viel schneller durfte es auch
nicht werden.
    In Smestad stand eine schöne, dunkelhaarige Frau mit zwei gut
gekleideten Kindern vor einem roten Sportwagen. Als BackerSteenberg vorbeilief, winkte die Frau ihm ein leises » Heia! « zu,
während die Kinder weit enthusiastischer riefen:
    »Heia, Papa! Heia, Papa!« Die Tochter blieb bei der Mutter
stehen, nachdem wir vorbeigelaufen waren, aber der Sohn folgte
uns ein kleines Stück, sichtlich stolz darauf, einen der Läufer zu
kennen.
    Wir waren jetzt auf dem Rückweg durch den Monolittvei in
den Frognerpark. Die Bäume trugen Herbstfarben. Es war definitiv September, der letzte Außenposten des Sommers, Grenzstation zum kommenden Winter. Backer-Steenberg hatte inzwischen einen roten Nacken, und sein Hemd war zwischen den
Schulterblättern schweißnaß. Ich konzentrierte mich darauf
mitzuhalten.
    In der Bygdøy Allé kam der Klassenkamerad aus Nordnes an
meine Seite, und wir fielen in einen gemeinsamen Rhythmus,
der uns ohne allzu große Anstrengung durch den Slottspark
hinter Abelhaugen und Nisseberget und am Holbergs Plass
vorbei nach Pilestredet führte. Jetzt bogen wir wieder in
Richtung Bislett ab, an der Frydenlunds Bryggeri vorbei, wo wir
zu gern eingekehrt wären, um kurz ihre Ware zu testen.
    Uns war im voraus erzählt worden, daß die schwerste Steigung
der Strecke hinauf zur Voldsløkka führte, aber für einen Vestlending war das nicht schwieriger als eine Straßenbahnstute. In
Florø hatten sie stärkere Steigungen, und noch hatte niemand
versucht, einen Trollstigen-Marathon zu initiieren.
    Bei Voldsløkka waren wir jedenfalls oben angelangt, mit
Aussicht über den östlichen Teil des Osloer Kessels, und wie
zum Zeichen, daß wir auf dem Heimweg waren, folgten wir der
Bergensgate in Richtung Bentsebru und Torshov.
    An der Erfrischungsstation pflügte sich ein Bergenser von der
ungehobelten Sorte mit Ellbogen wie Stahl von hinten an uns
vorbei, so daß die Trinkbecher in alle Richtungen sprangen.
Backer-Steenberg blickte irritiert auf – und entdeckte mich
direkt neben sich.
    Etwas matten Blickes murmelte er: »Du bleibst dran, Veum?«
»Kein Problem soweit.«
Das Torshovdal hinunter merkte ich, daß er schneller wurde.
    Ich drehte auf, während der Klassenkamerad aus Nordnes direkt
hinter mir quengelte: »Das ist zu schnell, Varg. Wir liegen
hinter der Zeit.«
»Welcher Zeit?« stieß ich hervor und lief weiter.
     
In hohem Tempo passierten wir den Sofienbergpark nach
    Osten in Richtung Tøyen. Am 21-km-Schild direkt vor dem
Munch-Museum sah ich wieder auf die Uhr. 1.37.56. Wir liefen
auf eine Zeit gut unter 3.20 zu.
    Doch jetzt wurden die Beinmuskeln langsam mürbe. Auch
Backer-Steenberg lief schwerfälliger. Dessenungeachtet hielt er
jetzt seinen Platz hundert Meter vor mir im Feld. Ich mußte
kämpfen, um den Anschluß zu halten.
»Das geht zu schnell, Varg, viel zu schnell«, sagte der Klassenkamerad an meiner Seite.
»Danke für die Aufmunterung.«
    Wir waren unten in den schmalen Straßen von Grønland
angekommen, überquerten den Akerselv und liefen an Oslo
Spektrum und Oslo City vorbei.
    Bei Kirkeristen folgten wir dem Feld vor uns in die
Dronningens Gate und zur Karl Johan hinauf.
Hinter

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