Beherrsche mich - Erotischer Roman
viel wichtiger, erst jetzt verstand sie ihr Verlangen und ihre Sehnsucht und konnte sie als Teil von sich selbst akzeptieren. Außerdem war es einfach wunderbar, Dinge, die sie vor kurzem noch schamhaft geheim gehalten hatte, mit einem Mann zu besprechen, der Verständnis dafür aufbrachte. Und auch wenn sie von diesem Mann so ganz unter seine Fittiche genommen worden war, so hatte Laura sich doch nie zuvor in ihrem Leben so frei gefühlt.
Als sie endlich aufstand, machte sie sich gar nicht erst die Mühe, den mitgebrachten Pyjama anzuziehen, sondern ging einfach nackt ins Badezimmer. Das Rot der Striemen war bereits ein wenig verblasst. Aber um die Spuren des Rohrstocks herum hatten sich kleine, unregelmäßige Blutergüsse gebildet, die der Eleganz der Markierung, die sie als sein Eigentum
kennzeichneten, einen gewissen Abbruch taten. Die Stellen waren noch sehr empfindlich. Doch gerade diese Empfindlichkeit machte den Sex noch aufregender und erinnerte sie permanent an ihre Rolle als Frau, die sich von ihrem Liebhaber disziplinieren ließ.
Nachdem sie sich gewaschen hatte, ging sie nach unten, um Kaffee zu kochen und ihm eine Tasse ans Bett zu bringen. Doch die Küche war derart sauber und aufgeräumt, dass Laura es nicht wagte, irgendetwas anzurühren. Sie war sowieso sicher, dass jeder Versuch, die höchst kompliziert aussehende Kaffeemaschine zu bedienen, in einem Fiasko enden würde. Glücklicherweise fand sich im Kühlschrank eine Flasche Orangensaft, von dem Laura sich ein Glas einschenkte, bevor sie hinaus auf den Rasen trat, um die warme Morgensonne auf ihrer nackten Haut zu genießen. Es war schon nach elf Uhr, und die Erkenntnis, dass sie in ein paar Stunden nach Hause fahren musste, sorgte dafür, dass sich zum ersten Mal an diesem Wochenende so etwas wie Bedauern einstellte.
Trotzdem unternahm Laura erstmal eine kleine Erkundungstour durch den Garten und bewunderte wie geschickt Charles ihn so angelegt hatte, dass der Rasen von allen Seiten uneinsehbar und windgeschützt war, aber dennoch von der Sonne beschienen war. Es war ganz offensichtlich, dass er alles genau geplant hatte, denn die Hecken waren gerade hoch genug, um genau diese Wirkung herzustellen. Am Ende des Gartens verjüngte sich die Rasenfläche zu einem spitzen Dreieck und bildete so den Eingang zu einem wild bewachsenen Areal voller Büsche und Sträucher.
Laura schritt unter dem von Kletterrosen umrankten Torbogen hindurch und betrat einen kühlen, recht dunklen Weg, der nur von ein paar eindringenden Sonnenflecken erhellt wurde. Als sie dem Pfad ein paar Meter gefolgt war, entdeckte
sie eine kleine verborgene Lichtung, in deren Mitte eine mannshohe Konstruktion aus Schmiedeeisen stand. Sie sah aus wie eine Art Voliere, aber die Größe der Tür und das schwere Vorhängeschloss deuteten darauf hin, dass dieser Käfig nicht für Vögel gedacht war. Laura streckte eine Hand aus, um das kühle Metall zu berühren. Sie war sicher, dass das Gebilde ein Strafkäfig war und fragte sich gleichzeitig, wie es sich wohl anfühlen mochte, darin eingesperrt zu sein.
Als sie ihn aus dem Haus rufen hörte, lief sie in Windeseile zurück, denn sie wusste nicht, ob es ihr überhaupt erlaubt war, die entlegeneren Winkel des Gartens zu erforschen. Charles stand in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Als er sie sah, zog er eine Augenbraue hoch, doch Laura lachte nur.
»Tut mir leid. Ich hätte fast vergessen, dass ich nackt bin. Es kommt mir so natürlich vor.«
»Du kannst rausgehen, wie du willst. Der Garten ist so angelegt, dass man dort völlig unbeobachtet ist.«
»Das habe ich gemerkt.«
»Hast du mein Oubliette gesehen?«
»Du meinst, den Käfig? Was war das eben für ein Wort?«
» Oubliette . Wörtlich übersetzt ›ein kleiner, vergessener Ort‹. Obwohl es in diesem Fall wohl besser wäre, das Wort mit ›ein kleiner Ort, um vergessen zu werden‹ zu übersetzen. Es kommt aus dem Französischen und beschreibt eigentlich ein unterirdisches Verlies, in dem sich nur in der Decke eine Luke befindet, durch die der Gefangene runtergelassen und dann dort unten vergessen wird. Alles sehr unangenehm, aber es amüsiert mich, Namen zu verwenden, die mit echtem Grauen in Verbindung stehen. Doch meine Absichten sind natürlich ganz andere.«
»Könnte es sein, dass du mich als Strafe irgendwann dort einsperren wirst?«
»Nein. Ich würde dich dort einsperren, um dir Gelegenheit zu geben, dich selbst zu vergessen.«
»Ich verstehe
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