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Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur

Titel: Behzat C. - jede beruehrung hinterlaesst eine spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emrah Serbes
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Betül ihr erzählte, daß sie einen Anwalt brauchte, hatte Bahar sie an Ertan verwiesen. Worum es ging, hatte sie nicht erwähnt. Aber Behzat Ç war sowieso nicht mit dieser Frage beschäftigt, sondern mit der Formulierung Ex-Mann. Er freute sich insgeheim.
Soll ich sie fragen, ob sie am Abend etwas vorhat?
    Gut, daß er nicht gefragt hatte, er schämte sich ohnehin schon, als hätte er die Frage ausgesprochen.
    Der Wagen kam aus der Waschanlage heraus und er fuhr ihn zur Öl- und Reifenkontrolle herüber. Der junge Tankwart schlug mit einer Bürste gegen den Reifen. Er ließ das Fenster herunter.
    »Ist was mit dem Reifen?«
    »Sie haben ’ne Katze oder sowas überfahren.«
    Er stieg aus und schaute nach. Auf dem Reifen war eine undeutliche, dunkle Spur. Jetzt wußte er, woher der Knall an dem Abend herrührte, als er den roten Käfer gesehen hatte. Als er sein Mobiltelefon klingeln hörte, das neben der Gangschaltung lag, stieg er wieder ein. Es war der Geier.
    »Hast du schon gehört?«
    »Was denn?«
    »Du kriegst ja auch gar nichts mit. Hörst du keinen Funk?«
    »Was ist denn?«
    »Am Çankaya-Gymnasium hat irgend ein Psychopath einen Lehrer angeschossen.«
    »Motiv?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo bist du?«
    »Im Krankenhaus, beim Opfer.«
    »Wer ist am Tatort?«
    »Suat.«
    »Wie geht es dem Mann?«
    »Ich gebe ihm noch eine Stunde. Er gehört uns.«
    Behzat Ç verließ die Tankstelle und fuhr zügig über die Talat-Paşa-Straße in Richtung Sıhhiye. Auf der Mithat-Paşa-Straße geriet er in den Stoßverkehr. Auf dem Weg nach Çankaya dachte er, wieviele Paschas es doch gab. Vor der Schule drängten sich bereits die Kamerateams. Die Kameraleute filmten die weinenden Schülerinnen und Schüler und brachten diejenigen zum Weinen, die es von selbst nicht taten. Im Flur waren Blutspuren zu erkennen. Er wies zwei Streifenbeamte an, die Journalisten hinauszuwerfen, und ging ins Lehrerzimmer, das in einer Blutlache lag. Suat hakte sich bei ihm ein.
    »Wo bleiben Sie denn, Herr Hauptkommissar?«
    »Bin ja schon da.«
    Am anderen Ende des Zimmers stand der Polizeivizepräsident. Er war gekommen, um den Eindruck einer allzeit bereiten, dienstfertigen Polizeiorganisation zu erwecken, da die Fernsehsender in letzter Zeit immer mehr über die Gewalt an Schulen berichteten. Als Behzat Ç ihn sah, bekam er schlechte Laune.
    »Wer hat auf ihn geschossen?«
    »Der Freund einer Schülerin.«
    »Habt ihr die Personenbeschreibung?«
    »Ja.«
    Jemand reichte ihm die Hand.
    »Ich bin der Rektor dieser Schule. Dieser tragische Vorfall hat uns alle tief getroffen.«
    »Red nicht so’n Quatsch, Junge. Raus mit dir, wir haben hier zu tun.«
    Man begleitete den Rektor hinaus. Während er über Funk die Personenbeschreibung durchgab, schaute ihn der Polizeivizepräsident mißbilligend an. Die Spurensicherung markierte die Patronenhülsen und schoß Fotos. Die Zimmertür ging auf. Ein Dutzend Kameraleute, die sich vor der Tür drängten, begannen Aufnahmen vom Lehrerzimmer zu machen. Es wurde ihm zu bunt, er öffnete den Mund, um sie anzufahren, als eine Hand ihn an der Schulter berührte: der Polizeivizepräsident.
    »Wehe«, raunte er. »Schön ruhig!«
    Suat hakte sich wieder bei ihm unter. Sie verließen das Zimmer. Er hatte seine 216 im Wagen vergessen.
    »Gib mal ’ne Zigarette.«
    »Hab gestern aufgehört.«
    »Ich gratuliere zu diesem Scheißentschluß.«
    Der Polizeivizepräsident hielt unterdessen am Tatort mir nichts dir nichts eine Pressekonferenz ab: »Unsere Teams arbeiten von vier Seiten her an dem Fall, so daß wir in kürzester Zeit diesen feigen Mord aufklären und den oder die Täter der Justiz übergeben werden.«
    »Falls die Herren die Güte hätten, uns dabei nicht allzu sehr im Weg zu stehen«, flüsterte Behzat Ç in Richtung der Journalisten, während er die Zigarette anzündete, die ihm einer der Angestellten gegeben hatte. »Warum hat dieser Typ den Lehrer abgeknallt?«
    »Es wurden verschiedene Behauptungen aufgestellt«, klärte Suat ihn auf. »Vermutlich hat der Lehrer die Freundin des Täters sexuell bedrängt, aber wenn es nach dem Rektor geht, gab es natürlich keinerlei Belästigungen, sondern das Mädchen hat sich die Anschuldigungen ausgedacht, weil sie schlechte Noten bekommen hat.«
    Sie betraten den Raum, in dem das Mädchen unter der Aufsicht zweier Beamtinnen festgehalten wurde. Sie hieß Melis. Sie starrte nur auf den Boden und antwortete nicht auf die Fragen, die ihr gestellt wurden. Sein

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