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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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der Gynäkologe und sagte: »Ich hänge Sie jetzt an den Wehentropf, um die Öffnung des Muttermunds zu beschleunigen.«
    Als die Krankenschwester ins Zimmer kam, um ihr die verschriebene Lösung zu geben, bat Léonie sie, kurz zu warten, und rief in Varenna im Hôtel du Lac an.
    Â»Dottor Bastiani ist noch nicht eingetroffen«, erwiderte die Hotelbesitzerin.
    Â»Wenn er kommt, richten Sie ihm doch bitte aus, dass ich in der Mangiagalli-Klinik bin, um mein viertes Kind zu bekommen.«

2
    E s war der Abend des zweiundzwanzigsten Dezember. So erschöpft Léonie auch war – sie freute sich, von ihrer Familie umgeben zu sein.
    Die kleine Gioia war neben ihr im Bett eingeschlafen. Giuseppe und Gioacchino spielten Verstecken und traten hin und wieder an Giacintas Wiege, wobei sie die neue Schwester misstrauisch musterten, die ihnen zufolge unvorstellbar hässlich war.
    Mit ihrem Geschrei hatten die großen Brüder sie bereits mehrmals geweckt, und es half auch nichts, dass Guido drakonische Strafen androhte: Nach wenigen Minuten Stille gewann ihr Temperament wieder die Oberhand.
    Â»Ich fahre nach Hause und nehme diese beiden Wildfänge mit!«, entschied Cavalier Cantoni, der davon ausging, dass Guido noch ein wenig in der Klinik bleiben und sich um die schlafende Gioia kümmern würde.
    Auch die kleine Giacinta war eingeschlafen, sodass Guido und seine Frau endlich etwas Ruhe genießen konnten, auch wenn diese nicht lange anhalten würde.
    Â»Weißt du, dass sie mir die Fäden erst am zweiten Weihnachtsfeiertag ziehen werden?«, sagte Léonie.
    Â»Ich habe schon mit den Ärzten gesprochen und weiß Bescheid. Findest du es denn nicht schlimm, über Weihnachten hierbleiben zu müssen?«, fragte ihr Mann.
    Â»Das ist mal ein anderes Weihnachten! Bitte komm bloß nicht auf komische Gedanken!«
    Â»Zum Beispiel auf den, die Weihnachtstafel hier decken zu lassen?«
    Â»Du kannst Gedanken lesen.«
    Â»Wird dir deine Familie an Weihnachten nicht fehlen?«
    Â»Nein, keine Angst, ich überlasse dir das Privileg, einmal ganz al lein für Kinder und Verwandtschaft zuständig zu sein. Zu Hause habe ich schon alle Geschenke vorbereitet. Du musst sie nur noch unter den Baum legen und die Karten vorlesen. Ich selbst muss mich jetzt wirklich ausruhen. Das ist seit August meine erste Auszeit.«
    Â»Du weißt, dass du uns sehr fehlen wirst.«
    Â»Ich bin mir nicht so sicher, ob ich von euch das Gleiche behaupten kann!«, scherzte Léonie.
    Â»Nicht einmal ich werde dir fehlen?«
    Â»Ich hoffe, dass du mich besuchen kommst, und das weißt du genau. Aber nur du! Diesmal bin ich wirklich erschöpft. Ich fühle mich, als hätte ich den Mount Everest bezwungen.«
    Â»Ich habe gesehen, wie sehr du leiden musstest, als du unser viertes kleines Monster zur Welt gebracht hast. Ich finde, wir sollten jetzt aufhören. Vier Kinder dürften genügen.«
    Â»Das Gleiche hast du bei Gioias Geburt auch schon gesagt. Aber dann …«
    Ganz so, als fühlte sie sich angesprochen, riss Gioia plötzlich die Augen auf, sah sich um und sagte dann lächelnd: »Bonsoir, maman, bonsoir, papa. On y va?« Sie setzte sich auf.
    In diesem Moment rührte sich Giacinta in der Wiege, zog furchterregende Grimassen und begann zu weinen.
    Â»Und schon ist es mit unserer Ruhe vorbei!«, bemerkte Guido und nahm Gioia auf den Arm. Eine Schwester eilte herbei und sagte: »Nach diesem Schreihals kann man die Uhr stellen. Es ist Zeit zum Stillen.«
    Sie schob eine komplette Ausrüstung, bestehend aus Windeln, Feuchttüchern und Wundsalben, herein, um dem Neugeborenen die Windeln zu wechseln.
    Â»He, warum schreist du bloß so? Möchtest du der Callas Kon kurrenz machen?«, scherzte die Frau, während sie Giacinta ge schickt versorgte.
    Â»Ah, qu’ elle est agaçante«, beschwerte sich Gioia, die so gar keine Geduld für ihre Schwester aufbringen konnte.
    Â»Wir sehen uns morgen!«, verkündete Guido und beugte sich über seine Frau. Er küsste sie flüchtig auf den Mund, nahm seine Tochter und ging.
    Â»Endlich allein«, freute sich Léonie, während sie ihrer jüngsten, nach Babypuder duftenden Tochter die Brust gab.
    Die Anwesenheit ihrer Familie, ja, auch die der Kinder, hinderte sie daran, die innige Bindung zu ihrem Neugeborenen voll und ganz auszukosten. Die furchtbaren Geburtsschmerzen

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