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Bei Anbruch des Tages

Bei Anbruch des Tages

Titel: Bei Anbruch des Tages Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sveva Casati Modignani
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im Wasser kann ich mich einigermaßen bewegen.«
    Â»Schwimmen ist hervorragend für Schwangere. Schaffst du es jeden Tag?«
    Â»Wir haben ein Schwimmbad im Souterrain. Dort planscht auch mein kleiner Giuseppe herum. Wenn du ihn nur sehen könntest! Er konnte eher schwimmen als laufen.«
    Sie frühstückten, und anschließend sagte Roger: »Leg dich aufs Bett. Ich möchte dich untersuchen, nachschauen, ob alles in Ordnung ist.«
    Es war ein schöner Tag, und durch die Balkonvorhänge schien die Sonne.
    Léonie zog sich aus und schlüpfte unter die Laken, die sie bis zum Kinn hochzog. Roger legte sein Jackett ab und setzte sich zu ihr ans Bett.
    Â»Ich möchte wissen, ob es dir wirklich so gut geht, wie du sagst«, meinte er und strich ihr übers Haar. Dann glitten seine Hände über ihr Gesicht, um Lider, Kiefer und Hals zu untersuchen. Er zog das Laken weg, um diskret ihre Brüste, die Achseln und den Bauch abzutasten. Das Kind bewegte sich heftig.
    Â»Du kitzelst mein Kind. Es tritt wie verrückt!«, sagte Léonie lachend.
    Roger lächelte, blieb aber konzentriert.
    Er beugte sich vor, legte ein Ohr auf ihren Bauch und sagte: »Ich habe kein Stethoskop dabei, aber wenn du still bist, kann ich den Herzschlag deines Kindes hören.«
    Es war angenehm und beruhigend, Rogers warmes Gesicht auf dem Bauch zu spüren.
    Â»Dieses kleine Herz galoppiert wie ein Leistungssportler«, bemerkte der Arzt.
    Dann zog er die Decke weg und ließ die Hände zärtlich über Léonies Schenkel und Waden gleiten. An den Knöcheln hielt er inne und drückte leicht mit den Fingerkuppen dagegen.
    Â»Trinkst du genügend?«, fragte er und deckte sie wieder zu.
    Â»Ausreichend«, erwiderte sie.
    Â»Und ist deine Verdauung in Ordnung?«
    Â»Na ja, sie oder er drückt mir ganz schön auf den Magen, so gesehen tue ich mich etwas schwer. So war es beim ersten Kind auch schon. Wieso, willst du mich beunruhigen?«
    Â»Es geht dir ausgezeichnet, besser gesagt, es geht euch ausgezeichnet. Wann ist der Geburtstermin?«
    Â»In einem Monat und ein paar Tagen. Ich wünschte, es wäre schon so weit, die letzten Wochen sind wirklich mühsam.«
    Roger erhob sich und fragte: »Darf ich mich zu dir legen?«
    Â»Und das fragst du mich ernsthaft?«
    Wenige Minuten später lag er neben ihr und hielt sie in den Armen.
    Sie erzählten sich gegenseitig, was im Laufe des Jahres alles geschehen war. Roger sagte, dass sich seine Frau nach dem Unfall noch nicht wieder völlig erholt habe, deshalb kümmerten sich die Großmütter um die Kinder. Er hoffe jedoch, sie noch vor dem Sommer wieder zu Hause zu haben, wenn ihre Mutter im Februar die letzte orthopädische Operation überstanden habe, bei der ihr Knöchel wieder richtig ausgerichtet werde. Er berichtete auch, dass er einen Lehrstuhl für Gynäkologie erhalten habe, und schloss mit den Worten: »Und anscheinend ist noch etwas passiert: Offenbar bin ich sanfter geworden. Das behaupten zumindest meine Kollegen und Freunde, ja, sogar meine Verwandten. Noch vor ein paar Tagen hat mich mein Vater gefragt: ›Wer ist sie?‹ Ich habe mich vor Schreck an meinem Kaffee verschluckt. Er hat unbeeindruckt weitergeredet: ›Du hast dich verändert, Roger. Und zwar zum Besseren.‹ Ich konnte ihn einfach nicht anlügen, das konnte ich noch nie. Also habe ich gesagt: ›Ich denke an etwas, das mich mit Freude erfüllt.‹ Und weißt du, was er darauf geantwortet hat? ›Dann sieh zu, dass du es festhältst, denn es tut dir wirklich gut.‹«
    Léonie zog ihn an sich und flüsterte: »Du gibst mir das Gefühl, wichtig zu sein.«
    Â»Ich muss gestehen, dass ich eifersüchtig auf deinen Mann bin«, sagte Roger.
    Â»Und ich auf deine Frau. Aber es ist eine Eifersucht ohne böse Gedanken.«
    Â»Bald müssen wir uns schon wieder verabschieden. Ich schlage vor, unsere jeweiligen Partner bis dahin aus unserer Fantasiewelt zu verbannen«, sagte er lachend und zog Léonie noch enger an sich.
    Sie blieben so liegen und kuschelten, bis sie aufstehen mussten. Sie verabschiedeten sich an der üblichen Stelle, anschließend stieg jeder von ihnen in seinen Wagen und fuhr davon.

5
    G ioacchino kam Ende Januar zur Welt. Léonie war noch am Vormittag mit ihrem Schwiegervater im Büro gewesen.
    Beim Mittagessen hatte sie ein leichtes

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