Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman

Titel: Bei Hitze ist es wenigstens nicht kalt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
Vom Netzwerk:
alle Sachen in Erfüllung gehen, aber vielleicht die wichtigsten.«
    »Welche sind das?« Anke sah sie an. »Außer gesund und schön zu bleiben?«
    Doris atmete tief durch. »Ach, so dies und das.«
    Sie machte eine kleine Pause, in der es so aussah, als würde sie mit einem Gedanken kämpfen. Dann fragte sie: »Habt ihr schon mal etwas getan, was so unüberlegt und egoistisch war, dass ihr euch heute noch dafür schämt?«
    »Nö. Schämen habe ich mir schon mit acht abgewöhnt«, antwortete Katja. »Wozu auch?«
    »Ich meine es ernst? Gibt es das in euren Leben?«
    |251| In der Stille, die plötzlich entstand, betrachtete Doris die Gesichter links und rechts von sich. Beide hielten ihre Blicke auf den Sternenhimmel gerichtet. Beide waren nachdenklich geworden.
    »Hat das nicht jeder in seinem Leben?« Katja antwortete ungewohnt ernst. »Aber man kann es sowieso nicht mehr ändern. Leider.«
    »Was meinst du?«, fragte Anke. »Hast du die eine oder andere Korrektur in deinem hübschen Gesicht zu früh gemacht? Wärst du jetzt entspannter, wenn du einfach mit Antifaltencreme gearbeitet hättest?«
    Aber Katja ging nicht auf ihren leichten Ton ein. »Nein. Das hatte mit dem Anspruch zu tun, den du beim Fernsehen erfüllen musst oder willst. Wenn du alt wirst, bist du weg. Ich habe mich davon wahnsinnig unter Druck setzen lassen und so ziemlich alles unternommen, um dabeizubleiben.«
    Doris sah sie an. »Du hast ernsthaft diesen ganzen Stress mit dem Sport, den Diäten, den Schönheitsoperationen nur gemacht, um deinen Job zu behalten? Ich habe immer gedacht, du wärst gar nicht so ehrgeizig.«
    »Doch.« Katja winkelte die langen Beine an und starrte an die Decke. »Ich wollte zum Fernsehen. Ich wollte, dass mich viele Menschen sehen und mich toll finden. Und dafür hätte ich alles getan. Habe ich übrigens auch. Und oft auch ohne Rücksicht auf Verluste. Aber der liebe Gott straft alles, vielleicht war das Leben in den letzten Jahren nur so anstrengend, weil ich auch etwas gemacht habe, für das ich mich heute schäme. Und was sich nicht mehr ändern lässt.«
    »Du meinst Hermann?« Anke legte ihre Hand auf Katjas Knie. »Also, so schlimm finde ich das nun auch nicht. Tausende |252| Frauen haben Affären mit ihren verheirateten Chefs. Und nicht nur mit ihren Chefs. Das ist doch fast normal.«
    »Nein, Anke.« Katja drehte ihr Gesicht so, dass sie Anke ansehen konnte. »Es ist etwas anderes, es hatte sogar mit dir zu tun.«
    »Mit mir?« Erstaunt ließ Anke die Hand wieder sinken und stützte sich auf. »Was war das denn?«
    »Wir haben doch   …«, begann Katja und brach wieder ab. Sie setzte sich in den Schneidersitz, sodass sie Anke und Doris ansehen konnte. Ihre Augen glänzten, Anke fragte sich verwundert, ob das Tränen waren.
    »Wir haben was?«, fragte sie erwartungsvoll. »Mach es doch nicht so spannend.«
    Katja verschränkte die Hände so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Dann sagte sie: »Als wir damals den Preis für die ›Wilden Wörter‹ bekommen haben, gab es doch ein Gespräch mit diesem Dr.   Winter, wisst ihr noch? Das war der Vorsitzende der Jury. Er kam in die Schule, um uns selbst mitzuteilen, dass wir gewonnen hätten.«
    Doris nickte. »Ich weiß. Er war nett. Wir saßen mit ihm im Lehrerzimmer und der Direx ist fast übergeschnappt vor Stolz. Und dann musste ich weg, weil meine Mutter sich ausgesperrt hatte.«
    »Ich war gar nicht dabei«, erinnerte sich Anke. »Ich war damals wegen meiner Weisheitszähne im Krankenhaus. Du hast mich danach besucht, um mir alles zu erzählen, und ich konnte noch nicht mal lachen, weil ich so ein geschwollenes Gesicht hatte.«
    Katja nickte ernst. »Der Preis bestand zum einen aus einem Scheck über 1500   Mark und   …« Sie stockte und Doris sprang ein: »Und diesem komischen Pokal, den wir nachher |253| für Stifte benutzt haben. Das hässlichste Teil, das jemals in der Schule gestanden hat. Wo ist der eigentlich abgeblieben?«
    »Den habe ich.« Anke hob die Schultern. »Als Erinnerung. Ihr habt ihn ja nicht gewollt.«
    »Es gab noch etwas.« Katja holte tief Luft und sprach jetzt sehr schnell. »Dr.   Winter hatte eine Volontariatsstelle bei den ›Nord-Nachrichten‹ für uns, gleich nach dem Abitur. Es war nur eine und wir sollten uns einigen. Ich wollte unbedingt ins Mediengeschäft und hatte Angst, dass Anke die Stelle auch will. Du warst talentierter als ich, Anke, du hättest die Stelle bekommen. Deshalb habe ich es euch nicht

Weitere Kostenlose Bücher