Bei Landung Liebe
versunken.
Ich streifte meine Schuhe ab und schleppte meine Einkäufe in die Küche, wo ich alles im Vorratsschrank verstaute. Gerade wollte ich eine Dose mit eingelegten Ananasstücken in den Schrank stellen, als mir auffiel, dass sie ihren Freiflug nicht so gut verkraftet hatte. Naja, ein paar Beulen machten die Ananas nicht weniger schmackhaft und das bisschen Dreck ließe sich einfach abwaschen. Mit der Dose in der Hand ging ich zur Spüle und erstarrte. Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Mein Herz klopfte wie verrückt. Dort, auf den Tellern vom Frühstück, saß eine dicke, fette, schwarze Spinne und grinste mich heimtückisch an. Oh mein Gott. Nichts auf der Welt hasse ich mehr als Spinnen. Mäuse, Käfer, Asseln - alles halb so schlimm. Aber bei Spinnen bekam ich regelrechte Panik.
Ich war diesem Monster hilflos ausgeliefert. Sonst übernahm mein Bruder so etwas, da er wusste, wie sehr mich diese Viecher anekelten. Aber Markus war heute Morgen zu seinem Lehrgang nach Berlin aufgebrochen und Ryan war nicht zu Hause. Irgendwie musste ich das alleine regeln. Sie mit dem Staubsauger einzusaugen kam nicht infrage. Wenn ich mir vorstellte, dass dieses Tier dann durch den Staubsaugerschlauch rutschte, den ich in meiner Hand hielt, und somit weniger als zwei Meter Abstand zwischen ihr und mir wären, bekam ich eine Gänsehaut. Sie mit Wasser in den Abfluss zu spülen funktionierte nicht. Das hatte ich bereits einmal ausprobiert. Am liebsten hätte ich mich in mein Zimmer verkrochen, aber ich konnte die Spinne unmöglich aus den Augen lassen. Wer wusste denn, wo sie dann hinkrabbeln würde? Womöglich kroch sie in der Nacht durch den Türschlitz in mein Zimmer. Allein bei der Vorstellung verzog ich angewidert das Gesicht.
Die einzige Möglichkeit wäre, sie mit einem Besen zu erschlagen. Die Teller, die dabei zu Bruch gehen würden, waren mir egal. Lieber kaufte ich drei neue Teller, ach was, ein ganzes Service, als hier länger mit einer Spinne in der Wohnung zu sein. Ich schnappte mir den Besen, der in der Ecke stand, und wappnete mich. Was, wenn ich nicht traf? Dann wären die Teller kaputt, aber die Spinne würde bestimmt davon krabbeln. Bei meinem Glück auch noch in meine Richtung. Zur Sicherheit suchte ich die Dose Insektenspray und stellte sie in Griffweite ab. Ich atmete tief durch. Mit beiden Händen umklammerte ich den Besenstiel. Meine Handflächen waren schweißnass. Gerade als ich ausholen wollte, hörte ich, wie von außen der Schlüssel in das Schloss unserer Wohnungstür gesteckt wurde. Rettung nahte!
Ich warf den Besen zur Seite, rannte zur Tür und riss sie auf. Ryan stolperte mir entgegen.
„Hi“, begrüßte er mich erstaunt.
„Ryan, meine Rettung. Dich schickt der Himmel!“, keuchte ich.
Er zog fragend die Augenbrauen nach oben und sah mich an.
„In der Küche, in der Spüle …“, stammelte ich.
„Ja?“
Markus hätte sofort gewusst, was gemeint war. Aber Ryan sah mich nur verständnislos an.
„Eine Spinne! Bitte mach sie weg.“
„Ich?“
„Bitte Ryan“, flehte ich. Er konnte mich nicht im Stich lassen. Er war meine einzige Chance. Mit einem spöttischen Grinsen ging er an mir vorbei. Ich folgte ihm, schließlich musste ich sehen, wohin er die Spinne brachte. Ryan warf einen Blick in die Spüle und wandte sich wieder mir zu.
„Deswegen machst du so einen Aufstand?“, fragte er lachend und zeigte auf die Spinne.
„Dieses Tier ist riesig!“
Meine Stimme rutschte unbeabsichtigt mindestens eine Oktave höher.
„Die Spinne hat mehr Angst vor dir, als du vor ihr.“
Diesen Satz hatte ich von Markus auch schon des Öfteren gehört.
„Bring sie weg. Raus aus der Wohnung. Bitte, Ryan.“
Er lächelte mich an, griff in die Spüle und packte die Spinne an einem Bein. Ein Schauer erfasste mich. Wie konnte er dieses Tier nur mit der bloßen Hand anfassen? Ryan suchte nach einem Glas, ließ die Spinne hineinfallen und legte ein Blatt Papier auf die Öffnung.
„So besser?“
„Bring sie raus. Bitte“, flehte ich.
Er nahm das Glas in die Hand und kam auf mich zu.
„Sieh doch nur, wie winzig die ist, Isa.“
Ich wich ängstlich zurück.
„Die ist riesig!“ Erneut bekam ich eine Gänsehaut.
„Geh weg. Komm mir damit nicht zu nahe.“
Panisch lief ich um den Esstisch. Aber er hörte nicht auf mich. Grinsend kam er mir immer näher.
„Ryan“, jammerte ich. Bestimmt würde er gleich das Papier von der Öffnung ziehen und die Spinne auf mich
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