Bei Landung Liebe
Autobahnbrücke warf. Der Stein landete vor dem Wagen meiner Eltern, mein Vater versuchte auszuweichen und kam dabei von der Fahrbahn ab. Der Wagen durchbrach die Leitplanke und überschlug sich mehrmals, bevor er schließlich auf dem Dach zum Liegen kam. Die alarmierten Rettungskräfte waren schnell zur Stelle, doch für unsere Eltern kam jede Hilfe zu spät.
Die Notärztin versicherte uns, dass unsere Eltern nicht lange leiden mussten und wohl auf der Stelle tot gewesen waren.
Der Steinewerfer konnte dank einiger aufmerksamer Zeugen bald gefasst werden und wurde wegen Totschlags zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Warum er den Stein von der Brücke geworfen habe, wisse er nicht mehr, gab er im Prozess an.
Zwar war ich froh, dass der Schuldige gefasst worden war, und für seine Tat zur Rechenschaft gezogen wurde, doch das machte unsere Eltern auch nicht wieder lebendig.
Weil unsere Eltern recht vorausschauende Menschen waren, hatten sie schon einige Jahre zuvor ein Testament aufgesetzt. Sie hinterließen meinem Bruder und mir Geld in Form einer Lebensversicherung. Da Markus neben meiner Großmutter, die weiter entfernt wohnte, mein einziger noch lebender Verwandter war, und wir beide nicht alleine wohnen wollten, beschlossen wir, uns eine gemeinsame Wohnung zu suchen. Wenn ich allein mit meinem Bruder war, war er mir der liebste Mensch der Welt. Nur wenn Markus Freunde zu Besuch hatte, dachte er manchmal, er müsse den großen Bruder raushängen lassen. Dann ließ er mich gern mal spüren, dass ich die kleine Schwester war.
Mit lautem Scheppern verstaute ich gerade wieder die Töpfe im Schrank, als plötzlich Ryan in der Tür stand und mich angrinste. Nach meiner Putzaktion sah ich natürlich furchtbar aus. Aufgedunsenes Gesicht, rot geweinte Augen. Durch den Schweiß klebten mir einige Haarsträhnen im Gesicht und mein Outfit sah auch schon mal besser aus. Aber Ryan wohnte nun schon seit einiger Zeit hier und hatte mich schon in schlimmeren Outfits gesehen.
Doch Ryan hatte sofort bemerkt, dass etwas nicht stimmte und sein Grinsen verschwand. Mir war klar, dass ich ihm berichten musste, was mit Markus passiert war.
„Was ist los?“, fragte er, und ich musste wieder gegen den Kloß im Hals ankämpfen. Seine blauen Augen fixierten mich mit einer Eindringlichkeit, die mich erschreckte, und zugleich faszinierte. Ich schluckte.
„Ryan … ich … Markus … In seinem Hotel gab es einen Vorfall. Ich warte noch auf den Anruf aus dem Krankenhaus. Er … er ist auf der Intensivstation. Man wartet dort auf die Laborergebnisse“, stotterte ich.
Weiter kam ich nicht. Meine Unterlippe begann zu zittern und die Tränen strömten über mein Gesicht. Ich fühlte mich so hilflos und versuchte mir selber Mut zu machen, indem ich mir einredete, dass mein Bruder eine Kämpfernatur war. So schnell würde er nicht aufgeben. Hastig wischte ich mir mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen. Da ich nicht wollte, dass Ryan mich weinen sah, drehte ich mich mit dem Rücken zu ihm und schlang beide Arme um meinen Oberkörper um das betäubende Gefühl der Einsamkeit in mir zu bekämpfen. Doch plötzlich stand Ryan hinter mir, nahm mich stumm in die Arme und drückte mich an sich.
In diesem Moment war es mir egal, dass ich ihn vor wenigen Wochen noch so verachtet hatte. Ich war so froh, nicht allein auf der Welt zu sein und jemanden zu haben, dem ich mich anvertrauen konnte. Ich drehte mich um, drückte den Kopf an seine Brust und ließ meinen Tränen freien Lauf. Seine starken Arme gaben mir den Halt und Trost, den ich so dringend brauchte. Hemmungslos weinte ich in Ryans Armen.
„Halt mich fest“, flehte ich voller Verzweiflung, denn ich hatte Angst, dass ich in einen Abgrund stürzen würde, wenn er mich losließ. Sanft hielt er mich in seinen Armen, strich mir dabei langsam über den Rücken und wartete geduldig, bis ich mich beruhigt hatte.
„Oh, tut mir leid“, schniefte ich, als ich die dunklen Flecken sah, die meine Tränen auf seinem T-Shirt hinterlassen hatten. Ich kramte nach einem Taschentuch und bemühte mich die Fassung wiederzuerlangen.
„Komm, setz dich erst mal“, meinte Ryan schließlich und schob mich sanft ins Wohnzimmer, wo ich mich wieder aufs Sofa setzte. Er ging in die Küche und kam kurz darauf mit einem Glas Wasser zurück.
„Hier trink. Und dann erzählst du, was passiert ist.“
Ich nahm einen Schluck, atmete tief durch und berichtete ihm dann mit brüchiger Stimme, was passiert war. Mir
Weitere Kostenlose Bücher