Bei Landung Liebe
würde ich das auch nie tun. Ryan hatte keinen Ton mehr wegen gestern verloren. Vielleicht war es ihm nun peinlich, die kleine Schwester seines besten Freundes geküsst zu haben, oder es hatte ihm nichts bedeutet. Aber war es für mich wirklich ohne Bedeutung? Es war schön gewesen ihn zu küssen, ohne Frage, aber empfand ich tief in mir mehr für Ryan, als ich mir selbst eingestehen wollte? Dass mir sein Äußeres gefiel, konnte ich nicht abstreiten. Aber hatte ich Gefühle für ihn, die nichts mit seinem Aussehen zu tun hatten? Nachdenklich blickte ich aus dem Fenster. Bäume, Wiesen, Felder, vereinzelte Ortschaften flogen vorbei. Ich grübelte während des ganzen Weges nach Hause, konnte mir aber selbst nach Stunden keine Antwort darauf geben, was ich fühlte.
Kapitel 19 - Isa
Eine Woche nach unserem Besuch beschlossen die Ärzte, dass Markus nicht länger künstlich beatmet werden musste. Die Medikamente schlugen gut an und er war auf dem Weg der Besserung. Einige Tage später konnte er bereits auf die normale Station verlegt werden. Das zuständige Gesundheitsamt hatte aufgrund seiner Legionelleninfektion Wasserproben im Hotel entnommen. Zwar war die Konzentration der Bakterien unter der Höchstgrenze, allerdings erklärte man mir, dass es möglicherweise zu einer Vermehrung kam, als das Zimmer unbenutzt war. In dem Wasser, das in den Leitungen stand, konnten sich die Erreger vermehren, was sich nun aber nicht mehr nachvollziehen ließ. Unwahrscheinlich sei, dass sich mein Bruder die Legionelleninfektion bei uns zuhause zugezogen hatte. Die Dusche wurde mehrmals täglich benutzt und somit stand das Wasser dort nie sonderlich lange.
Wir telefonierten täglich miteinander, wobei ich meinem Bruder jedes Mal sagte, wie froh ich war, dass alles gut ausgegangen war.
„Hast du denn alles, was du brauchst?“, fragte ich, als ich ihn eines Tages anrief.
„Danke, Schwesterchen. Ich bin hier bestens versorgt. Ich bearbeite meinen behandelnden Arzt schon die ganze Zeit, mich endlich zu entlassen, aber er besteht darauf, mich erst in eine Reha-Klinik zu schicken.“
„Du machst schön brav, was der Arzt sagt. Diesen Leuten dort hast du dein Leben zu verdanken. Die wissen, von was sie reden.“
„Schon gut, Isa. Ich werde schön brav sein“, antwortete Markus und ich konnte das Lachen in seiner Stimme hören.
„Wo findet die Reha statt?“
„Das erfahre ich erst nächste Woche. Am liebsten wäre es mir, wenn die Klinik etwas weiter entfernt wäre. So käme ich nicht auf die Idee, plötzlich nach Hause zu wollen.“
„Ich freue mich jedenfalls schon, wenn du wieder zu Hause bist. Es ist manchmal so einsam.“
„Aber du bist doch nicht allein, Ryan ist doch auch da. Ich bin froh, dass er noch bei uns wohnt. Dann kann er ein bisschen auf dich aufpassen“, sagte Markus.
Ich fühlte, dass mir das Blut in den Kopf schoss. Wusste Markus etwa, was zwischen Ryan und mir neulich geschehen war? Schließlich telefonierten die beiden auch gelegentlich miteinander. Hatte Ryan vielleicht sogar damit geprahlt? Aber Markus plapperte munter weiter, deshalb ging ich davon aus, dass er nichts wusste.
„Hättest du etwas dagegen, wenn Ryan sich solange in mein Zimmer einquartiert? Immerhin werde ich die nächsten Wochen noch nicht wieder zu Hause sein.“
„Markus das ist dein Zimmer und dein Bett. Das musst du selbst entscheiden.“
„Du kannst es ihm heute Abend einfach anbieten, wenn ihr euch seht. Aber vielleicht solltet ihr vorher noch die Bettwäsche tauschen.“
„Stört es dich denn nicht, wenn er in deinem Zimmer schläft? Er könnte überall herumschnüffeln.“
Markus lachte.
„Schwesterchen, beruhig dich. Was soll er denn bitte in meinem Zimmer finden? Ein geheimes Tagebuch habe ich nicht, und auch wenn er Geld oder Wertsachen sucht, wird er enttäuscht werden. Mach dir keine Sorgen. Es ist schon in Ordnung.“
Eine Welle der Zuneigung überkam mich, und wenn ich jetzt bei Markus gewesen wäre, hätte ich ihn umarmt.
„Gut, ich werde mich darum kümmern.“
Nach dem Telefonat holte ich mir etwas zu Essen aus der Küche und setzte mich vor den Fernseher. Ryan war noch nicht zuhause und ich wusste auch nicht, wann er kommen würde. Sein Job im Fitnessstudio gefiel ihm und offenbar hatte sein Chef die Stelle, die zuerst nur zur vorübergehenden Unterstützung gedacht war, doch in eine Festanstellung umgewandelt. In den letzten Tagen hatten wir uns kaum gesehen, da Ryan nach Feierabend oft
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