Bei Landung Liebe
aufgehalten. Das Wetter hier verbesserte meine Stimmung nun wirklich nicht. Nachdem der Fahrer uns abgesetzt hatte, schleppte Ryan unsere beiden Koffer nach oben und wartete, bis ich aufgesperrt hatte.
„Soll ich deinen Koffer gleich in dein Zimmer stellen?“
„Das wäre lieb von dir, danke“, erwiderte ich müde. Ryan stellte mein Gepäck in mein Zimmer und verschwand mit seinem in Markus’ Zimmer. Ich nahm den Stapel Post, den ich aus unserem Briefkasten geholt hatte und suchte nach der Karte, die ich meinem Bruder geschrieben hatte, aber ich konnte sie nicht entdecken. Wie vermutet war ich bereits vor der Ankunft meiner Urlaubsgrüße zuhause. Ich warf die Briefe auf meinen Schreibtisch und zwang mich dazu, meinen Koffer gleich auszupacken. Zwar hatte ich vorwiegend Sommerkleidung mitgenommen, die ich frühestens im nächsten Jahr wieder brauchen würde, aber ich kannte mich und wusste, dass ich so etwas gerne ewig vor mir herschob. Ich hievte gerade den Koffer auf meinen Schreibtisch, als ich im Augenwinkel eine Bewegung an der Tür wahrnahm. Ryan lehnte im Rahmen und füllte mit seinem trainierten Körper fast die komplette Türe aus.
„Ich bin schnell duschen, Isa.“
„Mhm.“
Mehr wollte mir nicht über die Lippen kommen. Mein Gehirn verweigerte jegliche Anstrengung, die zu einer halbwegs tauglichen Konversation nötig gewesen wäre, aber Ryan war auch schon wieder verschwunden. Mir fiel ein, dass ich Markus versprochen hatte, mich zu melden, sobald wir wieder gelandet waren. Ich kramte in meinem Gepäck nach meinem Handy und tippte eine kurze SMS, in der ich meinen Bruder auf den morgigen Tag vertröstete, da ich viel zu erledigt war, um ihm ausführlich von meiner Reise zu berichten. Einige Erlebnisse hatte ich selbst noch nicht verarbeitet. Vor allem die letzte Nacht mit Ryan bereitete mir Kopfzerbrechen. Ich öffnete meinen Koffer und begann damit, meine Sachen auszuräumen. Irgendwo zwischen meiner Kleidung, stieß ich auf die Tüte mit den Postkarten, die ich an dem Tag gekauft hatte, als ich Ryan zusammen mit Casey gesehen hatte.
Nachdenklich betrachtete ich die malerischen Motive und setzte mich auf den Schreibtischstuhl. Es war so wunderschön dort gewesen. Vermutlich hätte ich es noch Wochen dort ausgehalten. Der strahlend blaue Himmel und der weiße Sand auf den Bildern erinnerten mich sofort an den Tag, als ich mit Ryan zusammen am Strand gewesen war. Hätten wir doch nur ein paar Tage mehr gehabt. Es gab noch soviel zu sehen, und solange die Situation mit ihm ungeklärt war, konnte ich mir nicht erlauben, auch nur einen Gedanken an eine Wiederholung der Reise zu verschwenden. Wahrscheinlich hätte ich mir damit nur falsche Hoffnungen gemacht. Seit wir in Deutschland gelandet waren, hatte ich kaum ein Wort mit ihm gewechselt. Plötzlich räusperte Ryan sich neben mir und riss mich aus meinen Gedanken.
„Alles klar bei dir?“
Stumm nickte ich und wagte nicht, ihn anzusehen. Mit einem Mal schossen mir die Tränen in die Augen und ich blinzelte heftig dagegen an. Ich wollte nicht schon wieder vor Ryan heulen. Er kam auf mich zu, lehnte sich an die Kante des Schreibtisches und sah mir tief in die Augen. Sanft strich er mit seinem Daumen über meine Wange und dort, wo er mich berührt hatte, schien meine Haut zu brennen.
„Das sieht aber nicht so aus.“
„Es war so schön. Ich weiß auch nicht, was los ist“, erklärte ich ihm mit belegter Stimme und zuckte hilflos mit den Schultern.
„Am besten lässt du den Koffer erstmal stehen und nimmst eine heiße Dusche. Vielleicht kommst du dann auf andere Gedanken.“ Demonstrativ klappte er den Koffer zu und stellte ihn zur Seite.
„Okay“, erwiderte ich schwach, stand auf und suchte mir saubere Wäsche. Ryan hatte lediglich ein Handtuch um seine Hüften geschlungen und ich musste heftig schlucken, als ich ihm einen heimlichen Blick zuwarf. Am liebsten hätte ich mich an seine Brust geworfen und ihn angefleht, mich in seine Arme zu nehmen, aber ich widerstand der Versuchung und ging schnell ins Badezimmer. Ich duschte und schlüpfte dann in meinen Satinpyjama, bevor ich wieder in mein Zimmer ging. Und dort staunte nicht schlecht.
Ryan lag in meinem Bett und schlief. Eigentlich hätte er in der blasslila Bettwäsche deplatziert aussehen müssen, aber das tat er nicht. Leise schloss ich meine Tür und schlich zu meinem Bett. Einen Moment betrachtete ich ihn. Sein Atem ging ruhig und regelmäßig und er musste genauso erschöpft
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