Bei Landung Liebe
Hause fahren. Ryan war noch unterwegs und ich hoffte, dass er nicht in den nächsten Minuten hier auftauchte. Ich packte eilig das Wichtigste zusammen. In meinem Zimmer fiel mein Blick auf meinen Laptop, auf dem die Unmengen an Urlaubsbildern gespeichert waren. Daneben lag meine Digitalkamera. Die Bilder, die Ryan von uns beiden gemacht hatte, waren immer noch auf ihr. Ich verstaute meinen Laptop in der Tasche und steckte die Kamera ein. Wenn ich die Bilder nicht ansehen wollte, brauchte ich das auch nicht zu tun. Aber vielleicht war es gut, sie dabei zu haben. Ich verabschiedete mich von Markus und lehnte sein Angebot, mich zu begleiten, energisch ab. Er versprach mir Ryan nicht zu verraten, wo ich war. Er sollte sich ruhig Sorgen machen. Aber ich glaubte inzwischen nicht mehr, dass ihm etwas an mir lag.
Ausgeträumt.
Kapitel 32 - Isa
Als Kind waren Markus und ich gerne bei unserer Oma gewesen. Keine konnte so kochen und backen wie sie. Schon morgens wurden wir vom Duft frischgebackener Waffeln geweckt. Dazu gab es Kakao, soviel wir wollten. Nach dem Frühstück streiften Markus und ich durch das kleine Wäldchen. Dort gab es einen kleinen seichten Bachlauf, an dem wir immer Staudämme bauten. Großmutter schimpfte nie mit uns, wenn wir von Kopf bis Fuß voll Dreck zum Mittagessen auftauchten. Mit einem Riesenappetit verschlangen wir die Köstlichkeiten, die sie kochte, bevor wir uns im Schatten des großen Kirschbaums ausruhten. Ich erinnere mich noch an den köstlichen Schokoladenkuchen, und besonders wenn er noch warm war, schmeckte er einfach fabelhaft. Beim Abendbrot verspürten wir beide meist keinen Hunger mehr, weil wir nachmittags den ganzen Kuchen aufgegessen hatten. Unsere Mutter schimpfte, wenn wir deswegen unser Abendessen verschmähten, aber bei Oma durften wir so einiges, was uns unsere Eltern nicht erlaubten. Zum Beispiel abends lange aufbleiben, fernsehen und Süßigkeiten essen.
Ich suchte die Telefonnummer meiner Großmutter in meinem Handy, um sie über meinen Besuch zu informieren, entschied mich aber dann dazu, sie einfach zu überraschen. Mein Handy schaltete ich aus, bevor ich es wieder in meine Hosentasche steckte. Nach fast zwei Stunden Zugfahrt kam ich schließlich in dem kleinen Ort an, in dem meine Oma wohnte. Neugierig sah ich mich um. Es hatte sich einiges verändert, seit ich das letzte Mal hier gewesen war. Die Straße vor dem Bahnhof war frisch geteert und ich glaubte, dass einige der Häuser entlang der Straße ein neuer Anstrich zierte.
Ich nahm meinen Koffer und machte mich auf den Weg. Nach einem zehnminütigen Fußmarsch erreichte ich das Haus. Meine Hände schmerzten schon vom Koffertragen und der kalte Novemberwind peitschte mir ins Gesicht. Mit klammen Fingern öffnete ich das kleine Gartentor und stellte erleichtert fest, dass Licht im Inneren des Hauses brannte. Wenn meine Oma nicht zuhause gewesen wäre, hätte ich hier draußen ausharren müssen. Bei dem Wetter nicht unbedingt eine verlockende Aussicht. Aufgeregt ging ich auf das Haus zu und drückte auf den Klingelknopf. Nach wenigen Augenblicken sah ich durch das Milchglasfenster der Haustür, wie sich die zierliche Gestalt meiner Großmutter näherte. Sie öffnete die Türe, kuckte zuerst ungläubig, bevor ein strahlendes Lächeln über ihr Gesicht zog und sie mich in die Arme nahm.
„Isa, Mädchen! Wo kommst du denn her?“
„Hallo Oma.“ Ich drückte sie fest an mich und erkannte ihren typischen Geruch nach Haarspray, Zigarettenrauch und einem Hauch Parfum.
Obwohl meine Oma traumhaft kochen und backen konnte und uns von vorn bis hinten verwöhnte, war sie nicht die Art Großmutter, die mit Schürze, Filzpantoffeln, einer gepflegten Dauerwelle und Hornbrille in der Küche stand. Nein, sie trug Turnschuhe und T-Shirts, hatte kurz geschnittene Haare, rauchte wie ein Schlot und kuckte für ihr Leben gerne amerikanische Sitcoms oder CSI-Serien. Fehlte nur noch, dass sie zum Stammtisch ging und fluchend mit den Dorfältesten Karten spielte, aber selbst das würde ich ihr zutrauen.
„Ich dachte, ich besuche dich einfach mal.“
„Du bist immer willkommen, mein Kind. Aber komm erst mal herein und zieh deine Jacke aus.“
Sie zerrte mich in den Flur und schloss die Türe hinter mir.
„Du willst wohl länger bleiben?“, fragte sie und deutete mit dem Kinn auf meinen Koffer.
„Naja, ein paar Tage. Aber nur, wenn es dir nichts ausmacht.“
„Als ob mir das etwas ausmachen würde! Ich freue mich,
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