Bei Landung Liebe
Koffer, der immer noch den Anhänger unserer Miami-Reise am Griff trug, unter das Bett. Aus der Küche duftete es bereits verführerisch, als ich nach unten ging.
„Komm, wir lassen das Geschirr stehen und machen es uns im Wohnzimmer gemütlich“, schlug meine Oma nach dem Essen vor. Sie stand auf und zog die Schiebetür auf, die nach nebenan führte. Ich folgte ihr und nahm auf dem Sofa Platz. Meine Oma rauchte schon seit eh und je und mittlerweile wusste ich mit dem Zigarettenrauch in ihrer Wohnung umzugehen. Ich sah mich im Wohnzimmer um. Auch hier war seit Jahren nichts verändert worden. Die Stoffpuppensammlung starrte mich wie immer mit toten Augen aus der Vitrine und von der Sofalehne aus an. Meine Oma liebte diese hässlichen Dinger. Einigen davon hatte sie sogar Namen gegeben. Auf dem obersten Boden der Vitrine standen gerahmte Familienfotos. Ich konnte eines von Markus und mir erkennen. Daneben stand das Hochzeitsbild meiner Eltern. Selbst nach über zwei Jahren fiel es mir schwer, Bilder aus glücklichen Zeiten anzusehen. Der Tod meiner Eltern kam mir immer noch unglaublich sinnlos vor. Hinter den beiden Bildern stand das Hochzeitsfoto von Großmutter und Großvater. Sie trug darauf ein langes weißes Kleid aus Spitze. Ihre Haare waren zu einem strengen Dutt hochgesteckt und ein kleiner Kranz Margariten zierte ihr Haupt. Sie sah glücklich aus.
„Was hältst du davon, wenn wir bei dir etwas renovieren?“
Ich konnte unmöglich hier tagelang sitzen und nichts tun.
„Was genau meinst du mit renovieren?“
„Ein neuer Anstrich zum Beispiel.“
Sie musterte den Raum über den Rand ihrer Brille hinweg.
„Für mich allein ist das zu viel Arbeit. Und einen Maler kann ich mir nicht leisten, aber wenn du mir hilfst, könnte es gehen.“
„Hast du dein Auto noch?“
„Ja, steht seit Monaten in der Garage. Keine Ahnung, ob es überhaupt noch anspringt.“
„Dann lass es uns morgen versuchen. Vielleicht schaffen wir es bis in ein Geschäft, um ein bisschen Farbe und Pinsel zu kaufen.“
Wir sahen eine Weile fern, aber als ich spürte, wie müde ich von der Reise und der schlaflosen Nacht davor war, verabschiedete ich mich und ging nach oben.
In meinem Zimmer zog ich mich aus und bemerkte, wie sehr meine Haare und meine Kleidung nach Rauch rochen. Ich suchte mein Duschgel und ging in das kleine Badezimmer am Ende des Flurs, um zu duschen.
Anschließend kroch ich in das Bett, und als plötzlich alles so ruhig war, fühlte ich mich schrecklich einsam. Ich zog die Knie an und rollte mich unter der dicken Decke zusammen. Was Ryan nun wohl machte? Vermisste er mich? Suchte er womöglich nach mir? Oder war es ihm egal? Vielleicht war er aber auch sauer, weil ich nicht auf seine SMS geantwortet hatte. Ich suchte nach meinem Handy und schaltete es ein. Das grelle Licht des Displays blendete mich und es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen daran gewöhnt hatten. Mit klammen Fingern tippte ich zum zweiten Mal heute den PIN ein und wartete.
Siebzehn neue Nachrichten.
Jede Einzelne teilte mir mit, dass Ryan versucht hatte, mich zu erreichen. Gut, dass das Handy ausgeschaltet war. Ich wollte nicht mit ihm reden. Er hatte mich angelogen, als er sagte, er müsse arbeiten und vielleicht war er bei manch anderen Dingen auch nicht ehrlich gewesen. Aber was, wenn ich mich täuschte? Wenn ich mit meiner Vermutung falsch lag? Doch die Frau, das teure Auto, das viele Geld, die Telefonnummern, Ryans Geheimnistuerei. Was hatte das alles zu bedeuten? Unruhig wälzte ich mich von einer Seite auf die andere, bis ich irgendwann einschlief.
Kapitel 33 - Ryan
„Markus, lass mich nicht hängen!“
So langsam verzweifelte ich hier. Isa war seit heute Morgen spurlos verschwunden und mein bester Freund war mir keine Hilfe. Sie reagierte nicht auf meine Kurzmitteilungen und wenn ich versuchte, sie anzurufen, war ihr Handy ausgeschaltet. Ich konnte ihr nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, da sie keine Mailbox eingerichtet hatte.
„Ryan, ich weiß nicht, wo sie hin ist“, beteuerte Markus zum wiederholten Male und sah mich an. Doch etwas in seinem Blick verriet mir, dass er nicht ehrlich zu mir war. Ich raufte mir die Haare.
„Sag mir zumindest, warum sie abgehauen ist.“
„Das weiß ich auch nicht.“
Oh, doch. Er wusste etwas. Das hatte ich im Gefühl.
„Komm schon. Sie hat dir bestimmt irgendetwas gesagt.“
„Wann ist dein Verhör hier endlich vorbei? Das geht nun schon seit einer
Weitere Kostenlose Bücher