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Bei null bist du tot

Bei null bist du tot

Titel: Bei null bist du tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johanson
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Würden Sie gern ein paar davon lesen?«
    »Wie viele sind es denn?«
    »Zwölf. Aber vieles wiederholt sich. Er war völlig in Cira vernarrt und hatte offenbar eine Vorliebe für Pornografisches.«
    »Und was ist mit Ciras Texten?«
    »Die sind interessanter, aber weniger anregend.«
    »Was für eine Enttäuschung. Kann ich sie lesen?«
    Er nickte. »Trevor hat mich gestern Abend angerufen und mir erlaubt, Sie Ihnen zu lesen zu geben. Er meinte, die würden Sie am ehesten interessieren.« Er deutete auf einen Sessel in der Ecke des Zimmers. »Ich bringe Ihnen die Übersetzung der ersten Rolle. Da in der Ecke haben Sie gutes Licht.«
    »Ich könnte sie mit in mein Zimmer nehmen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Als ich angefangen habe, für Trevor zu arbeiten, musste ich ihm versprechen, weder die Rollen noch die Übersetzungen jemals aus den Augen zu lassen.«
    »Hat er Ihnen erklärt, warum?«
    »Er sagte, die Texte seien unglaublich wichtig und meine Arbeit sei gefährlich, weil ein Mann namens Grozak hinter den Rollen her ist.«
    »Mehr nicht?«
    »Mehr wollte ich nicht wissen. Warum sollte ich neugierig sein? Worüber Trevor und Grozak sich streiten, interessiert mich nicht. Mir sind nur die Schriftrollen wichtig.«
    Das konnte sie gut verstehen. Seine dunklen Augen leuchteten, und in der Art, wie er die Schriftrolle in den Händen hielt, lag eine unglaubliche Zärtlichkeit. »Trevor hat sicherlich das Recht, bestimmte Regeln aufzustellen, was die Handhabung seiner Schriftrollen betrifft, trotzdem wäre ich an Ihrer Stelle ein bisschen neugieriger gewesen.«
    »Aber Sie sind nicht ich. Ihr Leben unterscheidet sich wahrscheinlich sehr von meinem. Ich bin in Norditalien in einem Dorf in der Nähe eines Klosters aufgewachsen. Als kleiner Junge habe ich im Klostergarten gearbeitet und später in der Bibliothek. Ich habe auf Händen und Knien die Böden geschrubbt, bis meine Knie blutig waren, und am Ende der Woche haben die Padres mir erlaubt, eine Stunde in den Büchern zu schmökern.« Seine Augen leuchteten bei der Erinnerung. »Sie waren so alt. Das Leder der Einbände war ganz weich. Den Geruch, der aus den alten Folianten kam, werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Und die handgeschriebenen Bücher …« Er schüttelte den Kopf. »Das waren Kunstwerke von außergewöhnlicher Schönheit. Es hat mich zutiefst beeindruckt, wie klug und gebildet die Priester waren, die sie geschrieben haben. Daran sieht man doch, dass die Zeit eigentlich keine Rolle spielt, nicht wahr? Ob gestern oder vor tausend Jahren, wir gehen durchs Leben, und manche Dinge ändern sich, während andere immer gleich bleiben.«
    »Wie lange haben Sie für das Kloster gearbeitet?«
    »Bis ich fünfzehn war. Eine Zeit lang wollte ich unbedingt Priester werden, aber dann hab ich die Mädchen entdeckt.« Mario schüttelte wehmütig den Kopf. »Ich habe gesündigt und bin in Ungnade gefallen. Die Padres waren sehr enttäuscht von mir.«
    »Ich bin sicher, Sie haben nur lässliche Sünden begangen.« Sie musste an die holprigen Straßen denken, in denen sie aufgewachsen war, wo die Sünde zum täglichen Leben gehört hatte. »Aber Sie haben Recht, meine Kindheit war ganz anders als Ihre.«
    »Das bedeutet jedoch nicht, dass wir keine angenehmen Stunden miteinander verbringen können. Bleiben Sie doch noch ein bisschen.« Er lächelte sie an. »Es wird ganz aufregend für mich sein, Sie da sitzen zu sehen, während Sie lesen, was Cira geschrieben hat. Und auch seltsam. Ich werde mich fühlen, als wäre sie selbst –« Er unterbrach sich errötend. »Aber jetzt, da Sie neben der Statue stehen, fallen mir natürlich die Unterschiede auf. Eigentlich sehen Sie ihr gar nicht so –«
    »Lügner.« Sie musste lächeln. »Ist schon in Ordnung, Mario.«
    »Gut.« Er atmete erleichtert auf. »Kommen Sie, setzen Sie sich.« Vorsichtig ging er den Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch durch. »Ich habe die Texte zuerst aus dem Lateinischen ins Italienische und dann ins Englische übersetzt. Dann habe ich noch einen zweiten Durchgang gemacht, um mich zu vergewissern, dass mir keine Fehler unterlaufen sind.«
    »Meine Güte.«
    »Trevor wollte es so, aber ich hätte es ohnehin nicht anders gehandhabt.« Er brachte ihr eine dünne Mappe, die mehrere Blätter enthielt. »Ich wollte sie mit mir sprechen hören.«
    Behutsam nahm sie die Blätter entgegen. »Und? Hat sie mit Ihnen gesprochen?«
    »O ja«, sagte er leise, als er zurück an seinen Schreibtisch ging. »Ich

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