Bei Tag und bei Nacht
spürte kaum, wie sie auf das Bett sanken.
Doch plötzlich war ihre Haut empfindlich wie die eines Babys. Im Laken fühlte sie die kleinen Falten, Grants feste Handflächen und die gekräuselten Haare auf seiner Brust. Er behandelte sie zart. Seine vorsichtigen Berührungen erregten sie und brachten die fließende Schwerelosigkeit zurück, die sie im Kirchhof gefühlt hatte. Gennie seufzte tief. Sie wusste nun, wohin die Leidenschaft sie beide führen würde. Doch diesmal sollte die Reise genussvoll sein, langsam und zärtlich.
Gedämpftes Licht drang durch das Fenster, denn die Sonne versteckte sich weiter hinter den grauen Wolken. Von ferne konnte Gennie das Rauschen der Brandung hören. Grants leise Worte gehörten dazu, wie das Plätschern der Wellen. Das ungewisse Sehnen war ruhigem Genießen gewichen. Grant war bei ihr, er würde sie führen und beschützen, sie hegen und pflegen auf seine raue, herbe Art. Unter all der fordernden Ungeduld versteckte sich ein selbstloser, liebevoller Mann. Nur wer das wusste, kannte ihn.
Berühre mich und hör nie damit auf! Grant schien die stumme Bitte verstanden zu haben, denn er liebkoste sie, verweilte und erforschte. Der Genuss war fließend und leicht, wie ein langsamer Fluss, wie schwebende Nebel. Es gab nicht mehr ihren Körper oder Grants, aus zwei Teilen war ein Ganzes geworden.
Leises Flüstern und tiefe Seufzer begleiteten das Gefühl der wohligen Wärme, die nur dann entstand, wenn Körper sich an Körper drängte. Unter Grants rauer Schale verbarg sich der zärtlichste, sensibelste Mann.
Gennie bemerkte kaum, wie er spielerisch begann, das Verlangen anzustacheln, aber er tat es. Ihre Bewegungen, das raschere Atmen und gelegentliche, genussvolle Schauer zeigten ihm, dass er sich auf dem richtigen Weg befand. Im Halbdunkel beobachtete Grant Gennies Gesicht. Die Erkenntnis, dass vor ihm noch kein Mann sie so wie er berührt hatte, steigerte seine Erregung. Sie gehörte nur ihm. Lange Jahre war er bemüht gewesen, niemanden in seine Nähe zu lassen und sich keinem Menschen anzuschließen. Obwohl ihn seine Eigentumsansprüche Gennie gegenüber beunruhigten, war er dagegen machtlos. Er würde sie nie einem anderen Mann überlassen. Bedeutete das nun auch, dass er genauso an Gennie verloren war? Grant ließ diese Frage unbeantwortet.
Zärtlich und geduldig küsste er Gennies weiche Haut immer wieder und überall. Indem er sie langsam und behutsam vorbereitete, genoss er selbst ungeahnte Freuden. Er wartete, bis sie sich ihm öffnete, sich ihm völlig hingab. Dann erst glitt er in sie hinein.
Gennie hörte, wie Grant aufstöhnte und erzitterte. Er atmete keuchend an ihrem Ohr, aber seine Bewegungen waren wunderbar langsam. Sie wusste, dass Grant sich um ihretwillen beherrschte und überließ sich seiner Führung, ließ sich ganz in die Sinnenwelt fallen. Ihre Hände glitten über die harten angespannten Muskeln seiner Schultern, und Empfindungen kamen in ihr auf, die Hundertmal stärker waren als Leidenschaft.
»Grant.« Sein Name war nur ein Wispern, während ihre Arme sich enger um ihn schlossen. »Jetzt. Nimm mich jetzt.«
»Gennie …« Er hob den Kopf und suchte Gennies Mund. Als würden durch diese Berührung alle Kontrollen ausgeschaltet, beschleunigte er das Tempo, und zusammen erreichten sie den Höhepunkt. Weder Gedanken noch erklärende Worte waren nötig.
8. K APITEL
Wie sie es gewohnt war, erwachte Gennie früh am Morgen. Sie gähnte und reckte sich. Für den Bruchteil einer Sekunde stutzte sie. Die Sonne lachte durch ein fremdes Fenster, aber Gennie erinnerte sich sehr schnell daran, wo sie sich befand.
Die Morgenwärme wirkte anheimelnd. Körper drängte sich an Körper, Liebhaber an Geliebte. Empfindungen der Zufriedenheit und der Erregung machten sich gleichzeitig bemerkbar und jagten letzte Reste von Schlaftrunkenheit davon. Gennie drehte sich um und beobachtete Grant, der noch schlief.
Er streckte Arme und Beine von sich, bemerkte sie belustigt, und beanspruchte drei Viertel des Bettes für sich. Während der Nacht hatte er sie ziemlich an den Rand gedrängt. Seinen Arm hatte er achtlos über Gennie gelegt, nicht liebevoll, sondern aus Bequemlichkeit. Ihr Kissen lag unter seinem Kopf.
Gegen das weiße Leinen des Bezuges erschien sein Gesicht noch dunkler, sonnengebräunter und etwas verwildert durch die Bartstoppeln. Gennie bemerkte, dass er tief atmete und ganz entspannt war. So hatte sie ihn nur damals bei ihrem gemeinsamen
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