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Bei Tag und bei Nacht

Bei Tag und bei Nacht

Titel: Bei Tag und bei Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Würde er jemals wieder in seinem Bett liegen können, ohne sich an Gennie zu erinnern?
    Er hatte andere Frauen gehabt. Er genoss die Freuden, die sie ihm schenkten, war auch dankbar dafür, aber dann hatte er sie schnell wieder vergessen. Weshalb war er sicher, dass er Gennie nie würde vergessen können? Auf ihrer Hüfte hatte er ein Muttermal entdeckt, einen winzigen Halbmond. Es bereitete ihm große Genugtuung, dass kein anderer Mann es bisher berührt hatte, so albern er es auch fand.
    Ich benehme mich wie ein Idiot, schalt er sich und genoss das Gefühl, Gennies erster Liebhaber zu sein – und einziger, wie er sich leidenschaftlich vornahm. Was war mit ihm los? Wahrscheinlich müsste er eine Weile allein bleiben, um mit seinen Gedanken ins Reine zu kommen. Nie würde er Gennie anbinden wollen, und umgekehrt wollte er auch nicht von ihr angebunden werden.
    Grant stand auf und wühlte im Schrank, bis er eine abgeschnittene Jeans fand. Nach dem Frühstück sollte Gennie ihrer Wege gehen, damit er sich seiner täglichen Arbeit zuwenden konnte.
    Schon am Fuße der Treppe roch er den Kaffee, hörte Gennie singen. Genauso war es am ersten Tag gewesen. Wieder durchdrang ihn das Gefühl der Selbstverständlichkeit. Auch wenn er Hundertmal in seine Küche käme, Jahr für Jahr, es könnte niemals mehr richtig sein, wenn Gennie nicht dort auf ihn warten würde.
    Grant blieb im Türrahmen stehen und beobachtete sie. Der heiße Kaffee stand auf dem Tisch. Sie streckte sich nach den Bechern, die für ihn mühelos erreichbar waren. Sonnenstrahlen spielten wieder mit ihrem Haar. Als Gennie ihn sah, zögerte sie. Dann lächelte sie ihm zu.
    »Ich habe dich nicht kommen hören.« Sie warf das lange Haar zurück auf die Schultern und goss Kaffee ein. »Draußen ist es wundervoll. Der Regen hat alles blank geputzt, und das Meer leuchtet blau und nicht grün. Nichts erinnert noch an den Sturm.«
    Als Gennie seinen Becher über den Tisch schob, trafen sich ihre Blicke, und sie verhielt mitten in der Bewegung. Sie war verwirrt. War Grant ärgerlich? Warum? Vielleicht tat ihm schon leid, was geschehen war. Törichterweise hatte sie sich eingebildet, dass die gestrige Nacht auch für ihn ein besonderes, einmaliges Erlebnis gewesen sein müsste.
    Gennies Finger krampften sich um den Henkel. Entschuldigungen oder Ausflüchte waren nicht nötig. Sie würde ihm keine Szene machen. Obwohl sie echten, körperlichen Schmerz verspürte, ließ sie sich nichts anmerken. Damit könnte sie sich später befassen, wenn sie allein wäre. Er sollte keine Tränen sehen und erst recht keine Klagen hören.
    »Stimmt etwas nicht?« Ihre Frage klang ruhig und beherrscht.
    »Ja, etwas stimmt nicht.«
    Gennies Finger umklammerten den Becher so fest, dass er beinahe zerbrach. Aber dadurch sah Grant nicht, wie sie zitterte. »Dann sollten wir uns besser setzen.«
    »Ich will mich nicht setzen.« Das kam wie ein Peitschenschlag, aber Gennie zuckte nicht zusammen. Ihr Blick folgte ihm, als er murmelnd und fluchend zum Spülbecken ging. Gennie hoffte inständig, es möge schnell gehen, solange sie sich in der Gewalt hatte. Mit einer heftigen Bewegung drehte Grant sich um und starrte Gennie vorwurfsvoll an. »Verdammt, Gennie, ich habe den Kopf verloren.«
    Verblüfft schaute Gennie hoch. Ihre Finger, die den Becher hielten, waren weiß und gefühllos. Ihr Puls schlug laut und unregelmäßig. Im blassen Gesicht leuchteten die Augen übergroß. Grant fluchte wieder und fuhr sich durch das Haar.
    »Du schüttest den Kaffee über«, murmelte er und steckte die Hände in die Taschen.
    »Oh!« Gennie betrachtete verwirrt die zwei kleinen Pfützen auf dem Fußboden und stellte ihren Becher ab. »Das … das wische ich sofort auf.«
    »Lass es.« Grant ergriff ihren Arm. »Hör mal: Ich fühle mich, als hätte mir jemand mit voller Kraft in die Magengrube geschlagen. Und so geht es mir andauernd, wenn ich dich sehe.« Als sie schwieg, nahm Grant auch ihren anderen Arm und schüttelte sie. »Erstens habe ich nie darum gebeten, dass du in mein Leben einbrichst und mir den Kopf verdrehst. Aber du hast es fertiggebacht. Zweitens: Jetzt bin ich in dich verliebt – und glaube mir, dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht.«
    Gennie fand ihre Stimme wieder, obwohl sie nicht recht wusste, was sie damit anfangen sollte. »Schön«, meinte sie nach einer Pause. »Jetzt hast du mich in die Schranken verwiesen.«
    »Soll das ein Witz sein?« Wütend machte er sich über seinen

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