Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
einsetzt.«
    Adrian wollte ihn nicht zurechtweisen, denn er war genau derselben Meinung; aber vielleicht würde er ihn etwas beruhigen können. Er setzte zu einer Erläuterung an, doch bevor er dazu kam, begann Elissa ihn zu verteidigen wie eine Wölfin ihr Junges.
    »Colonel Kingsland kann wirklich nichts dafür«, erklärte sie entschieden. »Er hat alles Menschenmögliche getan, um mich davon abzuhalten. Aber es ist eine klare Tatsache, daß ich doch von Nutzen sein könnte. Karl fand es überaus wichtig, diesen Spion zu finden; es war sein letzter Wunsch, und der soll erfüllt werden.«
    »Karl wollte aber doch nicht, daß du ...«
    »Das weiß ich. Sicher hätte er nichts von mir verlangt, was mich gefährden würde. Aber am Anfang gab es nur mich. Und jetzt bin ich schon so weit gegangen, daß ich nicht aufgebe, bis wir den Mann haben!«
    Peter errötete und hob ergeben die Hände. »Du liebe Zeit, ich gebe mich geschlagen.« Er warf Adrian einen resignierten Blick zu. »Ich nehme an, darauf habt auch Ihr Euch eingelassen?«
    »Ganz genau.«
    »Irgendwie hatte ich ihren Starrsinn vergessen ...«
    Adrian lachte leise. »Es gefällt mir genausowenig wie Euch, daß sie sich hier aufhält. Ich kann Euch aber versichern, daß sie bei mir in guten Händen ist. Was auch in meiner Macht steht, wird ihrer Sicherheit dienen.«
    Elissa war über die Maßen zufrieden mit dem Verlauf der Dinge und begann, sich mit Peter über andere Themen zu unterhalten. Adrian sah ihnen im Licht der Laterne zu, bemerkte das Strahlen auf ihren Gesichtern, erfreute sich an ihrer Heiterkeit. Sie war so glücklich, wie er sie kaum kannte, erfüllt von der Liebe zu ihrem Bruder. Adrian hatte eine solche Zuneigung nie erlebt und bezweifelte, ob er sie je kennenIernen würde.
    Der Neid traf ihn unerwartet, öffnete die alten Wunden, den Schmerz, den er schon vor vielen Jahren begraben hatte. Plötzlich wünschte er, er hätte sie doch allein gelassen. Er legte einen Arm um sein Knie, lehnte sich zurück, lauschte ihnen, wie sie sich an alte Streiche der Vergangenheit erinnerten. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sich nach einer solchen Geschwisterliebe gesehnt, nach nur einem kleinen bißchen Wärme von seinen Eltern. Es hatte Jahre gedauert, auch die letzte Hoffnung abzuschütteln, aber am Ende war er klüger geworden.
    Er sah zu, wie Elissa in das junge Gesicht ihres Bruders lächelte, nahm die Zuneigung wahr, mit der sie ihn berührte. Eindeutig hatte sie ihn vermißt, hing sie an ihm. Genau wie Peter an ihr!
    Alte Bilder stiegen in ihm auf, von Richard, als er acht Jahre alt gewesen war, nur ein Jahr älter und doch ferner von ihm als jeder Fremde.
    »Papa sagt, ich brauche nicht mit dir zu spielen, wenn ich nicht will. Er sagt, daß dies meine Spielsachen sind, und er hat sie nur für mich gekauft.« Richard war damals größer als er gewesen, ein aufgeschlossener Junge mit rotbraunem Haar, hängenden Schultern und einem grausamen, spöttischen Blick. Das Abbild des Vaters. »Verstehst du nicht?« schrie Richard. »Keiner will dich hier haben! Keiner mag dich. Warum gehst du nicht endlich weg?«
    Er spürte immer noch die Kälte in seinem Herzen, die Richards Worte hervorgerufen hatten, oder bei anderen Gelegenheiten, wenn sein Vater ihn für Dinge bestrafte, die eindeutig Richard auf dem Gewissen hatte. Die eisige Leere blieb noch Monate nach jedem seiner Kurzbesuche im höllischen Kreise seiner Familie, lebte in ihm weiter während seiner fernen, einsamen Jahre in Mr. Pembrooks sehr strengem Internat.
    Wenn seine Freundschaft mit Jamie nicht gewesen wäre -hätte er es womöglich nicht geschafft.
    »Adrian?« Ihre weiche Stimme unterbrach seine Düsterkeit. Er fragte sich, warum sie ihn wohl wieder einholte - wieso er das nach all den Jahren zuließ.
    »Was ist denn, Liebes?« Er gebrauchte diese Anrede in einer Weise, die sie nach mehr klingen ließ als nur nach Freundlichkeit. Dumm! Er konnte sehen, wie Peter Tauber sich versteifte, wie Elissas Finger sich in den Arm ihres Bruders gruben.
    »Wir ... wir spielen ein wenig Theater, Peter.« Sie lächelte, aber eine zarte Röte war in ihre Wangen gestiegen. »Das haben wir dir doch erklärt. Verstehst du nicht?«
    Der junge Leutnant fuhr sich durchs Haar. »Entschuldige. Ich hätte wissen müssen, daß du niemals etwas . .. etwas Ehrenrühriges tun würdest.« Die Farbe wich aus ihren Wangen, so daß sie plötzlich bleich wirkte.
    Adrian stand eilig auf. »Es wird langsam spät. Wir

Weitere Kostenlose Bücher