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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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wie am vergangenen Abend. Sie aßen zusammen getrocknetes Rindfleisch und Zwieback, und sie stellte fest, daß Peters Wunden tatsächlich gut heilten. Er erzählte ihr, daß er Erkundigungen über Becker eingeholt habe, aber nichts Nützliches in Erfahrung bringen konnte.
    »Ich wünschte, wir hätten mehr Zeit füreinander«, sagte sie, »aber dein Kommandeur würde das sicher nicht gutheißen; und ich habe noch einiges zu erledigen.«
    Peter lachte. »Es fällt schwer, mir Lady Elissa Tauber als Soldatenbraut vorzustellen. Papa würde sich im Grabe umdrehen.«
    »Papa wäre als erster hergereist, um herauszufinden, wer Karl ermordet hat.«
    Ihr kleiner Bruder wurde ernst. »Das stimmt allerdings. Ich wünschte nur, ich könnte es dir abnehmen.«
    »Du tust, was du kannst - wie wir alle.« Sie nahm ihn fest in die Arme und kehrte dann zu ihren Pflichten zurück.
    Sie hatte erfahren, daß zu jeder Gruppe Soldaten ein Geviert gehörte, das den Frauen zugeteilt war, die sie begleiteten. Eine zentrale Kochstelle, ein Bereich zum Waschen und Flicken. In diese Richtung machte sich Elissa jetzt auf, einen Korb mit Wäsche auf die Hüfte gestützt.
    Abseits von den bunten, zerzausten Frauen, die wie gewöhnlich die Kochfeuer umgaben, erblickte Elissa ein junges Mädchen, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als sie, die Wäsche wusch neben zwei kleineren Kindern, die dort im Dreck spielten. Das junge Ding hatte große, dunkle Augen, eine olivfarbene Haut, schlanke Hüften und hohe, volle Brüste. Ihr Haar war schwarz und glänzend wie Obsidian, aber sogar noch kürzer geschnitten als das ihre. Es lag ganz glatt an ihrem Kopf, so daß sie jungenhaft und streng wirkte.
    Seltsamerweise verringerte das aber den Eindruck von Weiblichkeit nicht, sondern gab ihr ein exotisches, sinnliches Aussehen, dem sicher nur wenige Männer widerstehen konnten.
    »Hallo«, sagte das Fräulein und überraschte sie mit einem warmen Lächeln zur Begrüßung. Ihre Stimme klang tief und voll. Elissa überlegte, ob es sich vielleicht um eine Zigeunerin handelte. »Ich bin Nina Petralo. Das ist mein kleiner Bruder Tibor und meine Schwester Vada. Ich habe dich noch nie gesehen, du mußt neu im Lager sein.« Sie sprach deutsch, aber mit schwerem, ungarischem Akzent.
    Elissa lächelte, ihr gefiel die direkte Art der Jüngeren. »Mein Name ist Elissa, freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin eine ... eine Freundin von Colonel Kingsland. Wir sind erst gestern abend eingetroffen.«
    »Ach ja, ich habe die Geschichte von deinem Colonel und dem Türken gehört.« Ein Lachen stieg aus ihrer Kehle. »Vermutlich mußt du dir mit einem solchen Beschützer keine Sorgen wegen zudringlichen Soldaten machen.«
    Sie dachte an Adrian und ignorierte die willkürliche Wärme in ihrem Innern. »Ja, der Colonel ist ein guter Beschützer.« Das war er zweifellos. An Pflichtgefühl mangelte es Adrian wirklich nicht. Aber sie wünschte sich mehr. »Und du?« fragte Elissa. »Ist dein .. . Ehemann einer von den Soldaten?« Ganz sicher hatte eine Frau, die so schön war wie Nina Petralo, auch einen Herrn und Meister.
    Doch diese schüttelte den Kopf. »Mein Vater war ein Freund von General Klammer. Er ist in der Schlacht bei Ratisbon gefallen.«
    »Das tut mir leid.« Sie sprach ein stilles Dankgebet, daß ihr Bruder verschont geblieben war. »Und deine Mutter?«
    »... starb vor ein paar Jahren. Es leben Verwandte von uns in Wien, die uns aufnehmen werden. Wir ziehen mit der Armee dorthin unter dem Schutz des Generals.«
    Das kleine Mädchen zupfte am Rock ihrer Schwester. Nina bückte sich, so daß die Kleine ihr etwas ins Ohr flüstern konnte, dann rannte Vada ihrem Bruder nach. Die Kinder waren genauso dunkel wie Nina, mit denselben schwarzen Haaren und großen Augen. Hübsche Geschöpfe, die der Krieg zu Waisen gemacht hatte.
    »Der Colonel und ich folgen auch der Armee«, gab Elissa Auskunft.
    Nina freute sich. »Dann haben wir ja den gleichen Weg.« Sie schaute zu den Kleinen hinüber. »Ich glaube, ich muß gehen. Sie bekommen sonst Schwierigkeiten, wenn ich nicht ständig auf sie aufpasse.«
    »Vielleicht sehen wir uns später noch einmal«, sagte Elissa hoffnungsfroh, denn sie mochte das junge Mädchen jetzt schon.
    »Sonst suche ich dich«, versprach Nina in ihrer offenen Art.
    Elissa sah sie fortgehen, froh, daß sie eine annähernd Gleichaltrige getroffen hatte, mit der sie sich in den kommenden Tagen anfreunden konnte. Dann machte sie sich an die Arbeit,

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