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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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sollten aufbrechen.« Er lächelte Elissa zu. »Du kannst deinen Bruder ja noch einmal besuchen, bevor wir wieder abziehen.«
    Sie nickte ihm kurz ihre Dankbarkeit zu, wandte sich an ihren Bruder und nahm ihn in die Arme. »Denk daran, Peter, du darfst niemandem meine Identität verraten. Hier bin ich einfach Elissa, vielleicht eine Freundin von einem früheren Bekannten.«
    »Ich denke daran«, bestätigte Peter ohne große Begeisterung. »Gute Nacht, Elissa. Paß auf dich auf!«
    »Du bitte auch auf dich, kleiner Bruder!« Sie nahm Adrians Arm und ging mit ihm zurück zu ihrem Zelt.
    »Er macht einen netten Eindruck. Ich bin froh, daß er das ganze Schlachtengetümmel überstanden hat.«
    Elissa lächelte. »Danke für deine Begleitung hierher, Adrian. Egal, was geschieht, wegen dieser Begegnung hat es sich schon gelohnt.«
    Adrian erwiderte das Lächeln und unterdrückte seinen Neid auf den kurzen, warmen Blick, den sie über die Schulter zurück auf den Jungen warf, der davonschritt.
    Sein Zelt war geräumig, und die Lampe auf seinem Schreibtisch verbreitete ein gedämpftes Licht. Er hob den Deckel von seinem Schreibfach, öffnete das Tintenfaß, nahm die Feder zur Hand und tauchte sie ein. Selbstgefällig fing er an zu schreiben, spürte die Befriedigung, den Kitzel des Spiels, plante seinen nächsten Zug, erarbeitete minutiös seine Strategie. Es war mehr als nur Information, die er den Franzosen zukommen ließ - es war die Macht, die Kontrolle, seine persönliche Bedeutung dabei, einen so wichtigen Feldzug zu entscheiden.
    Er nahm ein Blatt Kanzleipapier, legte es sorgfältig vor sich hin und setzte an:
    Erzherzog drängt nach Wien. Vierundsiebzigtausend Mann. Hiller und eine Anzahl Truppen als Nachhut überqueren die Donau wahrscheinlich bei Krems. Vermutlich treffen die Armeen bei Brunn zusammen.
    Gern hätte er noch ein paar empfehlende Worte dazugeschrieben, überlegte es sich aber anders. Lieber wartete er, bis er noch mehr Einzelheiten wußte, und würde dann einen Vorschlag machen. Der kleinwüchsige Herrscher würde seine Einmischung wahrscheinlich lästig finden, wußte jedoch gute Ratschläge zu schätzen. Schließlich hatte er auch seinen Hinweis befolgt und die Truppen des Erzherzogs bei Ratisbon gespalten. Es täte ihm wohl, wenn ebenso der kommende Sieg durch die Hilfe des Falken gesichert würde.
    Er beendete die Nachricht, drückte das Siegel aufs Papier, faltete den Brief und verschloß ihn mit Wachs. Morgen würde er ihn dem Mann übergeben lassen, der ihn nach Westen brachte - ein Mann, der wie gewöhnlich in einem Wirtshaus am Rand ihrer Marschroute wartete. Es war schwieriger, wenn die Armee in Bewegung war, doch die größere Gefahr machte die Herausforderung nur interessanter.
    - Träumerisch dachte er an den nächsten großen Sieg, zu dem er den Franzosen verhalf...
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und Adrian war lange fort, als Elissa das Zelt aufräumte und die Pritschen wieder zueinanderschob, falls zufällig jemand hereinschaute. Sobald sie am vergangenen Abend zurückgekommen waren und die Zelttür geschlossen hatten, hatte Adrian sie auseinandergerückt, ihr den Rücken zugekehrt, sich schweigend ausgezogen und niedergelegt.
    Elissa glättete die Falten seiner Decke, ihre Hand huschte drüber hin, und sie genoß den Geruch, der daraus emporstieg -Cognac, Wolle, Stärke und - Mann. Am Morgen hatte sie ihm beim Rasieren zugesehen, als die dünne, scharfe Klinge präzise über die glatten Muskeln seiner Kehle strich. Seine Haut wirkte dunkel unter dem Weiß des Seifenschaums, und sein Mundwinkel zog sich leicht zur Seite, als er die harte Kante seines Unterkiefers bearbeitete.
    Als sie den geschmeidigen Bewegungen seiner Hände folgte, wurde ihr warm, und es kribbelte in ihrem Magen. Sie erinnerte sich an die seltenen Male, als diese geschickten, erfahrenen Hände sie berührt und geliebt hatten.
    Die junge Gräfin schüttelte den Kopf, um die Bilder zu vertreiben. Sie hatte Wichtigeres zu bedenken als Adrian Kingsland und eine nebulöse Zukunft. Heute würde sie endlich Joseph Becker kennenIernen. Gerade in diesem Augenblick war Adrian in einer Besprechung mit General Klammer. Er würde Becker treffen und entscheiden, wie sie sich ihm am besten annähern konnte. Inzwischen verbrachte sie etwas Zeit mit Peter und wusch vielleicht noch ein paar Wäschestücke. Bald würden sie wieder aufbrechen, und dann gab es keine Zeit mehr dazu.
    Peter freute sich über ihren Besuch genauso

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