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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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davongeritten und erst kurz vor Einbruch der Nacht wieder eingetroffen. Adrian war ihm gefolgt, hatte beobachtet, wie er ein abgelegenes Gasthaus betrat. Aber da war kein Anzeichen für irgendeine heimliche Begegnung. Becker hatte einfach nur allein in der Schenke gesessen, einen Krug Bier getrunken und vor sich hin gestarrt.
    Adrian dachte wieder an ihn, bevor er das viel kleinere Reisezeit betrat, das er jetzt mit Elissa teilte. Sie war nicht da, als er ankam, und das erleichterte ihn.
    Seit der Nacht, als sie ihn intim willkommen geheißen hatte, war vieles zwischen ihnen anders geworden; einerseits gefiel ihm das, andererseits machte es ihm auch ein wenig angst. Er mochte sie von Tag zu Tag lieber, ließ sie entschieden zu nah an sich heran. Dabei hatte er sich doch immer solche Mühe gegeben, es nicht so weit kommen zu lassen.
    Vielleicht wenn er jünger gewesen wäre ... oder ein anderer Typ...
    In der Vergangenheit, da hätte aus ihnen beiden etwas werden können, damals, als er noch die große Liebe suchte. Früher hätte er gern ein Heim und eine eigene Familie gehabt, und damit die Chance, sich etwas für die Zukunft aufzubauen. Damals war er kaum mehr als ein großer Junge gewesen, ein naiver, dummer Kerl, der noch närrische Träume hegte.
    Mit neunzehn begegnete er Miriam Springer, der schönen Tochter von Lord Oliver. Er hatte geglaubt, endlich das gefunden zu haben, wonach er sich schon so lange sehnte. Freudig hatte er ihr den Hof gemacht, sie gefragt, ob sie ihn heiraten wolle. Es war seine erste wundervolle Romanze.
    Adrian schnaubte bei dem Gedanken. Sie hielt ihn zum Narren und führte ihn an der Nase herum. Erst am Hochzeitstag hatte er schließlich die bittere Wahrheit erfahren - es lag ihr nicht das geringste an ihm. Sie hatte sein Herz unter ihrem zarten Schuh zertreten, und niemals wollte er noch einmal solch einen Schmerz riskieren.
    »Adrian!« Elissa warf ihm ein strahlendes Lächeln zu, als sie gebückt in das kleine Zelt kam, in dem sie beide nicht ganz aufrecht stehen konnten. »Ich habe dich schon den ganzen Nachmittag gesucht. Wo warst du?«
    »... bei Oberst Schulz, Karls kommandierendem Offizier.«
    Trauer flackerte kurz in ihrem Blick auf. »Was hat er gesagt?«
    Er setzte sich auf ihr gemeinsames Lager und zog Elissa neben sich. Dann erklärte er ihr kurz, was er von Schulz über ihren Bruder erfahren hatte, nämlich dessen absolute Tadellosigkeit. Auch die Verbindung zum Gasthaus Reiß erwähnte er.
    Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Was meinst du, was das bedeutet?«
    »Ich weiß es nicht. Die beiden Morde lagen Monate auseinander. Vermutlich hatte dein Bruder herausgefunden, daß der Kurier öfters im Reiß einkehrte. Das gefiel wahrscheinlich dem Herren nicht, und er brachte Karl um. Warum der Kurier Monate später selbst ermordet wurde, ist mir ein Rätsel. Aber
    wenn dein Bruder etwas über ihn herausgefunden hatte, wäre das auch jemandem anders möglich gewesen - vielleicht wurde er als zu auffällig eliminiert.«
    »Oder es gibt keine Verbindung, und sie rächten sich an dem Kurier nur, weil er beim Kartenspiel betrog.«
    Adrian überlegte sich das. Natürlich war es möglich, aber eigentlich glaubte er nicht, daß hier ein Zufall vorlag. Er zog sie an seine Seite und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Ich bin auch Becker noch einmal gefolgt.«
    »Tatsächlich?«
    »Jawohl. Er hat es genauso gemacht wie beim letzten Mal: ging in die nächste Schenke und saß dann nur da bei einem Krug Bier.«
    »Vielleicht erwartet er jemanden ...«
    »Das denke ich auch. Aber leider können wir das nicht beweisen, solange wir sie nicht zusammen erwischen.«
    »Heute abend ist da noch mal eine Möglichkeit.«
    Er hob eine Braue. »Heute abend?«
    Elissas Lippen kräuselten sich. »Ich habe den Major zu einer Partie Schach herausgefordert. Offensichtlich findet er den Gedanken amüsant, gegen eine Frau zu spielen. Bestimmt glaubt er, ich hätte nicht die geringste Chance gegen ihn.«
    »Da könnte er eine Überraschung erleben?«
    Sie grinste. »Zweifellos. Mein Vater war ein Meister und ein sehr guter Lehrer. Ich werde versuchen, ihn nicht zu rasch zu schlagen.«
    Adrian lachte. »Das muß ich mir merken. Wenn du ein so gefährlicher Gegner bist, glaube ich, würde auch mir einmal eine Partie Spaß machen.«
    Sie hauchte ihm einen schnellen Kuß auf die Wange. »Darauf komme ich zurück, Colonel. Vorläufig schaue ich, das Brett für heute abend so aufzustellen, daß

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