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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Becker sein Zelt nicht sehen kann. Auf diese Weise schleichst du unbemerkt hinein.«
    Entzückt nahm er das Rosa der Unternehmungslust auf ihren
    Wangen wahr. »Also gut. Vielleicht haben wir Glück - wird ja auch langsam Zeit.«
    Doch auch diesmal kam er mit leeren Händen zurück. Beckers Zelt war spartanisch eingerichtet, es gab darin nur eine zweite Uniform und seine persönliche Kavallerieausrüstung. Seine Schreibschatulle enthielt einen einzigen Stapel Briefe, und die stammten von seiner Mutter. Er schien ein trostloses Leben zu führen, selbst in den Augen eines Mannes, der selber an das herbe Soldatenleben gewöhnt war.
    Adrian grübelte, ob ein Mann, der sogar auf die harmlosesten Bequemlichkeiten verzichtete, sich überhaupt für Verrat erwärmen konnte.
    Die heiße Maisonne brannte auf die endlosen Kolonnen von Soldaten herunter, die in der Hitze dahintrotteten. Dazu wehte ein heftiger Wind von den Ebenen herüber und wirbelte den Staub unter den Hufen der Pferde auf, so daß die müden Reiter kaum noch zu atmen vermochten.
    Elissa führte ihre graue Stute neben einem der Proviantwagen am Ende des Zuges her. Das Haar in ihrem Nacken war schweißfeucht, und Nina an ihrer Seite sah beinah genauso mitgenommen aus. Auf der Stute saß der fünfjährige Tibor vor seiner sechsjährigen Schwester, und der stürmische Frühlingswind verstrubbelte das Haar um sein Gesicht.
    Die Kinder waren ziemlich mitgenommen von dem langen Marsch. Gewöhnlich fuhren sie hinten auf einem der Begleitfuhrwerke mit; aber das Geholper des Wagens über das rauhe Gelände machte sie unruhig, so daß Nina sie ein Stück zu Fuß hatte gehen lassen.
    »Danke, daß sie reiten dürfen«, sagte sie mit einem weichen Lächeln zu ihren Geschwistern hinüber. »Sie lieben Pferde. Zu Hause hatten sie ein eigenes Pony. Es war schön und weiß wie der Schnee in den Bergen. Vada hatte es Sali getauft.«
    »Was ist aus ihm geworden?« fragte Elissa.
    Die olivfarbene Haut über den hohen Wangenknochen Ninas spannte sich. »Wurde im Kampf um Ratisbon getötet. Eine Kanonenkugel traf den Stall, in dem es stand.« Ihre großen Augen starrten hinüber zu einem Fichtenwäldchen am Straßenrand. »Sie vermissen Sali, genauso wie unseren Vater. Es macht ihnen Freude, auf deiner Stute zu reiten, so können sie wenigstens für ein Weilchen vergessen.«
    Elissa war voller Mitgefühl. Sie wußte nur zu gut, wie sehr es schmerzte, jemanden zu verlieren, den man liebte. »Und du, Nina? Du siehst auch manchmal so traurig aus. Wirst du je vergessen können?«
    Das junge Mädchen fuhr sich mit der Hand durch ihren kurzen Schopf und schob die schwarzen Locken nach hinten, als wären sie unangenehme Erinnerungen. »Nein, das werde ich nicht. Manchmal höre ich mitten in der Nacht noch die Schreie der Verwundeten. Die Stadtmauern waren alt und den Kanonen Napoleons nicht gewachsen. Die Franzosen kamen hereingestürmt und waren nicht aufzuhalten. Als die Situation sich zuspitzte, schickte uns mein Vater voraus, zusammen mit ein paar Soldaten nach Norden über die Donau. Er hatte Angst um uns, falls die Franzosen siegen sollten. Dann schaffte er es nicht mehr, die Stadt zu verlassen.«
    Elissa nahm die Hand ihrer Freundin. »Deinem Vater nützt es nichts mehr, aber vielleicht gibt es eine Hoffnung für die Übriggebliebenen. Möglicherweise kann der Erzherzog Napoleon aufhalten, bevor er Wien erreicht.«
    »Vielleicht. Aber er muß seine Armee erst wieder formieren, bevor er angreift. Es wird schwierig, die Stadt zu retten.«
    Elissa sagte nichts. Nur der Erzherzog wußte, was ihnen bevorstand. Sie betete, daß wer auch immer sein Vertrauen besaß, seine Pläne nicht in die Hände des Falken gab.
    Bis sie in der stickigen Dämmerung haltmachten, war Elissa einigermaßen entkräftet. Nach dem Abendessen räumte sie nur eilig auf und schleppte sich dann zum Zelt. Adrian erwartete sie.
    Nach einem Blick auf ihr müdes Gesicht zog er sie auf ihr Lager am Boden und begann, sie vorsichtig zu entkleiden.
    »Du bist erschöpft«, sagte er knapp. Er holte ihr Nachthemd aus der Reisetasche und zog es ihr behutsam über den Kopf. Dann bettete er sie liebevoll. »Verdammt, du hättet nicht so weit laufen sollen.«
    »Die anderen Frauen laufen auch. Es scheint ihnen nicht zu schaden. Und die Kinder fanden es herrlich auf dem Pferd.«
    »Die Kinder hätten im Wagen bleiben können. Und was dich betrifft: Es wäre gescheiter, du würdest mehr auf dich achten, sonst wirst du womöglich

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