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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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Wahrheit. Vor sechzehn Jahren hatte sie eine kurze Affäre gehabt, nur für ein paar Wochen - aber erwartete danach ein Kind. Ihr Ehemann - den ich immer für meinen Vater gehalten hatte - war dahintergekommen - und lehnte mich von Anfang an ab.«
    Ihr Herz zog sich wieder zusammen. Sie wollte ihn berühren, den Schmerz lindern, den sie in seiner Stimme hörte; aber sie fürchtete, aufgrund dieser Unterbrechung würde er sich wieder
    vor ihr verschließen. »Weiß dein echter Vater . .. weiß er von dir?«
    Adrian schüttelte den Kopf. »Nein, und er wird es auch nie erfahren.«
    »Aber du weißt, wer er ist?«
    Eine ganze Weile lang blieb er stumm. »Mein Vater ist der Herzog von Sheffield.«
    Elissa verschlug es die Sprache, sie traute ihren Ohren kaum. »Himmel, der Herzog von Sheffield ist dein Vater?«
    »Eigentlich hätte ich dir das nicht sagen sollen. Ich wundere mich, warum ich es getan habe. Nicht einmal Jamie weiß davon.«
    Sie konnte es nicht fassen - Sheffield, einer der mächtigsten Männer Englands! »Seine Gnaden war ein Freund meines Vaters. Ich kenne ihn seit meiner Kinderzeit.«
    Adrian setzte sich auf. In dem Licht, das schwach ins Zelt drang, erkannte sie das Unbehagen auf seinen gespannten Zügen. »Bitte, gib mir dein Wort, es niemandem weiterzusagen.«
    »Du siehst ihm ähnlich - weißt du das? Es wäre mir nie aufgefallen; aber jetzt, wo ich die Wahrheit kenne, sehe ich es genau in deinem Gesicht. Dasselbe starke Kinn, diese gerade Nase. Du hast sogar die grünen Augen des Herzogs.«
    »Dein Wort, Elissa!«
    »Sein Sohn ist gestorben, weißt du das? Er kam vor zwei Jahren bei einem Kutschenunfall um.« Sie griff nach seiner Hand. »Du mußt es ihm sagen, Adrian. Du bist sein einziger lebender Nachkomme. Das ist doch wichtig für ihn.«
    »Immer langsam, meine Dame! Der Herzog von Sheffield würde es kaum akzeptieren, wenn man ihm jetzt noch einen unehelichen Sohn andreht.«
    »Du bist nicht unehelich. Deine Mutter war verheiratet, als du geboren wurdest.«
    »Das stimmt, aber es geht nicht mehr um die Art und Weise meiner Geburt - jetzt bin ich ein erwachsener Mann. Ich bin
    Baron und besitze ein beträchtliches Vermögen. Ein Vater erübrigt sich also; und er würde auch sicher keinen Sohn wollen, dessen Vorhandensein er bisher nicht einmal ahnte.«
    »Bist du ihm je begegnet?«
    »Ich habe ihn ein- oder zweimal gesehen.«
    »Und ist dir eure Ähnlichkeit nicht aufgefallen?«
    »Mag sein. Ich hielt es für wahrscheinlicher, daß die Ähnlichkeit nur in meinem Kopf existierte.«
    Dem widersprach Elissa. »Nein, sie ist ganz deutlich. Ich sehe sie sogar in deinen Schritten, in der kraftvollen Art, wie du dich bewegst, selbst in deinen Gesten. Der Sohn des Herzogs, William, ähnelte mehr seiner Mutter. Du bist das Abbild deines Vaters.«
    »Das spielt keine Rolle mehr«, sagte er stur. »Früher wäre es einmal wichtig gewesen, aber jetzt nicht mehr.«
    Elissa hielt ihren Mund. Adrian war genauso verbohrt wie der Herzog, und wahrscheinlich würde er sich nicht umstimmen lassen. Also beugte sie sich vor und drückte einen weichen Kuß auf seinen Mund. »Vielen Dank, daß du mir dein Geheimnis anvertraut hast.«
    Adrian schwieg, legte sich zurück und schloß die Augen. Selbst nachdem er in unruhigen Schlaf gefallen war, wachte Elissa neben ihm, und ihr Herz blutete für das einsame Kind, das er gewesen, und den Vater, den er nie gekannt hatte. Wie gerne würde sie einen Weg finden, ihn seine Entbehrungen vergessen zu machen.

21
    Der Marsch des nächsten Tages war schrecklich, Meilen um Meilen über steiniges, unebenes Gelände unter brennender Sonne. Am Horizont waberten Hitze und Staub. Elissa trottete hinter einem Proviantfahrzeug her, ihre Beine taten ihr bei jedem Schritt weh, ihr Gesicht triefte vor Schweiß. Nina neben ihr hielt die Zügel der Stute, in deren Sattel die Geschwister saßen.
    Elissa betrachtete den kleinen Tibor, dessen Wangen von der Hitze gerötet waren und dessen dichtes, schwarzes Haar an seiner Stirn klebte. Vada war kaum besser dran, ihr Gesicht war feucht unter einem alten, übergroßen Strohhut, den Nina von einer der Frauen ausgeliehen hatte.
    Matt wanderte Elissa dahin, wollte aber auch nicht reiten, während ihre Freundin und alle anderen Frauen zu Fuß gingen. Doch so müde sie auch sein mochte, als Adrians Hengst mit seiner hochgewachsenen Gestalt auftauchte und sich auf sie zubewegte, tat ihr Herz einen fröhlichen Satz. Adrian erreichte sie in einer

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