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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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nahm den Gruß Major Beckers entgegen und begrüßte hierauf den General.
    »Ihr habt nach mir geschickt, General?«
    Klammer nickte. Er war ein stämmiger Mann, dessen Haare grau zu werden begannen, wirkte leistungsfähig und trug den Gesichtsausdruck des erfahrenen Soldaten zur Schau. »Es gibt neue Informationen, Colonel. Schlechte Nachrichten, fürchte ich.« Sein Blick senkte sich auf die Papiere auf seinem Schreibtisch. »Wie Ihr wißt, wurde unser Rückzug vom Dritten Corps General Hillers gedeckt. Dessen Ziel war es, uns wieder zu sammeln, Zeit zu gewinnen und Wien die Gelegenheit zu geben, seine Verteidigung vorzubereiten. Unglücklicherweise haben die Franzosen nördlich der Traun Hillers Armee angegriffen, sogar von zwei Seiten. Die Brücke, die Burg und das Dorf Ebersberg sind völlig überrannt worden.«
    »Opfer?« fragte Adrian und spürte, wie ihm innerlich kalt wurde über diese weitere Niederlage.
    »Vielleicht dreitausend und viertausend Gefangene.«
    »Und Hiller?«
    »Ist auf dem Weg nordwärts nach Enns, um dann wahrscheinlich bei Krems die Donau zu überschreiten.«
    »So daß Wien direkt im Angriffswinkel Bonapartes liegt.«
    »Die Stadt wird ihre Verteidigung mobilisieren und die Armee sich möglichst bald neu gruppieren.«
    Ob das ausreicht? »Kann ich irgend etwas tun?« fragte Adrian.
    »Vielleicht ja, Colonel, wenn Hiller erst einmal angekommen ist. Euer Regiment steht östlich von Wien?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Irgendwelche Neuigkeiten wegen des Bündnisses?«
    »Immer noch nichts Offizielles. Aber Ihr könnt sicher sein, General Klammer, England steht fest hinter dem Erzherzog und seinen Männern. Wenn wir Euch in irgendeiner Weise von Nutzen sein können ...«
    »Das könnt Ihr, indem Ihr uns dreißig- bis vierzigtausend Mann schickt. Da das wahrscheinlich nicht in Frage kommt, hätte ich eine andere Aufgabe für Euch.«
    »Nämlich?«
    »Angeblich seid Ihr meinen Schützlingen, den Petralo-Kindern, begegnet?«
    »In der Tat. Sie sind ein sehr netter kleiner Haufen.«
    »Ich möchte, daß Ihr sie nach Wien bringt. Im Augenblick ist die Hauptstadt der sicherste Ort für sie. Kann ich Euch diese Aufgabe anvertrauen?«
    Adrian nickte. »Selbstverständlich, General!« Er wollte nicht fortgehen, nachdem Elissa beschossen worden war und sie sich dem Falken zu nähern schienen - aber zweifellos hatte er keine Wahl. Und entschieden war das ein geeigneter Vorwand, auch Elissa in Sicherheit zu bringen.
    Seine Aufmerksamkeit wanderte hinüber zu Major Becker, der neben dem Zelteingang stand, aufrecht und wie gewöhnlich mit undurchdringlicher Miene. Adrian wünschte eigentlich, Klammer gegenüber seinen Verdacht zu äußern; aber ohne jeglichen Beweis konnte er sich das sparen. Und es war nun einmal so, daß nur der Erzherzog und seine engsten Berater über Adrians Mission Bescheid wußten. Bis klar war, wer sich hinter dem Falken verbarg, blieb jeder Mann verdächtig, selbst der General. Adrian wagte es nicht, ein Risiko einzugehen.
    »Seid so gut und brecht gleich morgen früh auf«, fuhr Klammer fort. »Ivan Petralo war ein Soldat unter meinem Komman-do und ein guter Freund von mir. Ich erwarte, daß Ihr seine Familie sicher begleitet.«
    »Ja, General.«
    »Das ist alles, Colonel.«
    Adrian salutierte zackig, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Nachdem er das Lager durchquert hatte, traf er Elissa angezogen auf einer Decke vor ihrem kleinen Zelt an. Ein sauberer Verband war um ihren Kopf gewickelt. Ein wenig abseits beschäftigte sich sein Adjutant, Leutnant Helm, damit, ihre Ausrüstung zu reinigen.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Adrian und kniete sich neben sie auf ein Knie. »Ich habe arrangiert, daß du hinten in einem der Wagen mitfahren kannst. Du sollst soviel wie möglich ruhen.«
    »Mir geht es heute schon viel besser. Es war schließlich nur ein Streifschuß. Der Arzt sagte ja auch, die Wunde wäre nur oberflächlich.«
    Er spürte einen Anflug von Schuldbewußtsein. Selbst eine oberflächliche Verwundung hätte sie nicht treffen dürfen. »Trotzdem wirst du dich im Wagen einrichten müssen.« Er glaubte, sie würde ihm widersprechen, aber sie schürzte nur die Lippen.
    »Leutnant Helm sagte, du wärest bei Klammer.« Sie nahm seine Hand, ließ sich aufhelfen, und sie entfernten sich etwas von den ringsherum arbeitenden Soldaten. »Irgendwelche Neuigkeiten?«
    »Leider nichts Gutes. Es hat wieder eine große Schlacht gegeben, bei Ebersberg - eine Niederlage. Napoleon sitzt

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