Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
letzte, was sie wahrnahm, dann wurde es Nacht um sie her.
    Der Colonel vergaß zu atmen. Elissa lag reglos im Gras unter ihm, und seine Hände zitterten so heftig, daß er Angst hatte, sie zu berühren. Sein Herz hämmerte, als wolle es seine Rippen durchbrechen, und sein Magen rebellierte.
    »Elissa ... mein Engel!« Aus seiner Kehle drang ein Laut der Qual. Er schob sich zur Seite, sah das Blut an der Seite ihres Kopfes hinabrinnen und ihre goldenen Locken verkleben. Warum blieb die Zeit nicht stehen? Hielt der Lauf der Dinge nicht an? Aber wie sollte das möglich sein! »Elissa - Liebste, ich bin es, Adrian, kannst du mich hören?« Sie blieb stumm.
    Adrian suchte den Horizont ab, um den Heckenschützen auszumachen - undeutlich war er sich bewußt, daß sie beide immer noch in Gefahr schwebten. Er sah niemanden, und der Lauf der Muskete war verschwunden.
    Bleib ruhig, mahnte er sich. Du hast Tausende von Männern gesehen, die in der Schlacht verwundet wurden. Reiß dich zusammen. Denke nach! Aber in der Schlacht hatte er sich nie so gefühlt wie jetzt, war nie wegen einem seiner Leute so absolut gelähmt gewesen vor Entsetzen.
    Mühsam reckte er den Hals und sah sich noch einmal sorgfältig um. Das ferne Dröhnen von Hufschlägen machte ihm klar, daß ihr Angreifer davonritt; aber sicher war er sich nicht. Mit zitternden Händen nestelte er an einem Taschentuch und drückte es auf die lange Wunde an Elissas Schläfe, um das Blut zu stillen. Sie atmete schwach, erleichtert sah er, daß sich ihre Brüste hoben und senkten. Er prüfte den Puls an ihrer Kehle und stellte dankbar fest, daß er stetig schlug.
    »Ruhig, Liebes. Ganz ganz ruhig!« Erneut schluckte er, rang um Beherrschung, konnte kaum glauben, daß ein erfahrener Soldat sich derart erschüttern ließ.
    Das rote Blut rann über ihre Wangen und tropfte auf ihre Bluse. Sie war weiß wie Alabaster, so bleich, daß er die blauen Adern unter ihrer Haut erkennen konnte.
    Adrian kniff vor Angst um sie die Augen fest zu. Er schalt sich, daß sie es selbstverständlich schaffen würden. Es mußte einfach so sein. Kopfwunden bluteten immer erschreckend heftig. Jetzt galt es, sie umgehend zurückzubringen zur Armee und in die Hände eines Sanitäters. Sein Blick glitt über den Horizont. Waren sie wirklich sicher?
    Er band das Taschentuch fest um ihren Kopf, legte sie vorsichtig ins Gras und küßte ihre Stirn. »Ruh dich aus, Liebste. Ich bin gleich wieder da.« Allmächtiger, er wollte sie nicht allein zurücklassen. Sie hatte ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um ihn zu retten. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sie nun seinetwegen litt.
    Nochmals nahm er sie in Augenschein und schlich dann vorsichtig auf Umwegen zu der Stelle, von der aus der Mann geschossen hatte. Wie angenommen war er inzwischen verschwunden. Adrian folgte seiner Spur bis dorthin, wo sein Pferd gestanden hatte, sah, daß das Tier mit Armeehufeisen beschlagen war, und kehrte hastig zu Elissa zurück.
    Sie stöhnte leise, als er sich neben sie kniete. Er hob ihren Kopf in seinen Schoß und strich ihr das Haar beiseite. »Ist schon gut, Liebste! Ich bringe dich jetzt zurück, so daß der Sanitäter dich versorgen kann.«
    Wieder stöhnte sie und öffnete unsicher die Augen. »Adrian?«
    Erst war er erleichtert, doch dann packte ihn wieder die Furcht. »Ich bin hier, mein Engel.«
    »Mein Kopf tut weh.« Sie hob die Hand zu dem provisorischen Verband. »Ich glaube ... ich glaube, ich blute.«
    Ihm wurde furchtbar elend zumute. »Jemand hat auf dich geschossen. Oder wahrscheinlich eher auf mich. Du bist in die Flugbahn der Kugel getreten, und sie hat deinen Kopf gestreift. Wir müssen Zusehen, daß du fachkundig versorgt wirst.«
    Elissa griff nach seiner Hand, sie bekam ihre Augen nicht recht auf. »Der Mann mit der Waffe ... ist er ... ist noch hier?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, dieser Feigling hat sich längst aus dem Staub gemacht.«
    »Hast... hast du gesehen, wer es war?«
    »Nein, aber ich werde es herausfinden.« Er sagte ihr nicht, daß der Mann Soldat war - irgendeiner von denen, die sie täglich umgaben. Sie sollte jetzt nicht in Panik geraten -, sondern brauchte Schonung. »Leg deine Arme um mich. Dann kann ich dich hochheben und vor mir in den Sattel setzen.«
    Elissa nickte schwach, und ihre Arme schlossen sich kraftlos um seinen Hals. Als er sie an seine Brust zog, erbebte sie, und sein Magen schnürte sich noch mehr zusammen.
    Beruhigend sprach er auf Minotauros ein, der

Weitere Kostenlose Bücher