Bei Tag und Nacht
Bescheid zu wissen. »Ich werde mich bemühen, General!«
Er nickte. »Heute abend wird zu unseren Ehren ein Diner im Belvedere gegeben. Ich erwarte, Euch dort zu sehen.« Er hob eine eisengraue Braue. »Vielleicht freut es Euch, daß Ihr dort einer alten Freundin begegnen werdet... Lady Kainz. Sie soll angeblich auch teilnehmen.«
Adrian sagte nichts, lächelte nur noch einmal trocken und salutierte. Als er das Zelt verließ, begriff er plötzlich, daß er nicht die geringste Lust hatte, Cecily Kainz bei einem Diner zu begegnen. Obwohl er wußte, was sie erwartete und daß er dringend eine Frau brauchte, stand fest, daß es ihn nicht mehr nach ihrer Gunst gelüstete.
Die Dame, nach der es ihn verlangte, hielt sich derzeit in Baden auf.
7
Die Dämmerung hing wie ein Schleier über den Hügeln in der Ferne, und die letzten Sonnenstrahlen des Tages verloren sich im Abendlicht. Franz Steigler ließ seine Kutsche vor einer mittelgroßen, weißgestrichenen Residenz am Rande des Kurortes halten, die dem Freund eines Freundes, einem Colonel der Husaren gehörte; der Besitzer diente zur Zeit bei den Truppen des Erzherzogs.
Franz lächelte in sich hinein. Es hatte Vorteile, General zu sein; zum Beispiel taten einem die Leute dann immer gern einen Gefallen.
Er stieg aus, befahl dem Kutscher in drei Stunden wiederzukommen und ging zum Portal, das sich öffnete, bevor er es erreicht hatte.
»Guten Abend, Herr General.« Der Butler, ein stämmiger kleiner Mann, der mehr einem Wirt als einem Hausdiener ähnelte, deutete zum Wohnzimmer. »Eure Gäste sind schon da.«
Eigentlich schade ... er erwartete Pünktlichkeit von den Leuten, doch diesmal hatte er gehofft, daß das junge Mädchen sich verspäten würde. Sein Blut erhitzte sich nämlich, wenn er nur daran dachte, wie sie dann demütig die angemessene Bestra-fung hinnähme . .. auch, aber das war nur ein Teil der Pläne, die er mit ihr hatte.
Sein Unterkiefer bekam einen harten Zug, als er an Elissa dachte. Nach den frustrierenden Nächten seines Werbens um sie war er nur zu bereit, sich körperlich ein wenig abzulenken. Er hatte schon zu lange gewartet.
Nun wandte er sich an den Butler. »Danke, Klaus. Das ist im Moment alles. Sicherlich habt Ihr den anderen bestellt, daß ich ihre Dienste für heute nicht mehr brauchen werde.«
»Ja, Herr General. Das Haus ist geräumt, wie Ihr angeordnet habt. Guten Abend!«
Der Butler hastete davon, und Franz zog auf dem Weg in den Salon seine Handschuhe aus. Der Raum war groß, sparsam möbliert, und eine Landschaft mit griechischen Ruinen bildete das Motiv der Tapete, die schon leicht vergilbt war, passend zu dem abgetretenen Aubussonteppich, der auf dem Fußboden lag. Ein Feuer brannte knisternd im Kamin und warf lange, schwankende Schatten an die Wände.
Ein gutaussehender Blonder, der ein paar Jahre jünger war als er, erhob sich vom Sofa, als Franz eintrat. »Guten Abend, General!«
»Major Holdorf« - Franz lächelte und warf einen prüfenden Blick auf die junge Frau, die der Mann mitgebracht hatte - »ich hoffe, Ihr habt unseren Gast gut unterhalten.« Der Blick des Majors richtete sich auf die Person auf dem Sofa. Sie trug Bauernkleider: ein Dirndl mit braunem Leinenoberteil, das vorn geschnürt war, dazu eine weiße Bluse mit weiten Ärmeln. Ihr blondes Haar war geflochten und über den Ohren zu Schnecken aufgesteckt. »Wie heißt du, Mädchen?«
Sie stand auf und strich ihren einfachen Rock glatt. »Helga«, sagte sie und warf ihm ein verführerisches Lächeln zu.
»Woher kommst du?«
»Aus Mödling, Herr General. Das ist nicht weit von hier.«
Nein, nicht weit. Gerade weit genug für seine Sicherheit. Und ihr war das Spiel offensichtlich nicht neu, dachte er, als er, zufrieden mit Holdorfs Diensten, ihre geübte Koketterie beobachtete. Obwohl der Genuß einer Unschuld vom Lande immer noch größer war, brachten ihre Tränen und Bitten ihm danach doch oft zu viele Widrigkeiten ein. Heute abend hatte er keine Lust auf Ärger . .. zumindest nicht von dieser Art.
Das Mädchen bewegte sich auf ihn zu, und das Wiegen ihrer Hüften ließ ihren Rock lockend um ihre Hüften schwingen. Sie blieb vor ihm stehen, legte ihre Hände auf die Brust seiner Uniform und strich über die Aufschläge.
»Ich kann Euch doch aus den Kleidern helfen, Herr General. Ihr sollt es richtig bequem haben.« Sie begann, die Knöpfe zu öffnen, aber Franz hielt ihren Arm fest.
»Ich glaube, du verstehst nicht recht.« Lange, dunkle Finger
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