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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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ihrem Körper klebte, stand sie vor ihm. Aber wie versprochen blieb sein Verhalten einwandfrei; selbst als er sich neben ihren Sessel kniete und ihre zerrissenen, schlammbespritzten langen Beinkleider herunterzog.
    Als er fertig war, wickelte er sie sorgsam in eine Wolldecke. »Das Hemd auch«, sagte er mit belegter Stimme. »Vielleicht könntet Ihr mir dabei helfen . .. denn leider bin ich immer noch ein Mann und auch nur ein Mensch.«
    Sie lächelte und spürte eine weiche Wärme im Innern. »Ihr seid mehr als nur ein Mann, Colonel Kingsland. Jetzt habt Ihr mir schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Das macht Euch eigentlich längst zum Helden.«
    Seine Mundwinkel hoben sich leicht. »Nun gut - aber Held oder nicht, Ihr müßt aus dem nassen Zeug heraus. Schafft ihr das allein?«
    Sie nickte und wand sich unter dem Schutz der Decke aus dem letzten Stück Stoff, das sie ihm übergab. Die Augen des Colonels trafen die ihren, als er das dünne Etwas entgegennahm, das sie so dicht am Körper getragen hatte, und sein Blick verschleierte sich. Dann verschwand der Ausdruck von Hunger, und er wandte sich ab, aufmerksam darauf konzentriert, ihre Kleider vor dem Feuer zum Trocknen über einen Stuhl zu breiten.
    Mit fast schuldbewußtem Vergnügen sah sie ihm zu - denn allein ihretwegen war er gezwungen gewesen, ins Gewitter hinauszureiten; trotzdem schätzte sie sich unwillkürlich glücklich, daß er gekommen war.
    »Ihr müßt doch auch kalt und naß sein!« Eindeutig klebte sein nasses Hemd an den Muskeln seiner Brust, und seine Hose ließ genau die langen, harten Konturen seiner Beine erkennen.
    »Das ist Gewohnheitssache. Ich bin ein Soldat, wißt Ihr noch? Wir sind oft im Regen draußen.«
    »Irgendwie finde ich es unfair, daß mir warm ist, während Ihr frieren müßt. Vielleicht solltet Ihr ebenfalls Eure Kleider trocknen.«
    »Lieber friere ich, als mein Wort zu brechen. Wenn Ihr ahnen könntet, wie anziehend Ihr in dieser Decke ausseht, solltet Ihr nicht versuchen, mich zum Ausziehen auch nur eines einzigen Kleidungsstücks zu bewegen.«
    Ihr Inneres tat einen kleinen Satz. »Oh!«
    »Richtig! Warum ruht Ihr Euch nicht ein Weilchen aus? Das Gewitter tobt noch ziemlich heftig draußen, und der arme Minotauros steht im Regen. Hinter dem Haus ist ein Schuppen. Vielleicht finde ich auch noch ein wenig Heu zu seinem Glück.«
    »Ja .. . ich hatte Euer prächtiges Pferd ganz vergessen.«
    Adrian lächelte, als sie es sich auf dem Sofa bequem machte. »Ich bin nicht lange fort.«
    Ein paar Minuten später kehrte er zurück, sein welliges dunkles Haar vom Wind zerzaust. Als er seinen weiten Umhang an einen Haken hängte und den durchnäßten Rock auszog, ertappte sie sich wieder dabei, wie sie die Muskeln unter seinem Leinenhemd anstarrte: all die Erhebungen und Mulden, die der feuchte, weiße Stoff klar erkennen ließ. Während vorher ihr Kopf leicht pochend geschmerzt hatte, spürte sie jetzt nur noch das lautstarke Pochen ihres Herzens und ein sachtes Gefühl von Schwindel, das mit dem Sturz nicht das geringste zu tun hatte.
    Sie beobachtete ihn unter den Wimpern hervor. Seine Beine, die in hohen, schwarzen Stiefeln steckten, waren lang und muskulös, sein Hintern schmal, fest und rund. Als er sich ihr zuwandte, sah sie seine Bauchmuskeln und spürte ein eigenartiges Kribbeln in der Brust. Das war ihr Verlangen nach ihm, sie ahnte es, ein Gefühl, das ihr in letzter Zeit immer vertrauter wurde.
    Himmel, wie würde es wohl sein, bei ihm zu liegen, diese schönen, festen Muskeln zu berühren, zu spüren, wie seine warme, sonnengebräunte Haut sich anfühlte?
    Es war verrückt, außerdem unschicklich, und doch dachte sie immer wieder ganz von allein daran. Ihr kam der Gedanke, daß sie mehr für Colonel Kingsland empfand als reine Sympathie -viel mehr. Sie begehrte ihn in einer Weise, die sie sich nie hätte vorstellen können. Er brachte sie auf Gedanken und Gefühle, die sie als völlig neu empfand. Dieser tapfere Kavalier war gutaussehend und charmant. Aber da gab es noch etwas. Etwas, das sie ab und zu in seinem Blick wahrnahm, eine Einsamkeit, die er sonst gut kaschierte.
    Sie dachte an den verlorenen kleinen Jungen, der er einst gewesen sein mußte - am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen, damit er nie wieder einsam sei.
    Ein unerwarteter Gedanke erschien plötzlich in ihrem Innern, überraschend einfach - und doch traf es sie mit Macht: Allmächtiger, sie war drauf und dran, sich in Adrian zu verlieben!

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