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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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General unterhalten und dabei auch eine unfreundliche Reaktion geerntet. Er machte ihr immer angst, wenn er sie so finster ansah und seinen Blick drohend über ihre Brüste streifen ließ, daß es beinah wie eine grobe Berührung wirkte. O Himmel, wenn sie den Mann nur loswerden und endlich herausfinden könnte, ob er nun der Falke war oder nicht. Welch ein Jammer, daß sie neulich nicht in sein Zimmer gelangt war!
    Ein Käuzchen schrie irgendwo hinter ihrer Schulter, und Elissa fuhr zusammen. Sie erschauerte unter ihrem dünnen Umhang und bemerkte plötzlich, daß sie fror. Ihr Herz hämmerte, zum Teil aus Angst, zum Teil auch in der Hoffnung, endlich einen Hinweis zu erhaschen.
    Hinter ihr knackte ein Zweig. Erschrocken drehte sie den Kopf. Ihre Hände zitterten, ihre Handflächen waren feucht. Sie spähte in die Dunkelheit, aber es zeigte sich niemand. Vielleicht
    war es nur Einbildung. Tief in den Schatten an der Seite des Hauses fühlte sie sich geschützt vor den Blicken derer, die womöglich in den Garten herauskamen.
    Der General lachte - das hörte sie ganz deutlich -, und sie konzentrierte ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Männer in dem Arbeitszimmer, die sie durch einen Spalt zwischen den schweren, goldenen Vorhängen beobachtete. Sie hatten das Konzert, in dem neuere Kompositionen von Beethoven gespielt wurden, vorzeitig verlassen.
    Jetzt sah sie Holdorf lächeln.
    »Ich werde selbst dafür sorgen«, schwor er. »Ihr könnt sicher sein, daß die Nachricht ankommt.«
    Nachricht? Elissas Puls schlug schneller, sie hielt den Atem an. Redete er davon, den Franzosen geheime Pläne zu verraten?
    Steigler gestikulierte schwungvoll mit seinem Weinglas. »Ich will, daß nichts schiefgeht, verstanden? Die Sache ist zu wichtig, und ich dulde keine Fehler.«
    »Bisher habe ich Euch noch nie enttäuscht, General Steigler, oder?«
    Der senkte nickend sein Glas. »Nein, Major Holdorf, bis jetzt waren Eure Leistungen einwandfrei.«
    »Das wird auch so bleiben!«
    Steigler trank von dem Wein. »Wann brecht Ihr auf?«
    »Morgen früh. Bis zum ersten Verbindungsmann brauche ich nicht lange. Danach besteht kaum mehr Gefahr.«
    Elissa lehnte den Kopf an die rauhe Mauer, und ihr Herz sprang ihr fast aus der Brust. Das war es. Der erste echte Hinweis. Nichts Greifbares, aber ihre Hoffnung wuchs beträchtlich - und ihre Entschlossenheit.
    »Ja, wen haben wir denn da? Das ist ja mein hübscher kleiner Engel.« Die leisen Worte kamen aus den Schatten ganz in ihrer Nähe. »Man stelle sich vor... Euch hier draußen ganz allein vorzufinden.« Er bewegte sich geschmeidig auf sie zu. Dann beugte er sich vor und schaute durch den Spalt im Vorhang zu
    Steigler und Holdorf hinein. Seine Miene wurde steinern. »Nun, das ist in der Tat ein sehr interessanter Posten, nicht wahr,
    Gräfin ?«
    »Ich habe ... ich habe ...« Sie schluckte schwer und suchte nach Worten. »Es war so warm drinnen. Ich - ich brauchte einfach etwas frische Luft.«
    Er kam näher, packte ihren Arm und zog sie fort vom Haus unter die Bäume des Gartens. »Das kann ich mir genau vorstellen«, blaffte er, und seine Stimme klang vor Ärger noch tiefer als sonst. »Nur deshalb hast du dich hier versteckt, nicht etwa um das Gespräch des Generals zu belauschen.«
    »Nein! Natürlich nicht!«
    Eilig zerrte er sie ins Gebüsch und preßte sie an sich. »Du lügst.« Sie versuchte sich loszureißen, aber er langte nur noch fester zu. »Sag mir, wer du bist!«
    »Das wißt Ihr doch. Ich bin die Gräfin von Langen und hier zu Besuch bei der Herzogin von Murau.«
    »Raus mit der Wahrheit! Wirklich, Wer bist du?«
    Sie stotterte: »Elissa Tauber ... Gräfin von Langen.«
    Seine Hand glitt über ihre Wange, doch ohne jede Spur von Zärtlichkeit. »So eine hübsche kleine Lügnerin!«
    Elissa wandte den Blick ab. »Ich würde es Euch ja sagen, wenn ich könnte«, flüsterte sie. »Es tut mir so furchtbar leid. Gebt mir etwas Zeit, nur noch ein wenig.«
    Mühsam versuchte er, sich zu beherrschen, bewegte sich ein paar Schritte weiter hinaus in die Dunkelheit, sagte schließlich heiser: »Komm her, Elissa.«
    Ihr Atem wurde schneller. Etwas war anders geworden, sie hörte es in der tiefen Dehnung seiner Stimme.
    »W-wo seid Ihr?« fragte sie, obwohl sie das Glitzern einer goldenen Tresse hinter einem Baum erkennen konnte.
    »Du weißt genau, wo ich bin. Komm her zu mir, Elissa. Sofort!«
    Er begehrte sie, das war ihr klar. Es lag spürbar in der Luft.
    Trotz seines Zorns,

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