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Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
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aber weiter über seine vorigen Worte nach. Das Gerücht stimmte also - Steigler hatte sein gesamtes Familienvermögen verloren. Und Geld war immer ein Grund für Betrug.
    Vielleicht stellte der Eifer des Generals für den Krieg nur eine Verschleierungstaktik dar, und er verbarg hinter einer dichten Rauchwolke ein sehr heißes Feuer.
    Adrian beobachtete Elissa durch die Tür zur Bibliothek und wünschte, er könnte hören, worum es bei ihrem Gespräch ging. Soviel er wußte, neigte der Botschafter nicht zu Redseligkeit; aber eine schöne - und kluge - Frau wie Elissa konnte ihn vielleicht so durcheinanderbringen, daß er etwas Nennenswertes preisgab.
    Doch wahrscheinlich hatte Pettigru ebenso von der undichten Stelle erfahren wie er; deshalb hoffte Adrian, er werde nichts von diesen brisanten Dingen verraten.
    Er sah noch einen Augenblick hinüber und vernahm Elissas helles Lachen, spürte, wie sein Körper reagierte, wünschte sie sich sehnlichst in seiner Nähe. Unglücklicherweise hatte er etwas Wichtigeres zu tun.
    Eine halbe Stunde später ging er, in einfache braune Kniehosen und ein grobgesponnenes Hemd gekleidet, zum Stall hinter dem Haus, wo Jamie auf ihn wartete, ebenfalls in Zivil und bereit zum Aufbruch. Zwei unauffällige Pferde hatte er gesattelt, denn für ihr Vorhaben waren Minotauros und Jamies Schwarzer zu bekannt.
    Sie befanden sich auf dem Weg zum Wirtshaus Bratis, einer heruntergekommenen Spelunke an einer der Nebenstraßen, die aus Baden hinausführten. Dorthin hatte man sie geschickt, weil man dort immer irgendwelches Gelichter finden konnte, das für Geld so ziemlich alles tat: also ein Treffpunkt der Unzufriedenen und Radikalen, die mit ihrem Platz im Leben haderten, den Kaiser für ihre Mißerfolge verantwortlich machten und gegen den Krieg waren. Ein passender Ort, um die Suche nach einem Verräter zu beginnen.
    Adrian und Jamie schlenderten durch die schwach erleuchtete Schenke, ließen ihre Blicke nach rechts und links über die Gäste im Halbdunkel schweifen, die sie schweigend musterten. Adrian war froh über die Stärke und Zähigkeit seines Freundes, so daß er ihn bei einer solchen Unternehmung gern hinter sich wußte.
    Sie bestellten zwei Krüge Bier.
    »Ihr seid hier neu, oder?« fragte der Wirt.
    »Ich war erst ’n paarmal in Baden«, nuschelte Adrian in bäuerlichem Dialekt. »Und bin diesmal nur hergekommen, um jemand ’ne Nachricht zu überbringen.«
    Der massige Wirt betrachtete ihn argwöhnisch. »Was für ’ne Nachricht?«
    »Eine, mit der man ganz schön Geld verdienen kann.«
    »Und weiter?«
    »Es heißt, daß jemand vielleicht Staatsgeheimnisse an die
    Franzmänner ausplaudert. Den Engländern ist’s egal, wer für den Hinweis bezahlt wird. Sie wollen nur wissen, auf welchem Weg die Sache abläuft. Dafür lassen sie ’ne ordentliche Stange Geld springen. Sehr ordentlich.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Schade, daß keiner hier davon was weiß.«
    »Ja? Echt sehr schade!« Er beugte sich näher zu dem Mann vor. »Aber falls doch einem was dazu einfällt, komme ich in ein paar Tagen noch mal vorbei.« Er zog eine kleine Lederbörse aus der Tasche und warf sie auf den Tresen, so daß die Münzen darin vielversprechend klimperten. »Das ist fürs Zuhören. Wenn Ihr was erfahrt, gibt’s mehr davon.«
    »Ich hab’ doch schon gesagt, hier weiß niemand was!«
    »Am Dienstag bin ich wieder da«, sagte Adrian seelenruhig. Er leerte seinen Krug, Jamie ebenso, dann trollten sie sich.
    Draußen war die Luft besser, roch nach Holzrauch und Fichtennadeln und umwehte sie kühl, als sie sich in die Sättel schwangen.
    »Glaubst du, der liefert uns irgend etwas Brauchbares?« fragte Jamie.
    Adrian rieb sich das Kinn. »Schwer zu sagen. Vielleicht stammte die Information ja nicht einmal aus einer Quelle in Baden. Der Kurier wurde in Wien umgebracht.«
    »Am Ende spricht es sich herum, daß wir dem Verräter auf der Spur sind.«
    »Und wenn schon. Falls er etwas weiß, wird er es an die Franzosen weitergeben wollen. Aber sicherlich lockt auch das Geld, das wir in Aussicht gestellt haben, jemanden an- hier oder in Wien. In den nächsten zwei Tagen sollen wir dorthin!«
    »Was?«
    »Es geht weiter. Darum hat der Kaiser Steigler gestern abend zu sich gerufen. Napoleon ist auf dem Weg nach Bayern. Die Lage spitzt sich zu, und der Kaiser will gerüstet sein.«
    Jamie schaute die Straße hinunter zu den gelben Lichtern in der Ferne. »Bis Ende der Woche verläßt sicher jedermann

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