Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bei Tag und Nacht

Titel: Bei Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
klammerte sich lange, endlose Sekunden an ihn, den Kopf an seine Schulter gelegt, kümmerte sich diesmal nicht darum, daß ihr Kleid verknautschte und ihre Frisur in Unordnung geriet, vertraute in ihrem Rausch auf Adrian.
    »Sag mir, wer du bist«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Und wenn du Schwierigkeiten hast, laß mich dir helfen.«
    Allerdings steckte sie in Schwierigkeiten. Aber ihr größtes Problem waren ihre Gefühle für ihn.
    »Ich brauche Zeit, Adrian. Hab noch ein wenig Geduld.«
    Ein erstickter Ton entrang sich ihm. Er hob sie hoch und stellte sie auf die Füße. »Mein wunderschöner, kleiner Engel -wie kommst du darauf, daß dies überhaupt noch lange anhält?«
    Elissa antwortete nicht. Nur ein Blick in seine harten, grünen Augen, selbst in der Dunkelheit des Gartens, und sie konnte deutlich erkennen, daß er absolut auf der Hut war.
    Der Mann schloß die Tür fast lautlos und ging voll Vorfreude durch das Arbeitszimmer, das er mit der niederen Decke, dem rauchigen Kamin und den klobigen Wänden nicht besonders mochte. Eigentlich hatte er es lieber etwas eleganter und repräsentativer. Doch als er sich an den massigen Eichenschreibtisch setzte, in diesem Haus, das als vorübergehendes Quartier diente, spürte er dieselbe Woge von Macht in sich aufsteigen wie immer, wenn er sich an die Aufgabe machte, die er sich vorgenommen hatte.
    Kraft durchströmte ihn, und er fühlte sich beinah wie ein Titan, der die Fäden des Schicksals in Händen hält.
    Er griff nach einem sauberen, weißen Stück Kanzleipapier und legte es auf den Tisch vor sich. Dann tauchte er die Feder in das Tintenfaß und schrieb mit klaren, gemessenen Buchstaben:
    Ratisbon. Vereinte Kräfte von einer Million Mann versuchen, Marschall Davouts Truppen in eine Falle zu locken. Wenn Ihr die Reihen des Erzherzogs vorher durchbrecht, könnt Ihr siegen.
    Das letzte Stück gefiel ihm besonders - Napoleon persönlich Ratschläge zu erteilen. Der kleine Korporal erkannte vielleicht nicht, wie brillant seine Idee war, aber er mochte es ahnen.
    Es würde sich zeigen .. .
    Das Beste kam zum Schluß. Er nahm den schweren Goldring aus einer Schublade seines tragbaren Schreibtisches, bepinselte die Oberfläche sorgsam mit Tinte, nicht zu viel, sonst verschmierte sie das Bild, nicht zu wenig, sonst wurde es zu schwach - dann drückte er den Ring fest nach unten links in die Ecke. Er hob ihn wieder und betrachtete eingehend die Kontur des Vogels, ob auch Auge und Schnabel klar zu erkennen waren.
    Zufrieden ließ er die Tinte trocknen, streute Sand auf das Papier und schüttete ihn dann in den Behälter zurück. Er faltete das Papier, verschloß es sorgfältig mit Siegellack, und schon war die Nachricht bereit, ihre lange Reise nach Westen anzutreten.
    Dieser Teil gefiel ihm nicht so gut, denn er entzog sich seiner Kontrolle. Außerdem lag dort auch die größte Gefahr, weswegen er sich jede erdenkliche Mühe gab, nirgendwo in Erschei-nung zu treten. Händereibend stand er auf und ging mit der Nachricht zur Tür.
    Adrian setzte sich in Mahlers ordentliches Büro und versuchte, die Enge in seiner Brust nicht zu beachten, die er spürte, seit er das Schreiben des Agenten am Morgen erhalten hatte. »Was habt Ihr herausgefunden?«
    »Nur grundlegende Fakten - aber ich dachte, Ihr würdet sie erfahren wollen.«
    »Ja, gut, daß Ihr mich gerufen habt!«
    Der Mann schaute in seine Notizen. »Es sieht so aus, als wären die von Langens früher recht wohlhabend gewesen. Ihnen gehörten große Ländereien in der Nähe von Mariazell und ein Schloß, das sich mehr als zehn Generationen im Besitz der Familie befand. Dann kamen härtere Zeiten. Wirtschaftlicher Niedergang in Verbindung mit des Grafen Neigung zum Spiel ließen das Geld dahinschwinden. Maximilian Tauber, der Ehemann der Gräfin ...«
    »Falls sie wirklich seine Frau ist«, warf Adrian ein.
    Der kleine Mann sah auf. »Ja, falls! Nun, von Langen mußte das Schloß und die restlichen Ländereien verkaufen, verließ Österreich und ging nach England, wohl, um allen Peinlichkeiten in dem Zusammenhang auszuweichen. Freunde sagen, sie hätten immer geglaubt, er würde eines Tages zurückkommen, was er wohl gelegentlich tat, jedoch nur, um immer möglichst bald wieder nach Cornwall aufzubrechen.«
    »Cornwall«, murmelte Adrian. »Der Teil ihrer Geschichte stimmt also.« Er sah den Mann wieder an. »Hat er seine Frau dabeigehabt, wenn er herkam?«
    »Seine Frau und drei Kinder. Offensichtlich jedoch nicht diese

Weitere Kostenlose Bücher