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Beifang

Titel: Beifang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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diesen bisher unbekannten Liebhaber gefunden haben. Wenn das so ist - ich muss das erst überprüfen lassen -, werden wir ihn als Zeugen laden. Durchaus möglich, dass er uns zur Vorgeschichte...«
    »Wie bitte?!« Elaine Drautz hatte sich auf ihrem Platz steil aufgerichtet. »Sagten Sie soeben Vorgeschichte? Dieser Mann ist nicht bloß in die Vorgeschichte, sondern ganz tief und unmittelbar in den Fall selbst verstrickt. Nach eigenem Eingeständnis wird er erpresst, warum bitte? Allein diese ganz einfache Frage macht doch die ganze Anklage hinfällig. Wenn Sie überhaupt weiter verhandeln wollen, dann wollen Sie doch bitte zuallererst
den Haftbefehl gegen meinen Mandanten außer Vollzug setzen …«
    »Er ist weiter tatverdächtig.« Diesmal hatte Veesendonk sie unterbrochen.
    Die Anwältin schüttelte den Kopf. »Allenfalls ist er ein Tatverdächtiger unter mehreren denkbaren anderen. Das ist meilenweit von einem Haftgrund entfernt.«
    »Von welchen denkbaren anderen sprechen Sie?«
    »Erstens dieser Landrat«, begann Elaine Drautz und legte den Zeigefinger der linken Hand an den Daumen der rechten. »Hat es einen Streit post coitum gegeben? Soll unter Liebesleuten vorkommen. Einen tödlich verlaufenen Streit vielleicht?« Der Zeigefinger der linken wanderte zu dem der rechten Hand. »Zweitens: Wie lange wird der Herr Landrat schon erpresst? War Fiona Morny die Erpresserin? Ist sie deshalb getötet worden?« Der Zeigefinger bewegte sich zum Mittelfinger. »Drittens: War die Beziehung zwischen dem Landrat und Fiona Morny geschäftlicher oder amouröser Natur? Wenn sie geschäftlicher Natur gewesen sein sollte - war Fiona Morny demnach eine Prostituierte? Und wenn sie eine Prostituierte war, musste sie für einen Zuhälter arbeiten? Wenn ja, wer war das? Haben sich die beiden vielleicht um die Honoraranteile gestritten? War es vielleicht ein tödlicher Streit? Viertens: Falls sie noch keinen Zuhälter hatte - gab es da jemand, der die Rolle gerne hätte übernehmen wollen?« Der Zeigefinger war beim kleinen Finger der rechten Hand angelangt. »Fünftens: Der Schmuck, den sie besessen hat und der jetzt verschwunden ist, stellt - wie wir herausgefunden haben - eine kunsthistorische Besonderheit von möglicherweise hohem Wert dar. Ist sie umgebracht worden, weil man sie berauben wollte?«
    Sie streckte Veesendonk die Hand mit den ausgestreckten fünf Fingern entgegen. »Fünf mögliche, denkbare, plausible Tatabläufe. Keinen können Sie zu diesem Zeitpunkt ausschließen. Und da gehen Sie nicht selbst und höchstpersönlich in die Untersuchungshaft und schließen dem Hauptmann Morny die Zellentür auf? Sie machen mich staunen.«

    Veesendonk hob leicht die Augenbrauen an. »Sie haben etwas vergessen.«
    »Ja?« Die Anwältin runzelte die Stirn.
    »Dieser Schmuck, von dem Sie gesprochen haben... Wenn ich Berndorf richtig verstanden habe, handelt es sich bei dem Anhänger der Kette um einen jüdischen Hochzeitsring. Wie ist dieser Ring zu Fiona Morny gekommen, und hat ihr Tod etwas damit zu tun, dass sie getragen hat, was sie besser nicht hätte tragen sollen?«
    »Das klingt jetzt sogar mir etwas zu verschwörerisch«, meinte die Anwältin. »Aber Sie können sich gerne weitere Theorien für Staatsanwaltschaft und Polizei ausdenken, wenn Sie nur meinen Mandanten auf freien Fuß setzen.«
    »Beantragen Sie eine Haftprüfung«, schlug Veesendonk vor. »Allerdings würde ich empfehlen, noch ein paar Tage zu warten. So lange, bis wir etwas mehr über diesen Landrat wissen.«
     
     
     
    Seit es ein regionales Fernsehprogramm gab und regelmäßig ein Aufnahmeteam zu den Pressekonferenzen der Polizeidirektion erschien, hatte sich der Service dort deutlich verbessert. An diesem Morgen wurden sogar wahlweise Kaffee und Tee angeboten, freilich aus Thermoskannen...
    »Tee aus der Thermoskanne! Und nächstens servieren Sie den Trollinger mit Eiswürfeln«, bemerkte Frenzel zu dem Mann, der neben ihn getreten war und sich nach seinen Wünschen erkundigte.
    »Ich bitte sehr um Entschuldigung«, antwortete der Mann, »aber dass Sie auch Experte für Tee sind, war uns nicht bekannt. Trollinger haben wir leider nicht im Angebot, Eiswürfel auch nicht. Kaffee also?«
    Frenzel blickte hoch, der als Steward eingeteilte Beamte war Kuttler, Kriminalkommissar aus dem Dezernat I...
    »Hat man Sie befördert?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Kuttler mit ungerührtem, fast heiterem Gesichtsausdruck.

    »Na ja, weil Sie jetzt schon die

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