Beim Naechsten klappt s bestimmt - Roman
Knöpfe offen lassen muss, und auch die Bluse spannt ein bisschen.
Ich betrachte mich im Spiegel: »Hallo, Monica, falls du es vergessen hast, du bist schwanger. Hab einen schönen Tag!«
Ehe ich aus dem Haus gehe, mache ich noch zwei Abstecher ins Bad.
Wenn das so weitergeht, werde ich demnächst mit einem Katheter herumlaufen müssen.
»Liebes Kind, ich bitte dich, lass mir wenigstens bis zur Klinik Ruhe, ja? Sei ein Schatz.«
Sofort legt sich die Übelkeit. Lächelnd halte ich einen Augenblick an der Tür inne, dann entriegele ich sie und finde eine kleine Papiertüte davor. Darin befinden sich ein Fläschchen Mandelöl, Ingwerpulver und ein Tee aus Pfefferminze, Fenchelsamen und Passionsblumen zusammen mit einem Zettel, auf dem Anwendung und Dosierung stehen.
Tyler ist vorbeigekommen. Gott segne ihn.
Mit meiner endlosen Untersuchungsliste treffe ich in der Klinik ein.
Die Krankenschwestern sind alle sehr hübsch, und diejenige, die mir Blut abnimmt, wirkt wie eine Zwölfjährige. So etwas nennt man wohl »ein klares Berufsziel haben«.
»Ist es der Erste?«
»Der erste Test?«
»Nein, der erste Nachwuchs.«
Nachwuchs, was für ein großes Wort.
»Ja«, antworte ich knapp.
»Ist Ihr Mann bei der Arbeit?«
Mann, was für ein großes Wort.
»Ja.«
»Arbeiten Sie auch?«
Arbeit, was für ein großes Wort.
»Ja«, antworte ich lustlos und überlege, ob ich mich aus dem Staub machen soll.
»Entschuldigen Sie, mir sagen alle, dass ich zu viele Fragen stelle, aber die Frauen, die hierherkommen, sind meistens im siebten Himmel, weil sie ein Kind erwarten, und erzählen mir ihre ganze Lebensgeschichte. Ich kann es kaum erwarten, selbst Mutter zu werden, das muss ein unvergleichliches Gefühl sein. Endlich kann man seine Bestimmung
als Frau erfüllen. Meiner Meinung nach sollten Frauen ganz viele Kinder bekommen und früh damit anfangen. Ich bin schon vierundzwanzig und möchte mindestens drei Kinder mit meinem Mann haben. Wir sind seit fünf Jahren zusammen, wir waren auf derselben Uni, und zur Hochzeit haben uns unsere Eltern eine Traumwohnung geschenkt, ein Apartment in Tribeca, supergeräumig und ideal für eine große Familie!«
O Mann, wie schaltet man die ab?
»Ich werde bis zum achten Monat arbeiten und dann ein Jahr Erziehungsurlaub nehmen und bei dem Kind bleiben. Das ist schließlich die prägendste Zeit, dann werden sich die Großmütter kümmern, und genau ein Jahr später werden wir noch eins bekommen und ein Jahr darauf das dritte. Obwohl ich gestehen muss, dass ich gern Zwillinge hätte. Mein Mann ist nämlich auch ein Zwilling, und möglicherweise vererbt es sich. Wäre das nicht wunderbar? Haben Sie sich schon einen Namen ausgesucht? Ich finde David für einen Jungen schön und Juliette für ein Mädchen. Sie müssen wirklich sehr glücklich sein, sie beide, oder? Wissen Sie, ich beneide Sie wirklich …« Sie zieht die Nadel heraus und versorgt mich mit einem Pflaster, ich bin stark versucht, es ihr über den Mund zu kleben. »So, jetzt drücken Sie schön fest auf die Vene … Für welchen Geburtsmediziner haben Sie sich entschieden? Wir werden auf jeden Fall die Wheeler nehmen, sie ist die Beste und außerdem eine alte Freundin der Familie. Ihre Eltern freuen sich bestimmt wie verrückt darauf, Großeltern zu werden, italienische Großeltern sind ja immer so sympathisch … Und dann die Schule und all das, wir denken schon darüber nach, in welchen Kindergarten wir unseren
Nachwuchs schicken sollen, es ist ja so wichtig für ihr späteres Fortkommen, mit einer guten Vorschulerziehung zu beginnen … Wissen Sie schon, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird? Ich bin nicht sicher, ob ich es vorher erfahren möchte, aber vielleicht doch, dann kann ich mich besser darauf einstellen …«
»Okay, Sie Barbiepuppe mit Ihrem perfekten Leben!«, schreie ich und springe auf. »Soll ich Ihnen mal meine Lebensgeschichte erzählen? Hier haben Sie sie: Ich bin nicht verheiratet, ich weiß nicht, wer der Vater des Kindes ist, ich habe keinen Job, war nur auf mittelmäßigen Schulen. Meine Eltern ahnen nichts von meiner Schwangerschaft, und wenn sie es erfahren, werden sie den Kontakt mit mir abbrechen. Ich habe keine eigene Wohnung und noch nicht mal eine Freundin!«
Ich stürme hinaus und schlage die Tür hinter mir zu.
Dann stürme ich noch mal hinein: »Ach so, zu Ihrer Information: David ist ein total beschissener Name!«
Von jetzt an wird sie es sich zweimal überlegen, bevor sie
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