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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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Gartenzentrum ihre Schicht antrat. Bei manchen Menschen klaffte nur ein riesiges Loch, wo eigentlich ihr Gewissen sein sollte. Über die Stränge zu schlagen war für sie ein großartiger Nervenkitzel, und es fiel ihnen leicht, endlos zu lügen – das war alles Teil des Adrenalinrausches, der Spaß und Aufregung in ihr Leben brachte …
    Verdammt, warum konnte sie nicht so sein?
    O Gott, da war Des. Er trug die Weihnachtsbäume aus dem Schuppen und stellte sie vorn auf, damit sie die Kunden gleich sehen konnten.
    Als Abbie auf ihn zuging, überkam sie eine andere Art von Rausch, ein Übelkeitsrausch. Des trug einen neuen, roten Pulli, und seine Jeans waren sauberer als sonst. Als er sie sah und seine graue Strickmütze abnahm, bemerkte sie, dass er sich die Haare geschnitten hatte. Sein frisch gewaschenes, rötliches Haar stand wegen der Statik nach allen Seiten hab.
    O Gott, er hatte sich umgestylt.
    Des ließ eine eineinhalb Meter lange Fichte von der Schulter gleiten, dann drehte er sich voller Hoffnung im Blick zu ihr um, und seine Wangen gewannen Farbe. »Alles in Ordnung, Abbie?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Jetzt, wo sie keine zwei Meter von ihm entfernt stand, konnte sie riechen, wie großzügig er mit dem Aftershave umgegangen war. Abbie versicherte sich erneut, dass auch ja niemand in Hörweite war, dann holte sie tief Luft und sagte: »Hören Sie, ich muss mit Ihnen reden, es ist wirklich wichtig …«
    »Des, holen wir die restlichen großen Drei-Meter-Tannen auch raus?« Huw steckte den Kopf aus dem Schuppen, und Abbie brach in eiskalten Schweiß aus. Na schön, genau aus diesem Grund wäre sie als Ehebrecherin so eine Versagerin, sollte sie je ernsthaft darüber nachdenken. Huw war mit Glynis verheiratet, die vorn im Laden als Verkäuferin arbeitete und für Klatsch und Tratsch förmlich lebte . Nicht auszudenken, wenn sie …
    »Nein, für heute reicht’s«, rief Des Huw zu. »Ein halbes Dutzend von jeder Größe ist genug. Wenn die Kunden eine zu große Auswahl haben, dann können sie sich nicht entscheiden.« Er drehte sich zu Abbie und sagte ruhig: »Geht es um Ihre Schicht? Dann reden wir besser in meinem Büro.«
    Abbie konnte es nicht glauben. Nicht die Spur eines Zitterns in seiner Stimme, keine Nanosekunde des Zögerns. Er verhielt sich wie ein absoluter Profi.
    Und das war eigentlich auch gut so. Wenigstens einer von ihnen war die Ruhe in Person.
    »Frauen, die ihre Schicht ändern wollen. Der Fluch meines Lebens.« Des sah Huw von Mann zu Mann kopfschüttelnd an und sagte: »Wenn Sie hier fertig sind, können Sie dann die Weihnachtssterne abladen? Ich bin in fünf Minuten wieder zurück.«
    Oben schloss er die Bürotür hinter sich.
    »Also gut, erzählen Sie mir, was passiert ist. Haben Sie ihn zur Rede gestellt?«
    Gab es hinter den Heizkörpern Abhörgeräte? Versteckte sich jemand unter dem Schreibtisch? Mit trockenem Mund sagte Abbie: »Ja, habe ich. Und es war ganz anders, als ich dachte. Mein Gott, das ist so kompliziert …«
    »Schlimmer als Sie dachten? Oder besser?« Des suchte in ihrem Gesicht nach Hinweisen.
    Anfangs stockte sie, dann strömten die Worte nur so aus ihr heraus. Abbie erklärte alles. Die ganze Geschichte, die ganze tragische Situation. Schließlich meinte sie mit tränennassen Augen: »Wenigstens ein Gutes hat es: Tom hat mich doch nicht betrogen.«
    »Also … werden Sie ihn nicht verlassen?«
    »Natürlich werde ich ihn nicht verlassen. Er ist mein Ehemann, und ich liebe ihn.« Abbie wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. »Er hat ja auch nichts falsch gemacht.«
    »Oh. Gut. Tja, dann haben Sie vermutlich auch keinen Grund dazu.«
    »Aber jetzt ist es umso wichtiger, dass er nie herausfindet, was … Sie wissen schon … was neulich Nacht beinahe, äh, passiert wäre.«
    »Sie meinen am Samstag?« Des wirkte bestürzt und griff sich an die Brust. »Als wir die Nacht zusammen verbracht haben?«
    »O bitte, sagen Sie es nicht so!« Es kam als panisches Quietschen heraus. Abbie schüttelte entschuldigend den Kopf – denn, Gott wusste, sie brauchte ihn auf ihrer Seite – und flehte: »Wir müssen es einfach vergessen. Ganz und gar .«
    Des ließ die Schultern hängen. »Na schön, nur keine Panik. Wenn Sie das wünschen, dann machen wir das so.« Sie sah, wie ihm dämmerte, dass die frisch geweckten Hoffnungen und das eigenhändig durchgeführte neue Styling völlig umsonst gewesen waren. Des brachte ein bedauerndes Lächeln zustande,

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