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Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)

Titel: Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Mansell
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gekauft hatte. Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, versuchte sie tief durchzuatmen. Was hier gerade in ihrem Haus geschah, war schlimmer als jede Affäre, die Tom je hätte haben können.
    Die hielten ja eh nie.
    Der Kloß in ihrem Hals wurde immer größer, während die junge Frau, die ihre Tochter hätte sein sollten, lachte und juchzte und im Wohnzimmer diverse Körperteile mit dem Mann verglich, der tatsächlich ihr Vater war.
    Abbie öffnete die Hintertür und trat in den Garten. Es war eine Erleichterung, den Tränen freien Lauf zu lassen. Erst jetzt wusste sie wirklich zu schätzen, wie glücklich und unkompliziert und leicht ihre Ehe gewesen war.
    Georgias Ankunft hatte alles ruiniert. Vielleicht war ihre Neugier nach diesem Wochenende zufriedengestellt, und sie würde wieder wegfahren und sie in Ruhe ihr altes Leben fortsetzen lassen.
    Tja, man durfte ja wohl noch träumen.
    Die Küchentür öffnete sich einen Spalt, und Abbie wischte sich rasch das Gesicht ab, bevor Tom sah, wie niedergeschlagen sie war. Aber als sie sich umdrehte, sah sie eine Silhouette in der Tür, die nicht zu Tom gehörte.
    »Hallo?« Georgia blinzelte in die Dunkelheit. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja, alles bestens! Ich … brauchte nur etwas frische Luft. Wo ist Tom?«
    »Er ist nach oben ins Bad.« Georgia schwieg kurz. »Weinst du?«
    »Natürlich nicht!« Technisch gesehen stimmte das. Die Peinlichkeit, erwischt worden zu sein, hatte den Tränenfluss abrupt gestoppt.
    Aber jetzt kam Georgia im Garten auf sie zu. Als sie Abbie erreichte, sah sie aufmerksam in ihr Gesicht und meinte: »Tust du doch.«
    Abbie versuchte sich zusammenzureißen. Sie war hier die Erwachsene, auch wenn es sich gar nicht so anfühlte. »Ehrlich, es geht mir gut. Geh wieder hinein. Ich komme gleich nach.«
    Georgia rührte sich nicht. »Hasst du mich?«
    »Nein. Nein.« Abbie schüttelte den Kopf. »Ich hasse dich nicht.«
    »Aber Mum. Ich wette, du hasst meine Mum.«
    Mein Gott, war das schwer. »Ich finde nicht, dass hassen das richtige Wort ist. Aber ja, sie hat mich … sehr unglücklich gemacht.« Unzutreffender konnte eine Beschreibung gar nicht sein, aber wie hätte sie es sonst formulieren sollen?
    »Das wollte sie nicht«, meinte Georgia. »Sie hat mir alles erzählt, alles, was damals geschehen ist. Anfangs hat sie es wirklich nur getan, weil sie euch helfen wollte. Aber kaum merkte sie, dass sie schwanger war, da wurde ihr klar, dass sie jetzt tatsächlich ein Baby bekommen würde. Ihre Gefühle veränderten sich, und sie geriet in Panik … im Grunde hat sie sich in mich verliebt, obwohl ich noch gar nicht geboren und nur ungefähr so groß war.« Georgia hielt Daumen und Zeigefinger nah beinander. »Ihr wurde klar, dass sie mich doch nicht weggeben konnte.«
    Abbie nickte. Wie sollte sie dem auch widersprechen?
    »Also hat sie es ihrer Mutter erzählt, meiner Großmutter, und sie beschlossen, mich zusammen aufzuziehen«, fuhr Georgia fort. »Wenn sie das dir und Tom erzählt hätte, dann wärt ihr ausgeflippt und hättet ihr zugesetzt, sie solle doch ihre Meinung ändern, und vielleicht hättet ihr sogar die Polizei eingeschaltet, und das hätte nur alle durcheinandergebracht. Darum war es leichter, einfach zu lügen und zu behaupten, sie sei nicht schwanger. Ich glaube, das war nur fair.« Georgia zuckte mit den Schultern. »Unter den Umständen war es so am besten.«
    Hinter ihnen rief Tom: »Was macht ihr zwei denn da draußen?«
    »Nichts, wir reden nur.« Georgia, die nur ein T-Shirt trug, klapperten die Zähne. »Krass, dass wir hier draußen in der Eiseskälte stehen!«
    »Hast du einen Vater vermisst, als du aufgewachsen bist?« Abbie musste es einfach fragen.
    »Kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht ein bisschen. Schwer zu sagen, ob man vermisst, was man nie kannte.« Georgias Zähne leuchteten im Dunkeln. »Andererseits ist es ziemlich cool, ihn jetzt kennenzulernen.«
    Darum ging es hier, rief sich Abbie in Erinnerung. All das geschah zu Georgias Besten, nicht ihrem.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich zum Weinen gebracht habe«, fuhr Georgia fort.
    »Ist schon gut. Es ist nicht deine Schuld.«
    »Wenn meine Mum nicht beschlossen hätte, mich zu behalten, dann wären Sie meine Mutter gewesen.« Ihre blonden Haare schlugen hin und her, als sie den Kopf schüttelte. »Das ist definitiv merkwürdig.«
    »Ich weiß.«
    »Die Sache ist die, ich habe mich schon mein ganzes Leben lang gefragt, wer mein Vater ist,

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