Beinah auf den ersten Blick: Roman (German Edition)
aber Abbie arbeitete für ihn. Nach allem, was sie wusste, war er ein guter Chef und ein netter Mensch …
»Wie geht es Ihrer Schwester?«
»Gut, danke.«
Des nickte bedächtig. »Gut … gut.« Er schwieg, dann winkte er zum Abschied mit der Hand und meinte: »Tja, wünschen Sie Abbie und … äh, Tom … ein schönes Weihnachtsfest von mir. Ich sehe sie dann nächste Woche wieder bei der Arbeit. Wiedersehen.«
»Ich weiß, was dir durch den Kopf geschossen ist«, flüsterte Ash in Cleos Ohr, nachdem Des ans andere Ende des Pub abgezogen war. »Du hättest ihn beinahe zum Mittagessen zu deiner Schwester eingeladen.«
»Erwischt.« Cleo atmete aus. »Ich finde eben, es muss schrecklich sein, den ersten Weihnachtsfeiertag ganz allein zu verbringen. Wenn ich allein wäre, dann würde ich mir wünschen, dass mich jemand zu sich nach Hause einlädt.« Aber ein Gast, den man ihr in letzter Minute aufs Auge drückte, würde Abbie bestimmt nicht gerade mit Freude erfüllen.
»Das ist allein die Schuld von diesem verdammten Film.« Als Ash sie vorhin abgeholt hatte, war ihm die DVD auf dem Couchtisch aufgefallen. »Ich lasse dich nie wieder allein Tatsächlich Liebe anschauen.«
»Verlass dich drauf, ich will mir das auch nie wieder ansehen.« Sie hatte versucht, sich mit dem Film aufzuheitern. Stattdessen empfand sie mit jedem wunderbaren Happy End ihr eigenes Nicht-Happy End nur umso schlimmer, und am Ende war ihr noch elender zumute als zuvor. Ganz ehrlich, wie hoch war schon die Wahrscheinlichkeit, dass ein Typ wie Hugh Grant oder Colin Firth nur darauf wartete, sie in die Arme zu schließen. »Ash, was ist, wenn ich nie jemandem begegne?«
»Das wirst du, irgendein armes Schwein wird schon des Weges kommen. So ist es am Ende immer.«
»Ja aber, was ist, wenn nicht? Was, wenn eine einsame, alte Jungfer aus mir wird?«
»He, sieh es positiv. Dann kannst du einen Häkelschal und einen Kneifer tragen!«
»Das könntest du auch. Und eine Haube mit Rüschen. Ich habe eine Idee, wir könnten wie Harry und Sally sein.« Begeistert packte Cleo seinen Arm. »Wir sind doch Freunde, oder? Lass uns einen Pakt schließen! Wenn wir in zehn Jahren … nein, mach fünf Jahre daraus … wenn wir in fünf Jahren noch keinen perfekten Partner gefunden haben, dann heiraten wir.«
Ash runzelte die Stirn. »Wie, einfach irgendjemand?«
»Nein! Wir uns gegenseitig, du Dummbeutel.«
Er schaute entsetzt. »Aber ich steh nicht auf dich. Echt nicht.«
»Ist ja gut.« Es tat irgendwie weh, ihn das sagen zu hören. »Ich steh ja auch nichts auf dich.«
»Du hast mich Dummbeutel genannt.«
»Ich frage mich, wieso.«
»Und trotzdem denkst du, dass wir heiraten sollten.«
»Warum nicht? Wäre das nicht besser als gar nichts? Du könntest von Glück sagen, mich abzubekommen! Außerdem will ich nicht allein bleiben, in einem Schaukelstuhl und mit einer Haube.«
»Also gut, wenn dich das beruhigt, dann machen wir es so. Sollten wir in fünf Jahren noch allein sein, dann heiraten wir beide.«
»Gut.« Cleo nickte zufrieden. Wenigstens hatte sie jetzt einen Notfallplan. Es mochte nicht romantisch sein, aber es war praktisch.
»Wenn das mal kein Anreiz für mich ist, mir schleunigst eine Freundin zu suchen«, sagte Ash, »dann weiß ich auch nicht.«
14.
Kapitel
Es war viel los am Flughafen von Bristol. Cleo wartete in der Ankunftshalle, ein Begrüßungsschild unter den Arm geklemmt, und sah zu, wie die Türen aufglitten und den neuesten Strom an Ankömmlingen ausspuckten.
Sie sollte eine Kundin abholen, die aus Amsterdam kam, eine Mrs Cornelia Van Dijk, sollte sie ins Hotel du Vin fahren, wo sie zu Mittag speisen würde, und anschließend bis 18 Uhr überallhin chauffieren, wohin sie wollte. Und wie immer, wenn Cleo nichts weiter als einen Namen hatte, hatte sie sich bereits genau ausgemalt, wie Mrs Van Dijk aussah: hochgewachsen, grauhaarig und mit spitzer Nase.
Ach du Schande, wer kam da durch die Glastür!
Mit ihm hatte Cleo nun überhaupt nicht gerechnet. Johnny LaVenture trug eine sandfarbene Wildlederjacke, ein weißes Hemd und schwarze Jeans. Er schob einen Gepäckwagen, auf dem sich dunkelblaue Koffer stapelten. Als sie auf die Ankunftstafel schaute, stellte sie fest, dass er gerade aus New York eingeflogen sein musste.
Es gab eigentlich keinen Grund, warum sie sich ducken sollte. Es war einfach eine automatische Reaktion. Aber die Menge um sie herum dünnte aus, es gab keine Säulen in der Nähe und auch keine
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