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Beinssen, Jan

Titel: Beinssen, Jan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Goldfrauen
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Zeugin. Sie hat alles beobachtet.«
    Gabriele sah ihren Bruder schief an. »Ach ja? Was genau hat sie denn beobachtet? Einen Mann, der in einer Aufzugstür verschwunden ist, und einen Kleinlaster mit Steinen auf der Pritsche. Das allein reicht nicht aus.«
    »Stimmt. Die Polizei würde mich auslachen und wieder nach Hause schicken, wenn ich denen mit meiner Story komme«, sagte Sina und klang betrübt.
    »An die Polizei denke ich gar nicht«, stellte Gabriele klar. »Ich rede von Beweisen, die uns vor möglichen Übergriffen dieser Gangsterbande schützen. Und da würden vermutlich einige aussagekräftige Fotos ausreichen.«
    »Was, zum Teufel, heckst du nun schon wieder aus?«, fragte Klaus.
    Gabriele redete selbstbewusst weiter: »Folgendes: Wir werden uns erkundigen, wann mit der nächsten Goldanlieferung zu rechnen ist, legen uns auf die Lauer und halten das ganze Szenario mit einer Kamera fest. Wir deponieren die Negative an sicherer Stelle und sprechen bei der NHA vor. Wir sagen ihnen, was wir wissen, legen die Fotoabzüge auf den Tisch …«
    »… und lassen uns unser Schweigen teuer bezahlen«, führte Friedhelm den Gedanken zu Ende. Ein gieriges Lächeln umspielte seine schmalen Lippen.
    »Verdient hätten wir es nach all der Mühe und den Scherereien, die wir durch diese Verbrecher schon hatten«, stimmte Gabriele lakonisch zu.
    Erpressung also, fand Sina das richtige Wort für Gabrieles Vorhaben. Aber sie sprach es nicht aus, auch wenn ihr dieser neue Plan ziemlich gegen den Strich ging. Immerhin, den ersten Teil der Übung fand auch Sina gar nicht schlecht. Denn wenn sie Fotos von den wesentlichen Schritten des Golddeals in der Hand hätten, würden sie sich später leichter tun, ihre Beobachtungen zu belegen. Allerdings nicht für Erpressungsversuche. Sina nahm sich vor, auf Gabriele einzuwirken und die Bilder Kommissar Diehl zu überlassen.
    »Ihr spinnt«, sagte Klaus hart. »Anders kann ich es leider nicht mehr ausdrücken. Was ihr vorhabt, ist nicht nur kindisch und naiv, sondern höllisch gefährlich.«
    »Keiner zwingt dich, weiter mitzumachen«, ent
    gegnete Gabriele. »Aber beschwer dich später nicht, wenn du keinen Anteil bekommst.«
    Klaus sah Gabriele an, musterte dann auch die anderen beiden aus zusammengekniffenen Augen. »Habt ihr es noch immer nicht begriffen? Die werden nicht lange fackeln und euch erledigen wie die Journalistin und den Briefmarkenhändler!« Damit drehte er sich um und ging mit energischen Schritten auf den Ausgang zu. »Ich bin raus aus dem Spiel! Macht, was ihr wollt!«
    Mit Karacho fiel die Ladentür ins Schloss, nachdem Klaus das Geschäft verlassen hatte.
    »Wow! Was für ein Abgang«, kommentierte Gabriele mit kaum überspielter Genugtuung. »Einer weniger, der nervt.«
    Sina fand das Ganze nicht so amüsant. Auch sie war besorgt und sah die Gefahren, die ein weiteres Belauern der Akademie mit sich brachte. Dann kam sie aber doch auf Gabrieles Plan zurück: »Du sagtest, dass wir uns nach dem nächsten Goldtransport erkundigen wollen. Wie soll das funktionieren? Willst du etwa bei denen anrufen und fragen?«
    Gabriele schmunzelte. »Nicht bei denen. Ich denke da eher an Kapitän Huber, unseren Piloten.«
    »Ach …« Sina begriff. »Du willst ihn bitten, die nächsten Flüge von Schmidbauers Jet auszukundschaften.«
    »Genau. Für ihn als Flieger mit den nötigen Verbindungen dürfte es nicht schwer sein, die entsprechenden Daten bei der Flugsicherung zu erfragen.«
    »Na dann …« Sina hob die Mundwinkel zu einem Lächeln und machte sich damit selbst neuen Mut.
    Doch das Quantum Mut, das sie ansammeln konnte, schmolz dahin wie Eis in der Sonne, als sie auf dem Nachhauseweg ausführlich über alles nachdachte. Eine gemeinsame Bespitzelung der Akademie war zwar eine Option, die durchaus erfolgsversprechend war. Klaus’ wütender Abgang jedoch hatte bei Sina Spuren hinterlassen. Er hatte ja recht: Dies war kein Kinderspiel. Profiverbrecher würden sich von ihnen ganz sicher nicht an der Nase herumführen lassen.
    Die beste Lösung bestünde darin, Diehl sofort ins Bild zu setzen. Statt erst Beweisfotos zu schießen, sollten sie den Kripochef ohne weiteren Zeitverzug einweihen – in der Hoffnung, dass er ihnen auch ohne konkrete Belege Glauben schenken würde. Damit wären sie auf der sicheren Seite und müssten ihr Schicksal nicht an den vagen Plan von Gabriele knüpfen.
    Ja, dachte sich Sina und stellte mit Genugtuung fest, dass ihr der Anflug von Vernunft

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