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Beiss mich - Roman

Beiss mich - Roman

Titel: Beiss mich - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Voeller
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Gerät.«
    »Soll ich ihn mal anmachen?«
    Um seine Mundwinkel zuckte es. Ein Bulle mit Sinn für Humor.
    »Nein, lieber nicht. Lassen Sie uns über den Diebstahl reden.«
    Mir war natürlich klar, warum er hier war. Immerhin hatte ich mit Stielaugen ins Labor geglotzt und die beiden Mädchen dort bei ihrer Arbeit aufgescheucht, just als die Konserven auf geheimnisvolle Art von ihrem Aufbewahrungsort verschwanden. Dann war ich während meiner MRT -Untersuchung ohne einleuchtenden Grund damit herausgeplatzt, dass ich einen Mann ins Labor hatte schleichen sehen. Damit deutete alles darauf hin, dass ich, wenn schon nicht die Übeltäterin, so doch zumindest eine unverzichtbare Zeugin war. Anscheinend hatte ich einen nachhaltigeren Eindruck hinterlassen, als ich gedacht hatte.
    »Ich wäre schon eher vorbeigekommen«, meinte Schimanski.
»Aber im Moment sind wir im Präsidium unterbesetzt und kommen mit der Bearbeitung der Fälle nicht nach.«
    »Das tut mir leid.«
    »Mir auch. Zum Diebstahl also. Sie waren am frühen Morgen gegen sieben Uhr in der Radiologie des Rotkreuzkrankenhauses?«
    Es klang wie eine Frage, obwohl es im Grunde eine Feststellung war.
    »Das scheinen Sie ja schon zu wissen«, sagte ich reserviert.
    »In der Tat. Die Radiologie befindet sich, wie Ihnen wohl bekannt sein dürfte, direkt neben den Räumen des Kliniklabors. Und dort …«
    »Ja, ich weiß«, unterbrach ich ihn. »Aber ich weiß wirklich nicht, ob ich Ihnen weiterhelfen kann.«
    »Nach den Aussagen verschiedener Angestellter haben Sie einen Mann ins Labor gehen sehen. Diese Aussagen konnten von zwei Klinikpatienten verifiziert werden.«
    »Die beiden haben ihn auch gesehen?«, platzte ich heraus, wilde Hoffnung im Herzen.
    Er betrachtete mich mit hochgezogenen Brauen. »Wen?«
    Ich merkte, dass ich im Begriff war, mich auf dünnes Eis zu begeben. »Keine Ahnung. Ich war unheimlich schlecht drauf an dem Morgen. Ich hatte kaum geschlafen, war total übernächtigt. Einen Moment lang hatte ich mir eingebildet, da jemanden zu sehen.«
    »Wen?«
    »Na, einen Mann halt.«
    »Wie sah er aus?«
    »Groß, dunkle Haare, dunkler Mantel, in meinem Alter«, sagte ich. Welchen Sinn hatte es, das jetzt noch abstreiten zu wollen? »Aber wenn die anderen ihn nicht gesehen haben, dann kann ich ihn mir nur eingebildet haben. Vielleicht war ich kurz eingenickt oder so.«
    »Sie meinen, Sie haben nur ein Traumbild gesehen?«
    »Was weiß ich.«
    »Weshalb sind Sie dann aufgestanden und zur Labortür gegangen?«
    »Weil … vielleicht habe ich gedacht, da will einer was klauen. Ich hatte das doch auch gelesen von den Blutdiebstählen.«
    »Und Sie hatten sich außerdem zufällig gerade mit den beiden Patienten über das Thema unterhalten.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Dann können Sie nicht geschlafen haben.«
    Womit er unbestreitbar recht hatte. Ich konnte schlecht behaupten, gleichzeitig geredet und geschlafen zu haben. Manche Leute sollen das ja angeblich fertigbringen, doch wie sollte ich das einem ausgebufften Profi von der Kripo begreiflich machen?
    Ich rettete mich in rigorose Abwehr und sparte dabei nicht mit schnoddrigen Bemerkungen. »Was wollen Sie überhaupt von mir? Ich habe das blöde Blut bestimmt nicht geklaut!«
    »Das behauptet ja auch keiner. Ich möchte lediglich Ihre genauen Beobachtungen hören.«
    Das war, wie ich erkannte, meine Chance, die Vision (den Flashback, die Erscheinung, das Mysterium) einer hochoffiziellen Untersuchung zuzuführen. Ich musste lediglich zu Protokoll geben, dass ich den Mann, den ich zu sehen geglaubt hatte, bereits kannte. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo er wohnte, doch ich hatte seinen Namen gehört und wusste, zu welchem Zahnarzt er ging. Mit diesen Angaben war es für die Kripo ein Kinderspiel, ihn dingfest zu machen.
    Ich stand nahe davor, das können Sie mir glauben. Die Idee, all meine Probleme in die tüchtigen Hände polizeilicher Ermittler zu legen, hatte etwas ungemein Verlockendes. Ich musste ihm nur Folgendes mitteilen:
    Wissen Sie, ich will niemanden belasten, aber ich kenne diesen Typen ganz zufällig, er nennt sich Martin Münchhausen und ist bei Herrn Dr. von Stratmann in zahnärztlicher Behandlung.
    Die Frage war bloß, ob Schimanski mit dieser Auskunft wirklich wunschgemäß von dannen zog, um Martin aufzuspüren und den Kerl als Vampir oder dergleichen zu entlarven.
    Eher nicht, wenn ich es recht bedachte, denn welchen Wert hatte schon die Aussage einer Zeugin, die als einzige Person besagten

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