Beiss mich - Roman
trotz meiner Erschöpfung entspannte ich mich nur zögernd. Zumindest wusste ich jetzt, dass zwischen ihr und ihm nichts gelaufen war. Noch nicht. Und für diese Nacht war sie sicher. Wenn er alte Weinflaschen sortierte, konnte er nicht gleichzeitig mit einem ordentlichen Schluck aus den Venen meiner besten Freundin einen Toast aufs neue Jahr ausbringen. Das Schlimmste war also vorerst überstanden. Aber mir war natürlich klar, dass ich ihn nicht zum letzten Mal gesehen hatte.
9. Kapitel
W ährend ich mich fiebernd herumwälzte und abwechselnd schwitzte und fror, hatte ich einen ungewöhnlichen erotischen Traum. Zunächst fing er ganz harmlos an.
Ich träumte, die Silvesterfeier sei noch in vollem Gange, denn ich hörte den Regisseur direkt vor meiner Zimmertür grölen, wo zum Teufel das verdammte Klo sei, und zwischendurch rief die Schauspielerin mit den neuen Brüsten schrill nach einer Rolle Küchenpapier, das blöde Schwein habe ihr die Schuhe vollgekotzt. Im Hintergrund schlug Solveig fröhlich vor, dass alle ihr Glas holen sollten, es sei schon dreißig Sekunden vor zwölf.
Dann erklangen von irgendwoher majestätisch langsam zwölf tiefe Glockenschläge, und im Wohnzimmer schrien alle wild durcheinander. Sie sangen Auld Lang Syne und gingen auf die Straße und hinauf zur Dachterrasse, um vielleicht durch das Schneegestöber einen Blick auf das Feuerwerk unten am Mainufer zu erhaschen.
Es wurde ruhiger, und ich schlief weiter, bis in dem wirren Durcheinander meines Traums jemand die Tür von meinem Zimmer öffnete.
»Ich bin wieder da.«
In meinem Traum richtete ich mich auf, wachsam die Decke hochgezogen. »Du? Und was ist mit dem Wein?«
»Hat sich erledigt.« Er machte die Tür hinter sich zu, drehte den Schlüssel und kam näher. Sein Haar war feucht vom Schnee, und in seinen Augen brannte ein unstillbarer Hunger.
»Weiß Solveig, dass du wieder da bist?«, fragte ich ängstlich. Sogar im Traum machte ich mir Gedanken um ihre Gesundheit. Die Vorstellung, dass all meine Anstrengungen, sie zu beschützen, vergeblich gewesen sein könnten, versetzte mich in helle Aufregung.
Doch er schüttelte den Kopf. »Du kleines Luder! Du weißt genau, dass ich dich will, nicht sie. Du hast es doch die ganze Zeit darauf angelegt, gib es zu.«
Ich konnte nichts zugeben, weil meine Stimme versagte.
Er zog sein Jackett aus. Das Hemd darunter kontrastierte auffällig zu seinem dunklen Haar, das ihm verwegen in die Stirn fiel. Er streifte es nachlässig zur Seite, dann setzte er sich zu mir aufs Bett und zog mir die Decke weg.
»Mir ist kalt«, beschwerte ich mich.
»Dir wird gleich warm.«
»Die anderen können dich nicht immer sehen, oder?«
»Du hast das sehr gut durchschaut, Lucia.«
»Du bist ein Vampir.«
Er lächelte nur.
»Wie machst du das mit deinen Zähnen? Ich meine, jetzt sehen sie normal aus. Aber im Krankenhaus …«
»Du fragst zu viel.«
»Das ist mein Traum«, wies ich ihn zurecht. »Da kann ich fragen, was ich will. Und du musst mir antworten.«
»Dann frag mich.« Er ergriff den Saum meines Nachthemdes und zog es mir über den Kopf. Ich war nackt.
»Ja«, flüsterte er.
Er hatte recht gehabt. Mir war nicht länger kalt. Mir war heiß. Glühend heiß. Meine Brüste fühlten sich prall und empfindlich an, und in meinem Bauch zog sich langsam ein Knoten zusammen. Womit kann ich Sie noch ergötzen? Ach ja, meine Brustwarzen stellten sich zu festen kleinen Knospen auf. Meine Glieder wurden wachsweich, und sämtliche Nervenfasern meines Körpers schienen plötzlich in meinem Unterleib zu münden, in einem Schmelztiegel feuchter Hitze.
»Ich habe vergessen, was ich fragen wollte«, klagte ich.
»Das macht nichts.«
»Warte. Jetzt ist es mir wieder eingefallen.«
Er legte seine rechte Hand auf meine Brust, rieb sacht über die Spitze und knetete sie, und ich vergaß die Frage wieder.
»Ich will das überhaupt nicht träumen«, jammerte ich halbherzig.
»Lass mich deine Meinung ändern.« Er bedeckte mit der Linken meine andere Brust und streichelte sie. »Du bist so schön.«
»Das hat der Regisseur auch gesagt.«
»Aber ich meine, was ich sage.«
»Du bist ein Meister der Illusion.«
Seine Hände wanderten tiefer und gelangten in strategisch bedeutendere Regionen.
»Was machst du da?«, fragte ich beunruhigt.
»Wonach sieht das deiner Meinung nach aus?«
»Äh … nach Sex?«
Er beugte sich über mich und drückte mich in die Kissen. »Du hast eine rasche
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