Beißen will gelernt sein (German Edition)
und ich konnte nicht mehr mit dir kommunizieren.
Bedauern und Betrübnis strömten in mein Bewusstsein. Verzeih mir. Ich war indisponiert. Aber jetzt bin ich zurück, und gemeinsam sind wir mächtiger, als du dir vorstellen kannst. Er übermittelte mir eine unmissverständliche Empfindung.
Verliebst du dich immer so schnell?, fragte ich halb im Scherz.
Es gibt kein ›immer‹. Du bist die Einzige, Belle.
Wo bist du?
Ganz in der Nähe. Ich komme gleich.
Ich hob den Kopf und sah Asmodeus furchtlos an. »Dann sind wir hier wohl fertig. Ich habe nicht vor, dir meine Seele zu überlassen, und du kannst mich auch nicht dazu zwingen, es zu tun.«
Asmodeus lächelte wieder, aber diesmal war ich darauf gefasst.
So ist es gut, sagte Sebastian voller Anerkennung. Du bist abgehärtet. Du kannst ihm standhalten.
»Ich widerspreche dir nur ungern, meine Liebe, aber allmählich wird die Zeit knapp.« Asmodeus erhob die Stimme. »Simon, hol Orinel her!«
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit und Simon streckte den Kopf herein. »Mein Herr, äh … Es gab einen … unvorhergesehenen Zwischenfall.«
Asmodeus runzelte die Stirn. »Erspar mir dein Gestammel und bring Orinel und seinen Gefangenen her!«
Wenn Dämonen erbleichen könnten, wäre Simon wohl ziemlich blass geworden. »Äh … mein Herr … «
In diesem Moment flog die Tür auf und Simon kam in hohem Bogen in die Höhle gesegelt. Er landete zu meinen Füßen und blieb regungslos liegen. Ich erhob mich langsam, als ein Mann hereinkam, der sich lautlos wie ein Panther bewegte. Ein dunkelblonder Panther.
»Asmodeus. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass ich mich freue, dich wiederzusehen«, sagte Sebastian und streckte eine Hand nach mir aus. Ich machte einen Schritt über den reglosen Simon hinweg und ergriff seine Hand. »Auf diesen Moment habe ich mich allerdings schon sehr lange gefreut.«
Der Dämonenfürst runzelte abermals die Stirn. »Wo ist Orinel?«
»Der Dämon wurde vernichtet.« Sebastian hob seine Hand, um Asmodeus den Ring an seinem Daumen zu zeigen. »Er muss wohl ziemlich überrumpelt gewesen sein, denn bevor ich ihn erledigt habe, hat er mir noch gute fünf Minuten von deinem Plan erzählt, mich gefangen zu nehmen und dazu zu benutzen, Belle gefügig zu machen.«
Beim Anblick des Rings trat ein rotes Leuchten in Asmodeus’ Augen, dann sah er ihn prüfend an.
»Dieser Ring wurde zerstört.«
»Er wurde wiederhergestellt.«
Asmodeus nickte. »Ach ja, die Alchemisten und ihr heißgeliebtes Carmot. Nun gut, dann befinden wir uns offenbar in einer Pattsituation. Was schlägst du vor?«
Sebastian ließ meine Hand los, legte den Arm um meine Taille und zog mich an sich. »Belle und ich werden gehen und der Ring bleibt in unserem Besitz. Du kannst weitermachen wie bisher. Solltest du jedoch versuchen, einem von uns Schaden zuzufügen, werde ich dich mithilfe des Rings vernichten, wie ich deinen Lakaien vernichtet habe.«
Hat der Ring so viel Macht, dass er einen Dämonenfürsten vernichten kann?
In den richtigen Händen schon.
Asmodeus blickte nachdenklich drein. »Das ist für mich nicht akzeptabel. Ich habe einen anderen Vorschlag: Im Tausch gegen die zweite Seele deiner Auserwählten – eine Seele, für die sie nicht die geringste Verwendung hat, wie ich anmerken möchte – werde ich schwören, euch und euren Familien niemals Schaden zuzufügen.«
Sebastian schüttelte den Kopf, noch bevor der Dämonenfürst ausgesprochen hatte.
Ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Asmodeus’ Vorschlag war absurd, und wenn ich nicht sofort etwas unternahm, würde dieser Konflikt unweigerlich ausarten.
»Nur um mich zu vergewissern, dass ich alles richtig verstanden habe«, sagte ich rasch und wich noch weiter zurück, bis ich an der Kante des Plateaus stand. »Du lässt uns nicht gehen, wenn ich dir nicht eine meiner Seelen gebe?«
Asmodeus schürzte die Lippen. »Genau. Sebastian hat zwar den Ring und er mag auch genug Macht haben, um ihn gegen mich einzusetzen, aber er würde dabei umkommen. Du bist seine Auserwählte. Er wird nichts tun, was dich gefährden könnte, und deshalb wird er auch sein Leben nicht aufs Spiel setzen.«
Ich sah Sebastian an. Ich las die Wahrheit in seinen Augen.
Hör nicht auf ihn. Er lügt. Ich habe genug Macht, um ihn zu vernichten.
Das weiß ich, antwortete ich sanft. Aber ich wusste auch, dass Asmodeus die Wahrheit sagte – dass Sebastian bei dem Versuch, ihn zu vernichten, umkommen würde,
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