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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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darum.«
    »Und was heißt das? Wie kann ich mir das vorstellen?«
    Der Kellner stellte zwei Gläser und einen Eiskübel auf unseren Tisch, nahm die Flasche heraus und schenkte ein.
    »Entspann dich, Detlef. Auf nächsten Freitag!«
    Wir prosteten uns zu. Dann erklärte er mit knappen Sätzen, wie die Polizei in solchen Fällen vorging.
    Einerseits war ich beunruhigt, andererseits erleichtert. Zumindest fand ich es schön, dass meine Steuergelder in diesem Fall für mich persönlich verwendet werden sollten.
    »Und das funktioniert?«
    Kurzes Nicken.
    »Sag mal«, Wolfgang grinste mich lüstern an, »arbeitet diese Stefanie eigentlich noch bei dir?«
    Freitagabend polierte ich wie wild die Gläser. Es war kurz vor acht. Die Mädchen waren alle eingeweiht, ebenso Nico, der Türsteher. Unser einziger Gast war Werner. Auch er wusste Bescheid, wollte es sich aber nicht ausreden lassen, trotzdem zu kommen. Werner war pensionierter Verwaltungsbeamter. Mit der gleichen Regelmäßigkeit, mit der er 40 Jahre lang zur gleichen Uhrzeit seinen Dienst begonnen hatte, kam er nun mit Wolle auf ein oder zwei Bier bei uns vorbei. Wolle war sein Pudel und Alibi. »Wären alle Menschen so zuverlässig wie Hunde, hätten wir ’ne Menge Probleme weniger!«, war Werners Lieblingsspruch. Heute hatte er den Hund allerdings zu Hause gelassen, und ich fragte mich, wie er nun Gitti, seiner Ehefrau, den abendlichen Spaziergang erklären würde. Rosi nahm mir das Tuch aus der Hand.
    »Trink was, Daddy!«
    Wann war aus Detti eigentlich Daddy geworden?
    »Lieber Tomatensaft!«
    Rosi stellte das Glas mit dem Schampus ab und nickte Karin zu.
    »Gibt aber böse Flecken.«
    Sie schmunzelte mich an und strich mir mit dem Zeigefinger über Wange und Hals.
    »Kennst du nicht noch einen Witz?«
    Ich schob Werner ein neues Bier über den Tresen und war froh, dass er da war.
    »Tja, weiß nicht. Hab ich den schon erzählt?«
    Er fuhr sich mit der Hand über seine Glatze. Die Geste erinnerte mich an den Sommerregen vor genau einer Woche. Es schien Jahre her zu sein.
    »Also: Ein Lkw-Fahrer sieht nachts ein gelbes Männchen am Straßenrand. Er hält an und fragt, wo es hin will. Das Männchen sagt: ›Ich bin schwul und habe Durst.‹ Also gibt er ihm ’ne Cola und fährt weiter. Nach ein paar Kilometern das Gleiche: wieder ein Männchen. Diesmal rot. Er hält an und hört: ›Ich bin schwul und habe Hunger.‹ Der Mann gibt ihm ’nen Schokoriegel und fährt weiter. Kurz darauf das nächste Männchen. Grün. Der Fahrer ist wütend und schreit: ›Jaja, ich weiß schon! Du bist das kleine grüne Männchen und bist schwul. Was willst du jetzt noch haben? ‹ Darauf …«
    Die Tür ging auf und zehn Männer betraten meine Bar. Plötzlich erschien mir die Musik zu laut. Ich registrierte: kräftig, jung, keine Lederjacken, keine Fahrradketten, und ich atmete auf.
    »Was wollt ihr trinken, Jungs? Geht aufs Haus!«
    Kurz dachte ich an meine Steuergelder, kurz an die 10 000 Mark Schutzgeld, dann entkorkte ich.
    »Kaffee.«
    Wolfgang setzte sich an die Bar, seine Jungs verteilten sich im Raum. Meine Mädchen waren schnell und setzten sich neben sie. Julia brachte einen jungen Beamten in Verlegenheit, indem sie sich gleich auf seinen Schoß setzte. Ich hatte ja allen eingeschärft, sich so natürlich wie möglich zu verhalten.
    »Wolfgang, das ist Werner, Stammkunde. Werner: Wolfgang, Kriminalkommissar!«
    Wolfgang klopfte dem alten Herrn auf die Schulter und blitzte ihn fröhlich an.
    »Noch immer Stamm- oder bloß noch Kunde?«
    »Stamm. Jawohl. Noch immer.«
    Werner grinste stolz ob seiner Schlagfertigkeit und prostete Wolfgang zu. Ich wusste, dass er nicht ein einziges Mal mit einem Mädchen nach oben gegangen war. Konnte auch an den Preisen liegen. Aber im Witze-Erzählen war er unübertroffen.
    »Was hat das Männchen denn eigentlich gesagt?«
    Es war fast Mitternacht. Die Polizisten in Zivil unterhielten sich angeregt mit meinen Mädchen. Es standen Gläser unterschiedlichsten Füllstandes auf den Tischen. Keiner hatte getrunken, und doch waren die meisten Gesichter gelöst. Die Mädchen schien die bizarre Situation zu animieren. Sie verführten ohne Erfolgsaussichten. Nun ja, später würde sich herausstellen, dass dieser Abend mir drei weitere Stammkunden eingebracht hatte, doch noch blieben die Diener des Staates standhaft. Ich sah Marlen entzückt den Schaft einer Dienstwaffe streicheln. Dann schloss sich die Jacke wieder, und sie schaute den jungen

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