Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
Vom Netzwerk:
betrat, flankiert von meinen Schönen, das einzigartige, vierstöckige Atrium. Es war viel los: schöne Damen, gepflegte Herren, diensteifrige Kellner und in der Luft das Summen, das eine große Anzahl von Menschen in einem Raum mit diesen Ausmaßen gewöhnlich erzeugt. Wir schritten über die weichen Teppiche, und bevor ich überhaupt nach der Garderobe gesucht hatte, bot mir ein aufmerksamer Herr im schwarzen Anzug seine Hilfe an.
    »Ich habe eine VIP-Lounge für heute gemietet.«
    »Herr Uhlmann, richtig? Darf ich Ihnen die Mäntel abnehmen? Folgen Sie mir doch bitte!«
    Während wir seiner Bitte nachkamen, überlegte ich mir ernsthaft, ob der arme Kerl gestern wohl den ganzen Tag die Namen der Logen-Mieter hatte auswendig lernen müssen. Soweit ich mich erinnern konnte, gab es davon im Olympiastadion weit mehr als 70. Wir ließen uns Zeit. Zufrieden registrierte ich die langen Blicke, die Alicias nackter Rücken und Natalies ellenlange Beine zur Folge hatten. Nein, keine Entrüstung. Anerkennung bei den Männern, Neid bei den Frauen. So war es richtig. Ab und an ein Hallo, Detlef, schön dich mal wieder zu sehen! aus der Menge, worauf ich meist Hey, du bist auch hier? Komm doch nachher vorbei! antwortete. Ich suchte weiter den Empfangsbereich nach Gesichtern ab, die mir eine Einladung wert waren.
    »Ah, sind Sie es wirklich? Gilbert Mathieu? Ich bin Detlef Uhlmann. Ich habe Ihren neuen Film gesehen und war fasziniert. Die Rolle war Ihnen wie auf den Leib geschnitten!«
    Der Mann war irritiert, und sehr wahrscheinlich hätte er mir einfach den Rücken zugedreht, wenn sein Blick nicht auf Natalie gefallen wäre. Er war nicht größer als ich und wohl auch in meinem Alter, und trotzdem schüchterte mich seine ganze Erscheinung ein. Endlich griff er meine Hand und schüttelte sie fest.
    »Ich kenne Sie nicht, aber Sie haben sehr schöne Begleiterinnen«, sagte er in nicht ganz fehlerfreiem Englisch.
    »Sie interessieren sich für Fußball?«
    »Mehr für schöne Frauen!«, gestand mir der Mann, und als er lächelte und die kleinen Fältchen um seine Augen entstanden, verstand ich sofort seinen Erfolg bei den Frauen. Schön war er nicht, aber er hatte Charme. Noch immer wartete der Herr im schwarzen Anzug darauf, dass wir ihm weiter folgen würden.
    »Sie finden uns in unserer VIP-Loge . Vielleicht haben Sie nach dem Spiel noch Lust, vorbeizuschauen! Hat mich sehr gefreut!«
    Das Büfett in unserem Raum sah ich jetzt das erste Mal und stellte zufrieden fest, dass man sich an meine genauen Anweisungen gehalten hatte. Es sah umwerfend aus und würde auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden. Die Hälfte meiner Gäste war schon da, und ich ließ umgehend den Champagner öffnen.
    »Detlef, du hast dich selbst übertroffen. Super Idee, das hier!« Karl-Heinz legte mir seine Hand auf die Schulter und grinste mich an, was ihn im Gegensatz zu Gilbert eben nicht unbedingt anziehender machte. Trotzdem war er selbstverständlich mein Gast, da er mir mit meinem Kredit wirklich sehr geholfen hatte.
    »Hey, schön, dich mal wieder zu sehen, Detlef. Wer sind denn deine Begleiterinnen?«
    Den Frager links von mir hatte ich vor Kurzem erst im Tasti gesehen. Sicherlich hatte er mir damals auch seinen Namen und seine Funktion gesagt, im Moment war mir aber beides entfallen. Etliche Jahre später würde er wichtiger Funktionär eines internationalen Sportverbandes sein und absolutes Stillschweigen von mir verlangen. Heute wollte er eine Auskunft.
    »Alicia im roten und Natalie heißt die Dame im blauen Kleid.«
    »Interessieren die sich auch für Fußball?«
    In solchen Momenten kommt es auf Feingefühl an. Ich unterzog den Mann vor mir einer kurzen Prüfung. Seine Gesichtszüge waren weniger markant, erinnerten mich aber trotzdem entfernt an Marlon Brando. Wären der förmliche Anzug und seine etwas unbeholfene Körpersprache nicht gewesen, hätte er durchaus als Womanizer durchgehen können. Er schaute mich noch immer ganz unzweideutig an und schien eine bestimmte Antwort zu erwarten.
    »Wohl mehr für die Fußballer!«, vertraute ich ihm schließlich an und lächelte in der Hoffnung, dabei genauso harmlos zu wirken wie er.
    Sein Gesicht entspannte sich. Er drehte sich zu Alicia um und gab mir damit zu verstehen, dass ich in seinem Sinne geantwortet hatte.
    Der Anpfiff. Fast hätte ich den Rahmen meines kleinen Festes vergessen gehabt. Wie schon erwähnt war ich nicht der größte Fußballfan, weshalb ich mich in den folgenden 90

Weitere Kostenlose Bücher