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Bel Ami

Bel Ami

Titel: Bel Ami Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlef Uhlmann
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du gehört?«
    Ich starrte verständnislos die kleine Münze an und dann Malila. »Das Geräusch war nicht lauter als der kleine Vogel dort hinten. Aber du hast es trotzdem gehört!«
    Sie lachte, hakte sich bei mir unter und zog mich weiter.
    Am frühen Abend kehrten wir gesättigt und mit etlichen Einkaufstüten beladen ins Bel Ami zurück. Sie war nun im Besitz diverser, exklusiver Dessous, eines warmen Mantels und eines Buch mit dem Titel Deutsch für Anfänger , das ich ihr unbedingt hatte kaufen sollen.
    »Mädels, das ist Malila aus Brasilien. Sie wohnt vorübergehend in der kleinen, grünen Suite und spricht noch kein Deutsch. Maria, kannst du dich in der ersten Zeit ein wenig um sie kümmern, ihr alles zeigen, erklären und so weiter?«
    Die Angesprochene kam lächelnd auf uns zu, legte den Arm um Malila und drückte die drahtige Brasilianerin an ihren großen Busen. Maria war zweisprachig aufgewachsen und lange genug im Geschäft, um diese Aufgabe gut zu erfüllen. Bewundernd ließ sie Malilas lange, geflochtene Zöpfe durch ihre Hand gleiten und begann auf Englisch auf sie einzureden. Sie reichte ihr ein Glas, ließ sich selbst nachschenken und zog sie samt Tüten zur Treppe. Während ich mich zu Karl-Heinz umdrehte, glaubte ich Malilas Blick zu spüren. Ich drehte mich um, sah aber nur noch ihren Rücken.
    »Bernhard!«, begrüßte ich einen anderen Stammkunden. »Du warst ja schon ewig nicht mehr hier. Schön, dich wiederzusehen. Wie geht es dir?«
    »Ja, bin auch nicht mehr der Jüngste. War acht Wochen zur Kur. Herz-Kreislauf, das Übliche.«
    Er trank sein Bier aus.
    »Die Kleine ist Brasilianerin?«
    Meine wilde Exotin erwies sich als echter Kassenschlager. Sie hatte bald mehr Anfragen, als sie bereit war anzunehmen. Ihr ungezügeltes Temperament machten sie zwar begehrenswert – denn kein Mann konnte sicher sein, sie auch wirklich aufs Zimmer zu bekommen –, aber es sorgte auch für einen nicht gerade geschäftsfördernden Unfrieden. Etliche Einschläge von umherfliegenden Aschenbechern zeugten von ihren haltlosen Wutausbrüchen und leider auch von unzufriedenen Gästen. Gerd, ein langjähriger Freund und lieber Stammgast, wurde einer von ihnen.
    »Bitte, Detlef, ich zahle alles, was du willst. Aber bring mir diese Wildkatze an meinen Tisch!«
    Es war einer dieser Abende, die endlos schienen. Noch nicht mal Mitternacht, und schon waren mehr Gäste mit meinen Schönen auf den Zimmern verschwunden als an manchen anderen Tagen, an denen ich das Bel Ami erst um fünf Uhr morgens abgeschlossen hatte. Noch immer zeigte das Thermometer fast 20 Grad an. Die Sommernacht erregte die Gäste und meine Mädchen anscheinend gleichermaßen.
    Gerds Gesicht war gerötet, sein langes, blondes Haar klebte ihm an den Schläfen. Er war Mitte 50, klein und drahtig. Ich schätzte ihn als einen freundlichen und äußerst spendablen Gast und war nicht verwundert, dass er Gefallen gefunden hatte an meinem brasilianischen Neuzugang, der sich gerade in einem hautengen, glänzend roten Kleid an der Bar rekelte. Obwohl sich ihr Haar in einer schweren Hochsteckfrisur über ihrem schönen Kopf türmte, hielt sie ihren langen Hals stolz nach oben gereckt.
    Ich nannte ihm die Bedingung, welche die unberechenbare Schönheit an meiner Bar sicherlich stellen würde, und versprach ihm, mein Bestes zu versuchen. Malila warf einen kurzen, hochmütigen Blick auf den kleinen Gerd und lehnte ab.
    »Verdammt noch mal, Malila. Er ist bereit, den Dom Perignon Rosé für dich zu bestellen. Das wären 50 Prozent von 250 Mark für dich! Rechnen wirst du ja wohl noch können!«
    »Trotzdem nicht. Ich mag nicht!«, sagte sie so leichthin, als würde der Schampus in Cruzeiro bezahlt und nicht in Mark.
    Ich starrte sie fassungslos an, sah aber ein, dass weitere Versuche, sie umzustimmen, zwecklos waren. Wütend schickte ich meine Polinnen und Moa, ein weitaus zahmeres brasilianisches Mädchen, an Gerds Tisch. Gerd verstand meine Geste und ließ sich trösten. Ein wenig später hörte ich die vier vergnügt lachen, was in Malilas Ohren offenbar wie Hohn klang. Erst rutschte sie unruhig auf ihrem Barhocker herum, dann zogen sich ihre Augen zusammen, und schließlich griff sie nach ihrem Champagnerglas und stürzte es in einem Zug herunter. Ich entdeckte keinen Aschenbecher in ihrer Nähe, zog mich aber sicherheitshalber hinter die Bar zurück. Malila glitt vom Hocker, näherte sich Gerd von hinten und umschlang ihn mit ihren langen, sonnengebräunten

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